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Frau bekam keinen Job, weil sie kleinwüchsig ist

Für viele Menschen mit Behinderung ist Diskriminierung am Arbeitsmarkt Alltag. Eine Betroffene spricht im Interview mit "Heute" über ihre Erfahrungen.

Amra Duric
Arbeitsmarkt-Expertin Maria Strobl sprach mit <em>"Heute"&nbsp;&nbsp;</em>über Herausforderungen, die Menschen mit Behinderung bei der Jobsuche erleben.
Arbeitsmarkt-Expertin Maria Strobl sprach mit "Heute"  über Herausforderungen, die Menschen mit Behinderung bei der Jobsuche erleben.
heute.at

Zwei Jahre lang war Claudia auf Jobsuche. Die Niederösterreicherin schrieb Dutzende Bewerbungen, bekam jedoch selten eine Rückmeldung. "Wenn ich dann einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, hat man mich diskriminierend behandelt", erzählt die 36-Jährige im Gespräch mit "Heute".

Claudia ist kleinwüchsig und hat, wie viele Menschen mit Behinderung, Diskriminierung am Arbeitsmarkt erlebt. "Ein potentieller Arbeitgeber sagte mir, wenn er mich anstellen würde, müsste er auch eine Leiter kaufen. Solche Aussagen haben mich früher verletzt, mittlerweile komme ich damit zurecht."

Im Video: Expertin Maria Strobl über Inklusion am Arbeitsplatz

Arbeitsassistenz unterstützt bei Jobsuche

Unterstützung bei der Arbeitssuche hat sich die Niederösterreicherin bei der Caritas geholt. Mit Hilfe der Arbeitsassistenz hat die 36-Jährige auch eine Stelle als wirtschaftliche Hilfskraft in der Küche eines Horts bekommen. "Ich wollte gerne mit Kindern arbeiten. Es ist mein absoluter Traumjob", schwärmt Claudia.

"Menschen mit Behinderung noch immer wenig zugetraut. Es gibt immer noch Vorurteile, dass diese Menschen nix können und dumm sind."

Wie schwer es für Menschen mit Behinderung ist, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, weiß Caritas-Betreuerin Verena Schindler aus erster Hand. "Leute, die im Recruiting sind, haben eine bestimmte Vorstellung für die Besetzung der Stelle. Man nimmt sich selten Zeit die Person, die vor einem sitzt, kennenzulernen. Menschen mit Behinderung wird noch immer wenig zugetraut. Es gibt immer noch Vorurteile, dass diese Menschen nix können und dumm sind."

Bewerbung ohne Behinderung

Ihren Klient:innen empfiehlt Schindler Behinderungen nicht in die Bewerbungen zu schreiben. "Außer, es wird verlangt. Man sollte auch den Begriff Behinderung ersetzen, weil er so negativ behaftet ist", so die Betreuerin.

Zum Thema Arbeitsinklusion hat die Caritas heuer eine Umfrage veröffentlicht. 218 Menschen mit kognitiven Behinderungen und/oder Mehrfachbeeinträchtigung, die in Caritas-Werkstätten beschäftigt sind, wurden befragt. 60 Prozent erklärten, dass sie es sich vorstellen können, auf den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln.

"Es gehört für die Unternehmen auch viel mehr Informationsarbeit geleistet, um die Angst zu verlieren Menschen mit Behinderung anzustellen."

"Wir merken, vor allem in den letzten Jahren aufgrund der Pandemie, dass sehr viele Arbeitsverhältnisse beendet wurden und ein Wiedereinstieg entsprechend schwierig ist. Es ist eine große soziale Distanz da gewesen. Das heißt, Menschen, die zu uns in die Begleitung kommen, haben zusätzlich diese Hürde, wieder in Kontakt zu kommen", erzählt Maria Strobl, Arbeitsmarkt-Expertin für Menschen mit Behinderung, im Interview mit "Heute".

Mehr Verständnis von Unternehmen gefordert

Laut Strobl muss in vielen Unternehmen ein Umdenken stattfinden. "Ich als Brillenträgerin bin auch, in vielen Situationen, sehr wohl beeinträchtigt, habe aber dieses Stigma nicht. Bei Menschen mit Behinderung ist es auch so, dass sie manche Teilbereiche nicht gut bewerkstelligen können und mehr Eingewöhnungszeit brauchen."

Die Expertin fordert mehr Verständnis seitens der Arbeitgeber:innen. "Es gehört für die Unternehmen auch viel mehr Informationsarbeit geleistet, um die Angst zu verlieren Menschen mit Behinderung anzustellen. Es braucht aber auch mehr Systeme, die durchlässiger sind und Menschen mit Behinderung die Möglichkeit geben, sich am ersten Arbeitsmarkt zu probieren."

Infos für Betroffene
Caritas-Arbeitsassitenz: 02952 200-52
Inklusive Jobplattform: myAbility.jobs
Institut zur beruflichen Integration: 02266/66185
Verein win Wiener Integrationsnetzwerk: 01/817 71 83

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS