Blut wird anhand mehrerer Faktoren, wie der vier Blutgruppen A, B, AB und 0 sowie des Rhesusfaktors, eingeordnet. Letzterer bezeichnet ein Eiweiß, das sich auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen befindet. Ist dieses auch Antigen genannte Eiweiß vorhanden, spricht man von Rhesus-positivem Blut. Fehlt es, ist das Blut Rhesus-negativ. Diese Zuordnung ist wichtig, wenn es um Blutspenden geht (siehe Box). Insgesamt gibt es über 40 verschiedene Blutgruppensysteme, von denen die meisten jedoch keine Bedeutung für den medizinischen Alltag haben.
Relevant sind vor allem acht Blutgruppen: A+, A-, B+, B-, AB+, AB-, 0+ und 0-. Britische Forschende haben nun eine neue, wichtige Blutgruppe nachgewiesen: MAL.
Der Fund geht auf eine Blutprobe einer Frau aus dem Jahr 1972 zurück. Bei ihr fehlte ein eigentlich weit verbreitetes Blutgruppen-Antigen: AnWj. Sie war also AnWj-negativ, wie Fachpersonen es nennen. Was dahinter steckte, war Forschenden weltweit bislang ein Rätsel. Denn bei mehr als 99,9 Prozent ist AnWj vorhanden. Sie sind AnWj-positiv.
Das Team von NHS Blood and Transplant des International Blood Group Reference Laboratory (IBGRL) in Bristol und der University of Bristol kam der Lösung nun mithilfe der sogenannten Exomsequenzierung auf die Spur. So nennen Fachleute die Sequenzierung aller eiweiß-kodierenden Bereiche von Genen in einem Genom – dem Exom. "Ohne diese Technik hätten wir das nicht geschafft, da das von uns identifizierte Gen kein offensichtlicher Kandidat war und über das MAL-Protein in roten Blutkörperchen nur wenig bekannt ist", so Louise Tilley, IBGRL-Senior-Forscherin.
Für Menschen, die AnWj-negativ sind, kann eine Bluttransfusion mit der falschen Blutgruppe eine Transfusionsreaktion auslösen, heißt es in einer Mitteilung des NHS.
Eine solche kann verschiedene Symptome wie Schwindel, Ausschlag, Blutdruck- und Pulsveränderungen und Luftnot hervorrufen, aber auch zu Gerinnungsstörungen und Blutungen führen. Die Erkenntnisse sollen zu einem neuen Test führen, der es ermöglicht, Menschen mit dieser seltenen Blutgruppe zu identifizieren und passende Blutspender zu finden. Dies wird auch in Zukunft die Suche nach passenden Blutspendern erleichtern.
Die Studie wird im Fachjournal "Blood" der American Society of Hematology erscheinen.
Im Jahr 2022 ist es kanadischen Forschenden erstmals gelungen, den Bluttyp menschlicher Lungen zu verändern: von A zu 0. Das macht Organe für mehr Menschen passend.