Rücktritt am Samstag
Frau legte Kind ins Bett, Ski-Star traf Entscheidung
Thomas Dreßen stellt die Rennski ins Eck. Der Deutsche kündigte in Kitzbühel völlig überraschend sein Karriereende an.
"Es fällt mir schwer, dass ich Servus sagen muss, aber ich bin mit mir im Reinen", erklärte der deutsche Ski-Star in einem Hotel in Kirchberg, dem Wohnort von ÖFB-Star David Alaba, vor dem Rennwochenende in Kitzbühel sein bevorstehendes Karriereende. Die Abfahrt auf der Streif am Samstag wird das letzte Rennen des 30-Jährigen sein.
Ein Schlussstrich an einem Ort, der für Dreßen besondere Bedeutung hat. 2018 triumphierte der Deutsche als Außenseiter sensationell auf der legendären Streif, holte damals seinen ersten Weltcup-Erfolg. Insgesamt stand der im öberösterreichischen Scharnstein lebende deutsche Ski-Star fünfmal ganz oben. "Was gibt es Würdevolleres, als die Karriere in Kitzbühel zu beenden? Das will ich noch einmal genießen", meinte Dreßen.
Entscheidung nach Kitz-Video
Ein schwerer Sturz im November 2018 in Beaver Creek brachte die Karriere des 30-Jährigen ins Stocken. Kreuzbandriss, Totalschaden im rechten Knie, die Hüfte beschädigt. Davon konnte sich der nun 30-Jährige nie ganz erholen. Zwischen März 2020 und November 2022 bestritt Dreßen mit der Ausnahme der WM-Abfahrt von 2021 kein einziges Rennen. Zweieinhalb Jahre lang.
"Eigentlich wurde mir in Wengen während der Fahrt schon klar, dass dies womöglich meine letzte Abfahrt ist", erzählte der Deutsche. Letztendlich sei die Entscheidung am letzten Sonntag gefallen. Seine Frau hatte gerade die gemeinsame Tochter ins Bett gebracht. "Da war ich alleine", erzählte der 30-Jährige, schaute sich seine Siegfahrt aus dem Jahr 2018 noch einmal an. "Und da wurde mir klar, das geht nicht mehr, das lässt das Gestell nicht mehr zu. Fürs Hinterhergurken werde ich mein Gestell nicht mehr opfern", so der Sieger von fünf Weltcuprennen, der nie zu alter Form zurückfand.
Eine letzte Hoffnung schöpfte Dreßen nach der WM-Abfahrt von Courchevel 2023. Zwar wurde der Deutsche bloß Zehnter, auf Bronze fehlten aber nur 26 Hundertstel. Der nun 30-Jährige startete mit Elan in die Saison, die Top-Ergebnisse blieben aber aus. Rang 18 im Super-G von Gröden war das beste Saisonergebnis. Zu wenig für die hohen Ansprüche Dreßens.
Mit der Geburt seiner Tochter im vergangenen Jahr änderte sich auch Dreßens Perspektive. "Es gibt auch ein Leben danach. Ich will mit meinen Kindern Sport treiben und sie aktiv erziehen", erzählte der Deutsche. Deshalb ist nun Schluss. Nachdem Dreßen am Samstag noch die legendäre Streif bezwingt.