"Unvermeidbar"
Firmenchef vermutet: 6-Tage-Woche ist so gut wie fix
Andreas Hermann, Arbeitspsychologe und Firmenchef, ist der Meinung, dass die 6-Tage-Woche auch in Österreich kommen wird.
Während in vielen europäischen Ländern über eine Arbeitszeitverkürzung nachgedacht wird, führte Griechenland erst im Juni eine 6-Tage-Woche ein. Durch eine Reform des Arbeitsrechtes sollen die Menschen im beliebten Urlaubsland nun bis zu 48 Stunden in der Woche arbeiten können – mehr ist in der EU auch nicht erlaubt. Grund für die Maßnahme ist ein hoher Fachkräftemangel.
"Nicht normal"
Arbeitspsychologe und Firmenchef von "Business Beat" Andreas Hermann sieht in dem Gesetz aber einen "schönen Kontrast zur 'Ich will weniger arbeiten' Bewegung". "Hier sehen wir auch, wie ungemein wichtig es ist, unterschiedlichste Arbeitszeitmodelle zu entwickeln – natürlich auch innerhalb eines Unternehmens. Wir müssen auch die vermeintliche Blockade überwinden, dass eine X-Stunden-Woche 'normal' sei", erklärte er weiter.
Außerdem gebe es alleine schon durch unterschiedliche Modelle aufgrund von Eltern- oder Altersteilzeit ein buntes Potpourri. Dabei gebe es Lebensphasen, in denen will oder muss eine Person reduziert arbeiten. "Zugleich gibt es Zeiten, in denen ich in der Arbeit aufgehe, darin meine Erfüllung sehe und lieber mehr Stunden mache. Oder auch in der Rente, wenn ich noch weiterhin aktiv bleiben möchte", betonte der Firmenchef.
6-Tage-Woche "unvermeidbar"
Auf die Frage, ob die 6-Tage-Woche auch auf uns zukommen werde, antwortet Hermann: "Unvermeidbar ja!" Am Ende wäre es nämlich ein Transfer zwischen Mitarbeiter und Unternehmen. "Zeit für Geld – Geld für Zeit", so der Psychologe. "Zugleich wird speziell die Pensionierung der Generation der Babyboomer neue Modelle erfordern. Modelle, die leider bis heute nicht angedacht wurden, obwohl seit 20 Jahren klar ist, was hier auf unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft auf uns zukommen wird."
Müssen uns anpassen
Neue Modelle würden aus der Sicht Hermanns aber auch neue Herausforderungen mit sich bringen. Dort müsse man "extrem aufpassen", dass "vergleichbare Maßnahmen zwar kurzfristig bei Personalengpässen helfen können", langfristig würden die Risiken aber wachsen. Erhöhte Stressbelastung und Burnout bei den Mitarbeitern – speziell in ohnehin prekären Arbeitsverhältnissen, nannte er als Beispiel.
Wichtig sei es deshalb, dass dann auch Arbeitgeber parallel nachhaltige Strategien entwickeln, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und eine gesunde Work-Life-Balance zu fördern. "Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Arbeitskräfte langfristig gesund und produktiv bleiben", betonte der Firmenchef.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Andreas Hermann, Arbeitspsychologe und Firmenchef, ist der Meinung, dass die 6-Tage-Woche auch in Österreich kommen wird
- Er betont die Notwendigkeit, unterschiedliche Arbeitszeitmodelle zu entwickeln und sich an die Veränderungen anzupassen, um eine gesunde Work-Life-Balance zu fördern und langfristig gesunde und produktive Arbeitskräfte zu gewährleisten