Großes ORF-Interview
Flüge teurer? Das will Schilling in Europa ändern
Im Ö1 "Journal zu Gast" konkretisierte die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling, wie sie das Flugzeug unattraktiver machen will.
Die grüne Spitzenkandidatin für die EU-Wahl, Lena Schilling, sticht heraus. Und das unter ihren Konkurrenten Andreas Schieder (54, SPÖ), Reinhold Lopatka (63, ÖVP), Harald Vilimsky (57, FPÖ), Helmut Brandstätter (68, NEOS) und Günther Hopfgartner (58, KPÖ) nicht nur wegen ihres Alters von erst 23 Jahren.
Die 2001 Geborene ist ein kompletter Polit-Neueinsteiger, stand zuvor als Klima-Aktivistin in der Öffentlichkeit. "Im Journal zu Gast" auf Ö1 wollte sie am Samstag darlegen, warum man ihr am 9. Juni trotzdem das Vertrauen und eine Stimme schenken sollte.
Züge billiger
In der EU hat man es überwiegend mit knallharten politischen Inhalten zu tun, dabei sei ihr aber vor allem die Haltung wichtig, sagte sie gleich einleitend. "Für mich ist Politik nicht nur die Arbeit im Parlament, sondern auch das, was in Schulen stattfindet, in Betrieben, auf der Straße." Ein von ihr geplantes Leuchtturmprojekt sei ein Format zur besseren Einbindung von Menschen und Experten in diese parlamentarischen Prozesse.
Eine der zentralen Forderungen ist jene nach billigeren Zugverbindungen in Europa. Es könne nicht sein, dass ein Flug teilweise das Dreißigfache billiger ist. Nur bei gleichen Kosten könne man den Menschen eine echte Wahlfreiheit bieten. Konkret sollen insbesondere viel genutzte Zugverbindungen, auf denen aber auch viel geflogen wird, billiger werden.
Flüge teurer
Heißt das, dass im Gegenzug Flüge auch teurer werden sollen? "Langfristig ist das sicher eine Perspektive", so Schilling, kurzfristig gehe es aber mehr darum, Menschen eben die Wahlfreiheit zu geben. Es gehe also nicht um den Familienurlaub nach Italien, sondern um die strukturelle Frage, wie wir uns im Alltag fortbewegen und die Frage, wo Flüge notwendig sind.
In Österreich hat sich durch den Ausbau der Strecke Linz-Wien beispielsweise gezeigt, dass der Zug hier nun so schnell ist, dass es diese Inlandsflugverbindung einfach nicht mehr braucht. "Das muss das Ziel sein."
Lena Schilling im "Heute"-Interview:
Neutralität anders definieren
Übergang zur Geopolitik: Natürlich müsse die Ukraine sich verteidigen können und natürlich müsse sie dabei auch unterstützt werden, sagte sie zum russischen Angriffskrieg. Sachen, die mit der Neutralität in Konflikt stehen, würden aktuell nicht passieren. Trotzdem müsse Neutralität anders definiert werden, um eben mehr Unterstützung leisten zu können.
Im Internet brauche es "härtere Regularien". Was dort an Drohungen, Propaganda und Hetze an der Tagesordnung stehe, sei ein großes Problem. "Ganze Plattformen zu verbieten, halte ich derzeit trotzdem nicht als sinnvoll."
Zum Thema Migration hielt sie fest: "Menschen, die ertrinken, muss man retten." Schellings Mutter habe die Leitung eines Flüchtlingsheims übernommen, sie selbst dort mitgeholfen und etwa Deutschunterricht gegeben. Hier gab es Vorfälle, dass ihr etwa die Hand nicht gegeben wurde oder manche sich das Essen von ihr nicht geben ließen. Trotzdem habe sie nie Angst gehabt.
Um den politischen Gegner ging es im "ungewöhnlichen Wahlkampfinterview", wie es Ö1-Moderator Kappacher nannte, keine. Schilling fokussiere sich lieber darauf, was es zu gewinnen gibt. "Ich glaube, es gibt ein Gegenangebot."