Hirnforschung

Forscher machen neue Entdeckung gegen Panikattacken

Forscher fanden einen neuen Schaltkreis im Gehirn, der Panikattacken auslöst. Ein Ansatz, der für neue Therapeutika genutzt werden könnte.

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Forscher machen neue Entdeckung gegen Panikattacken
Eine Panikattacke kann sehr schnell und ohne erkennbaren Grund auftreten. Und obwohl körperliche Symptome auftreten, ist sie nicht gefährlich.
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Wer schon mal eine Panikattacke hatte, kennt das Gefühl von plötzlich schweißnassen Handflächen, Kurzatmigkeit und Herzrasen, bei dem man glaubt, gleich an einem Herzinfarkt zu sterben oder in Ohnmacht zu fallen. Jetzt wollen Wissenschaftler einen Schlüsselweg im Gehirn entdeckt haben, der den Weg für neue Behandlungen von Panikattacken ebnen könnte. Forscher des Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien (USA) haben bei Mäusen eine Hirnregion ausfindig gemacht, die für die Entstehung von Panik verantwortlich ist. Außerdem entdeckten sie, dass die Hemmung bestimmter neuronaler Signale die Paniksymptome vermindern kann. Ihre Ergebnisse wurden in der Zeitschrift "Nature Neuroscience" veröffentlicht.

"Zuvor dachten wir, dass die Amygdala (das Angstzentrum des Gehirns) hauptverantwortlich sei – aber auch Menschen, deren Amygdala geschädigt ist, können immer noch Panikattacken erleben, also wussten wir, dass wir woanders suchen müssen", so der Hauptautor der Studie, Sung Han. "Jetzt haben wir einen spezifischen Hirnschaltkreis außerhalb der Amygdala gefunden, der mit Panikattacken in Verbindung steht (...)." Dieser Schaltkreis besteht aus spezialisierten Neuronen, die ein Neuropeptid (ein kleines Protein, das Nachrichten durch das Gehirn sendet), namens PACAP, senden und empfangen.

Was ist eine Panikattacke?
Eine Panikattacke ist ein Symptom der Panikstörung, bei der die Betroffenen regelmäßig plötzliche Anfälle von Panik oder Angst haben. Während einer Panikattacke kommt es zu intensiven psychischen und körperlichen Symptomen. Sie kann sehr schnell und ohne erkennbaren Grund auftreten, ist aber nicht gefährlich. Die meisten Panikattacken dauern zwischen 5 und 20 Minuten und bringen eine Reihe an Symptomen mit sich: Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit, Schwindel, Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Zittern, Hitzewallungen, trockener Mund, vermehrtes Gähnen, die Angst zu sterben oder in Ohnmacht zu fallen, Kribbeln, Schüttelfrost, Erstickungsgefühl oder das Gefühl, nicht mit dem eigenen Körper verbunden zu sein. Die Häufigkeit der Attacken kann stark variieren. Manche Betroffene haben wöchentlich oder sogar täglich Attacken über Monate hinweg, wohingegen andere mehrere Attacken am Tag haben und anschließend Wochen oder Monate gar keine. Behandelt werden Panikattacken mit Antidepressiva bzw. angstlösenden Medikamenten und/oder mittels Psychotherapie.

Gehirnkarte

Die Wissenschaftler haben Regionen, Neuronen und Verbindungen im Gehirn kartiert, die Panikattacken auslösen. Sie konzentrierten sich auf den lateralen parabrachialen Nukleus (PBL) im Hirnstamm. Dieser als Alarmzentrum bekannte Bereich reguliert Atmung, Herzfrequenz und Körpertemperatur. Aber nicht nur das. Wie die Forscher nämlich herausfanden, spielt die PBL auch eine Rolle bei der Auslösung von Panik und der Herbeiführung emotionaler und körperlicher Veränderungen. Darüber hinaus produziert diese Hirnregion das Neuropeptid PACAP (Hypophysen-Adenylatzyklase-aktivierendes Polypeptid), das ein wichtiger Regulator von Stressreaktionen ist. Die genaue Beziehung zwischen diesen Elementen blieb bis jetzt jedoch unklar. Daher führten die Forscher Experimente an Mäusen durch, um ihre vorgeschlagene Gehirnkarte zu bestätigen und zu verfeinern. "Emotionale und stressbedingte Verhaltensweisen wurden in der Vergangenheit mit PACAP-exprimierenden Neuronen in Verbindung gebracht", so der Co-Erstautor Sukjae Kang. "Durch die Nachahmung von Panikattacken bei Mäusen konnten wir die Aktivität dieser Neuronen beobachten und eine einzigartige Verbindung zwischen dem PACAP-Gehirnkreislauf und der Panikstörung entdecken." Die Forscher fanden heraus, dass die Paniksymptome durch die Hemmung der PACAP-Signalübertragung gelindert werden können.

Zusammenhang zwischen Angst und Panik

Jetzt wollen die Forscher ihre Aufmerksamkeit auf den Zusammenhang zwischen Angst und Panik richten. Panikattacken werden zwar nach heutiger Definition als Angststörung eingestuft, unterscheiden sich jedoch in mehreren Punkten davon. Panik kann beispielsweise körperliche Symptome wie Kurzatmigkeit, schneller Herzschlag, Schwitzen und Übelkeit auslösen, die normalerweise nicht durch Angstzustände hervorgerufen werden. Darüber hinaus sind Panikattacken oft unkontrollierbar und spontan, im Gegensatz zu anderen Angststörungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die eher auf dem Gedächtnis basieren und vorhersehbare Auslöser haben.

red
Akt.