Fussball
Flögel über Schottland: "Schweinskick mit Kämpferherz"
Thomas Flögel ist DER Schottland-Experte unter den rot-weiß-roten Fußballern. Der Ex-Austrianer über Heldentum, Schweinskick, Whisky und mehr.
Wenn Österreich auf Schottland trifft, fiebert einer ganz besonders mit: Thomas Flögel. Das Austria-Urgestein rackerte fünf Jahre lang bei Heart of Midlothian, lernte Land und Leute lieben. Für "Heute" analysiert der Ex-Teamspieler die "Highlander" – und sorgt sich um die "Veilchen".
"Schottland spielt oft einen Schweinskick, gibt aber selbst bei einem 0:3-Rückstand nicht auf. Der Siegeswille ist enorm, das Kämpferherz riesig. Das macht sie enorm gefährlich." So umreißt Flögel den Charakter des ersten ÖFB-Gegners in der WM-Quali.
"Die schönste Zeit meiner Karriere"
Der 49-Jährige ist der Top-Experte, wenn es um die "Bravehearts" geht. 164 Spiele bestritt der Wiener zwischen 1997 und 2002 auf der Insel, eroberte den schottischen FA Cup. "Wir haben die Rangers geschlagen, stiegen zu Legenden auf. Das ganze Team wurde in die 'Hall of Fame' aufgenommen. Die 'Hearts'-Zeit war die schönste meiner ganzen Karriere", erinnert sich Flögel.
Dabei hatte er gewisse Startschwierigkeiten, wurde rasch ins Reserveteam abgeschoben. "Ich wollte den Klub eigentlich wieder verlassen, hab dem Trainer gesagt, er soll meinen Vertrag zerreißen. Im nächsten Match war ich in der Startelf, habe zwei Tore erzielt. Ab diesem Zeitpunkt ist es gelaufen."
Später kehrte er mit der Nationalmannschaft zurück, bestritt im Hampden Park – wo auch heute die WM-Quali startet – einen Test. "Ich war Kapitän, wir haben 2:0 gewonnen." Ein ähnliches Ergebnis traut Flögel der aktuellen ÖFB-Elf zu. "Unsere Legionäre sind zum größten Teil Schlüsselspieler bei ihren Vereinen. Alaba, Sabitzer, Baumgartner, nur um einige zu nennen. Diese Dichte haben die Schotten nicht. Wenn bei uns alle an Bord sind, sind wir besser."
Flögel über Whisky, Haggis und Röcke
Flögel lernte in Schottland nicht nur britische Härte, sondern auch eine neue Sprache kennen. "Die Schotten reden Englisch, wie die Österreicher Deutsch – alles ein bisserl schlampig. Am Anfang hab ich nichts verstanden", grinst er.
Freilich wurde auch der eine oder andere Whisky verkostet. "Wobei ich gestehen muss, dass ich kein großer Whisky-Trinker bin, ich kann nicht wirklich mitreden. Aber es hat immer geheißen, der Whisky von den kleinen Inseln ist besser als der vom Festland. Den Unterschied hab sogar ich geschmeckt. Für einen richtig Guten muss man jedenfalls direkt nach Schottland fahren, in die kleinen Destillerien. Was du bei uns in Österreich im Geschäft bekommst, kann da nicht mithalten."
Und auch mit Haggis, der schottischen Delikatesse schlechthin, kam Flögel in Berührung. "Fürchterlich. Ein mit Innereien gefüllter Schafsmagen. Mittlerweile gibt es das aber in verschiedenen Variationen – mit normalem Fleisch gefüllt, mit Spinat drin und so weiter. Aber ich hab es echt nicht gebraucht."
Wie er auch mit dem Schottenrock nicht warm wurde. "Der ist dort das, was bei uns die Lederhose ist. Er ist halt Tradition bei den Einheimischen, schaut lässig aus, wenn jeder einen trägt – wie bei Mannschaftsfotos oder so. Aber ich habe mir gar keinen eigenen zugelegt. Das hätte für mich keinen Sinn ergeben. Ich bin ja Österreicher, nicht Schotte."
"Austria auf gutem Weg? Nach Mariazell?"
Wenn man mit Flögel über die Austria spricht, vergeht ihm das Lachen. Fällt es ihm schwer, den "Veilchen" derzeit zuzusehen? "Ja, aber ich hab's leicht. Ich brauch nur auf die Fernbedienung drücken und der Fernseher schaltet sich aus. Mittlerweile schau ich mir nur noch die Liga-Konferenz an, nicht das Einzelspiel. Da muss ich mich zu sehr ärgern."
Verstehen kann der Ex-Kicker den Absturz der Austria, mit der er vier Mal Meister und Cup-Sieger wurde, nicht. "Man hört immer, sie seien jetzt auf einem guten Weg. Aber wohin? Nach Mariazell? Sie Situation ist nicht schön. Die Austria verliert immer mehr an Akzeptanz. Und niemand will schuld sein. Das wird langsam fad.
Ist der Investor die Rettung? "Ich kenne die Absichten dieser Leute nicht, da fehlt mir der Einblick. Aber ich bin vorsichtig. Ich habe Stronach miterlebt, habe gesehen, wo das hinführen kann. Fakt ist nämlich: Man braucht in erster Linie Zeit, um etwas aufzubauen. Red Bull hat es vorgemacht. Die haben auch trotz Geld viele Jahre gebraucht, um sich zu entwickeln. Die sind am Anfang auch gegen Düdelingen aus der Champions-League-Quali rausgeflogen."