Flutretter aus NÖ

Firmenchef leitete Wasser um, schützte Orte vor Flut

Die Firma Hengl in Limberg leitete reißende Bäche auf ihr Firmenareal um – dort landete das Wasser in einem erst eröffnetem Rückhaltebecken.

Niederösterreich Heute
Firmenchef leitete Wasser um, schützte Orte vor Flut
Firmenchef Florian Hengl sorgte für die Bachumleitung in ein Rückhaltebecken.
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Eine Schotter-Firma hielt eine ganze Region über Wasser: Die Hengl GmbH mit Sitz in Limberg bei Maissau (Bezirk Hollabrunn) leitete Wassermassen auf ihr Firmenareal um – dort landete das Wasser in einem gerade erst eröffneten Rückhaltebecken. Ein visionäres Projekt, das mehrere Gemeinden vor großem Schaden bewahrte.

"In zwei Stunden stehen wir unter Wasser": Wolfgang Lang aus Niederschleinz erlebte am vorletzten Freitagnachmittag, als die Jahrhundert-Flut begann, Niederösterreich in ein Katastrophengebiet zu verwandeln, bange Momente. Sein Bauernhaus liegt am tiefsten in der Gemeinde – und nahe am Schleinzbach im Bezirk Hollabrunn. Dessen Pegel stieg und stieg.

"Den Bach umgeleitet"

"Plötzlich sank der Wasserstand aber", erzählt der Landwirt. Trotz starkem Regen. Lang rief die Feuerwehr an: "Die erklärte mir, dass ,der Hengl‘ den Bach umgeleitet hat." Der 56-Jährige und seine Familie blieben - so wie die anderen Gebäude in Niederschleinz, Frauendorf und weiteren nahen Gemeinden - größtenteils trocken. Mitten in einem Hochwasserereignis, das das Bundesland mit unfassbarer Wucht heimsuchte.

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    Firmenchef ließ Wasser umleiten, Ortschaften konnten so in weiten Teilen von der Wassermassen gerettet werden
    Firmenchef ließ Wasser umleiten, Ortschaften konnten so in weiten Teilen von der Wassermassen gerettet werden
    privat

    "Der Hengl", damit ist Florian Hengl gemeint. Der ist seit über zehn Jahren Geschäftsführer der Hengl-Gruppe mit Sitz in Limberg. Dort verarbeitet sein Unternehmen jährlich über 1,5 Millionen Tonnen Felsgestein zu Wasserbausteinen, Schotter, Edelsplitten, Sanden und Unterbaumaterialien – Abnehmer sind etwa die Strabag und die ÖBB. Die Hengl-Gruppe ist somit ein wichtiger Lieferant für die österreichische Infrastruktur.

    Ein großer Player in der heimischen Wirtschaft also – aber mit Gewässer-Umleitungen im Firmenportfolio? Möglich machten das drei Aspekte: Erstens eine schnelle Reaktion des Unternehmens. Hengl betonte: "Gott sei Dank sind wir rechtzeitig fertig geworden." Zweitens: Tonnen von Schotter für den Schleinitzbach, mit denen die Hengl-Gruppe auch unzählige Sandsäcke zum Schutz vor den Wassermassen füllte. Und drittens: Das Rückhaltebecken am Firmenareal.

    Becken erst im Juni 2024 präsentiert

    Das Becken wurde erst im Juni 2024 präsentiert. Kostenpunkt 4,2 Millionen Euro, beteiligt waren Bund, Land, die Hengl GmbH sowie die Gemeinden Sitzendorf und Maissau. Knapp drei Monate später zeigte es bereits seinen großen Nutzen. Es hat 330.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Trotz Dauerregens und hundertjährlichen Hochwassers war es nur zu 20 Prozent gefüllt. Große Reserven sind also vorhanden.

    "Es ist kein Jahrhundert-Hochwasserprojekt", betont Franz Kloiber (ÖVP), der Bürgermeister von Maissau erleichtert. "Es handelt sich eher um ein Jahrtausend-Projekt." Der Politiker betont: "In Niederschleinz ist kein einziges Haus übergegangen." Sein Amtskollege in Sitzendorf, Martin Reiter (ÖVP), hörte sich während der aktuellen Aufräumarbeiten in der Bevölkerung um – er ortete überschaubare Auswirkungen: "Die entstandenen Schäden sind mir bekannt".

    Rückhaltebecken erst kürzlich fertiggestellt

    Bei der Erstpräsentation des Rückhaltebeckens betonte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): "Sicherheit ist nicht alles, aber ohne Sicherheit ist alles nichts." Wenige Wochen später sollten sich seine Worte bewahrheiten.

    "Tolle Aktion von ihm"

    Betroffene wie Wolfgang Lang aus Niederschleinz, der einer Katastrophe entgangen ist, wissen das zu schätzen. Er bedankte sich persönlich bei Hengl: "Dass wir nicht abgesoffen sind, war eine sehr tolle Aktion von ihm."

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      Herta Graf (64) und Sohn Stefan (34) heute und 2009 im Schlauchboot vor dem Haus.
      Herta Graf (64) und Sohn Stefan (34) heute und 2009 im Schlauchboot vor dem Haus.
      Paul Plutsch

      Auf den Punkt gebracht

      • Die Hengl GmbH in Limberg leitete während einer Jahrhundert-Flut reißende Bäche auf ihr Firmenareal um, wo das Wasser in einem neu eröffneten Rückhaltebecken landete und so mehrere Gemeinden vor großem Schaden bewahrte
      • Dank der schnellen Reaktion des Unternehmens, der Verwendung von Schotter und dem Rückhaltebecken blieben Orte wie Niederschleinz weitgehend trocken, was von den betroffenen Bewohnern sehr geschätzt wurde
      red
      Akt.