Vermietern droht Haft
Flüchtlingsfamilien mussten neben Bauschutt hausen
Jener Vermieter, der in der Wiener Dresdnerstraße Flüchtlinge in Büros einquartierte, steht am Dienstag vor Gericht – ihm drohen 5 Jahre Gefängnis.
Ganze 38 Familien aus Syrien und dem Irak mussten zu Wucherpreisen in lieblos umfunktionierten Büroräumen in der Wiener Dresdnerstraße neben Bauschutt und freiliegenden Kabeln am Boden kauern, nach einer Razzia sogar ohne Strom und Warmwasser, wir berichteten.
Für die Unterkünfte im baufälligen Horror-Haus blechten die Flüchtlinge insgesamt 320.850 Euro an den gefassten Vermieter (29), mussten zusätzlich zur Miete (rund 1.000 Euro) auch noch unverschämte Provisionen in bar übergeben.
Der vorbestrafte Verdächtige (29) hielt sich illegal in Österreich auf, ging keiner Arbeit nach und kassierte laut Anklage von den Bewohnern auch noch einen Pauschalbetrag für Strom, obwohl die Versorgung durch gestohlene Energie aus manipulierten Stromzählern gespeist wurde (19.000 Euro Schaden).
Am Dienstag startet in Wien der Betrugsprozess gegen den 29-Jährigen aus dem Irak, der von den betroffenen Bewohnern nur "Abu H." genannt wurde. Für den illegal in Österreich aufhältigen Mann klickten im Zuge einer Razzia vor Ort die Handschellen. Mehr als Hundert Menschen, darunter viele Kinder, bangten anschließend um ihre Existenz. Die Familien konnten wochenlang weder kochen noch waschen oder ihre Handys laden. "Es ist schlimmer als im Krieg", sagte einer der Flüchtlinge aus Syrien damals zu "Heute".
Anwalt Gregor Klammer machte sich für die Betroffenen stark. Der Verdächtige wird vom Top-Verteidiger Wissam Barbar vertreten, sitzt in U-Haft. Wegen Betrugs, einer illegalen Badezimmersanierung an anderer Stelle und dem Verdacht der Körperverletzung droht dem Iraker bei einer Verurteilung eine empfindliche Haftstrafe. "Er ist zu allen Vorwürfen nicht geständig", erklärte der Jurist zu "Heute".
Brisant: Beim Prozess am Wiener Landl werden ab Dienstag zahlreiche Zeugen erwartet – darunter auch ein mutmaßlicher Hintermann, der gleich mehrere sogenannte Horror-Häuser besitzt und im besagten Fall ebenfalls die Hand aufgehalten haben soll. Wie "Heute" in Erfahrung bringen konnte, läuft auch gegen den Mann ein umfangreiches, aber abgesondertes geführtes Verfahren. Das Mobiltelefon des Verdächtigen wurde demnach bereits beschlagnahmt und sein Fahrzeug durchsucht. Die Unschuldsvermutung gilt.
Miet-Betrug in Wien, Flüchtlinge müssen in Bruchbude leben
Auf den Punkt gebracht
- Ein Vermieter in Wien steht vor Gericht, weil er Flüchtlinge zu Wucherpreisen in unzumutbaren Büro-Unterkünften untergebracht hat
- Die Familien aus Syrien und dem Irak mussten hohe Mieten zahlen und zusätzlich unverschämte Provisionen entrichten
- Der Vermieter, der illegal in Österreich lebt, droht eine Haftstrafe wegen Betrugs und anderer Vorwürfe
- Beim Prozess werden zahlreiche Zeugen erwartet, darunter auch ein mutmaßlicher Hintermann des Horror-Hauses