Promi-Trainer in Wien
Fit wie ein Weltmeister: Das ist Arnie aus Afghanistan
Najibullah "Najeeb" Ander flüchtete vor 14 Jahren nach Österreich. Der Fitness-Profi holte den Weltmeistertitel im Bodybuilding in seine neue Heimat.
Er war erfolgreicher Fußball-Nationalspieler in Afghanistan, bevor Najibullah "Najeeb" Ander seine Heimat verlassen musste. "Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens", blickt er im "Heute"-Gespräch zurück. "Ich habe nach einem sicheren Land gesucht, um meine Träume zu verwirklichen." In Österreich war der 37-Jährige lange auf sich alleine gestellt.
"Natürlich hat man in einem neuen Land mit einer anderen Kultur am Anfang Schwierigkeiten. Aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen." Als er wegen einer Verletzung nicht weiter Fußball spielen konnte, entschied sich Ander, mit Kraft-Training zu beginnen. "Arnold Schwarzenegger war immer mein Vorbild. Ich wollte erreichen, was er geschafft hat. Er ist der Grund, warum ich ins Bodybuilding eingetreten bin."
Tochter brachte ihm WM-Titel
Durch seine "gute Genetik und Hardcore-Training" konnte er sich im Oktober 2023 seinen Lebenstraum erfüllen: Er wurde Bodybuilding-Weltmeister und holte den Titel für Österreich. Der Profi-Sportler belegte zuerst nur den zweiten Platz, aber der Gewinner wurde wegen Dopings disqualifiziert. Anders durfte den größten Triumph seiner sportlichen Karriere erleben. "Ich habe 20 Jahre gebraucht, um meinen Körper in diesen Zustand zu bringen." Vor dem Wettkampf absolvierte er wochenlang drei Trainings-Einheiten und aß sechs Mahlzeiten pro Tag, die er selbst zubereitete. Zucker war dabei tabu.
Seinen Sieg verdankt der 37-Jährige auch seiner fünfjährigen Tochter Sophia. "Niemand kann mich so motivieren wie sie und ihre Worte. Sie ist mein Mentor, mein Partner, meine Tochter und sie erzieht mich. Sie hat mir sehr viel geholfen. Wenn ich in der Vorbereitung auf die WM mal Lust auf was Süßes bekommen habe, wurde sie streng: Papa, du darfst das nicht essen." An Tagen, an denen das Mädchen ihrem Vater beim Training zuschaute, wischte sie ihm oft den Schweiß mit einem Handtuch von der Stirn. "Sie ist der ehrlichste Trainingspartner meines Lebens. Dafür bin ich ihr für immer dankbar."
Promi-Trainer in City-Studio
Während der Vorbereitung auf seinen Titel arbeitete Anders weiter Vollzeit. Seit sechs Jahren bringt er im Wiener City-Fitnessstudio "Penthouse Sports" auch viele Promis in Höchstform. Der beliebte Personal-Trainer half Peter Weck nach seinem Schlaganfall vor zwei Jahren zurück ins Leben. Er machte auch Sänger und Netrebko-Ehemann Yusif Eyvazov fitter. Regelmäßig begrüßt Anders auch Politiker im Studio, wie zuletzt einen irakischen Minister.
"Ich bin sehr froh, dass ich österreichische und internationale Prominente trainieren darf. Es spielt keine Rolle, wer sie auf der Bühne sind oder wer ich bin. Es geht um ihre Gesundheit und darum, dass ich einen Weg finde, ihnen zu helfen."
Bei Rot gefahren: Keine Staatsbürgerschaft
Doch das Land, für das er seinen WM-Titel holte, gab ihm dafür nicht so viel zurück. Einen Tag nach der Weltmeisterschaft wurde Anders’ Staatsbürgerschafts-Antrag abgelehnt. "Ich lebe seit 14 Jahren in Österreich und habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, außer ein Mal bei Rot über die Ampel zu fahren. Deswegen wurde der erste Antrag abgelehnt", bedauert er. Als Sportler braucht er aber dringend die Staatsbürgerschaft, um reisen zu können.
Er wünscht sich mehr Anerkennung für seinen Sport und seine Leistung. "Unser Verband IFBB Austria hat mir sehr geholfen und auch die Kosten für Hotel, Flug und Registrierung übernommen. Vom Sportministerium haben wir nichts bekommen. Als Profi-Sportler braucht man aber auch vom Staat ein bisschen Push und Unterstützung", wünscht er sich.
Trainieren wie ein Weltmeister
Auf den Punkt gebracht
- Najibullah "Najeeb" Ander ist ein ehemaliger Fußball-Nationalspieler aus Afghanistan, der nach Österreich geflohen ist und dort zum Bodybuilding-Weltmeister aufgestiegen ist
- Mit Entschlossenheit und intensivem Training erreichte er seinen lebenslangen Traum und holte den Titel für Österreich
- Trotz des Erfolgs wünscht sich Ander mehr Anerkennung und Unterstützung von staatlicher Seite für seine Leistungen als Profi-Sportler