Nachbar der Toten erzählt

"Feuerwehr wollte die Frau retten, sie weigerte sich"

Tragisches Schicksal im Hochwassergebiet. Eine 81-Jährige kam in ihrem Haus zu Tode. Dreimal wurde ihr die Rettung angeboten. "Heute" vor Ort.

"Feuerwehr wollte die Frau retten, sie weigerte sich"
Werbeunternehmer Marcel, er ist Nachbar des Todesopfers, beschreibt die dramatischen Stunden (Fotomontage).
Denise Auer

Lokalaugenschein in Würmla (NÖ, Bezirk Tulln, 1.215 Einwohner). Der Ort trauert. Es ist traurige Gewissheit, das Unwetter forderte bisher fünf Todesopfer. Dienstagfrüh um 8 Uhr finden hier im Ort Feuerwehrleute eine ältere Dame (81) – sie ist in ihrem eigenen Haus ertrunken.

"Heute" trifft auf Marcel (48), er wohnt schräg gegenüber von der Verstorbenen. Der Werbeunternehmer, er leitet eine Agentur für Social Media, erzählt uns von den tragischen Ereignissen in den Stunden und Tagen zuvor.

Er beschreibt die Nacht von Sonntag auf Montag: "Unsere Häuser sind um 3.30 Uhr in der Nacht evakuiert worden. Die Feuerwehr war auch bei der Nachbarin. Sie haben angeläutet, doch die Frau wollte nicht raus."

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie wirklich bleibt
Marcel
Nachbar des Opfers

Man machte sich einen Deal aus, erzählt Marcel: "Die Frau sollte den Notruf unbedingt anrufen, wenn das Wasser einen bestimmten Pegel erreicht."

Bald darauf war das Wasser schon etwa 1,5 Meter hoch. Das weiße Einfahrtstor zum Grundstück der Frau verschwand fast zur Gänze unter Wasser. Sie griff wohl nicht mehr zum Telefon.

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    Luans Garten ist komplett überflutet.
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    "Am nächsten Tag – wir durften zurück in unser Haus – habe ich mich gewundert, als ich die Schäden sah. Das Tor der Frau war weit offen. Sehr auffällig: Wir haben ihren Hund nicht gehört, der hat sonst immer gebellt. Wir uns da gedacht, dass sie doch vor dem Wasser geflohen ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie wirklich bleibt", erzählt der sichtlich mitgenommene Nachbar.

    Opfer war Anwältin, Pfarrer wohnte bei ihr

    Wir erfahren in Würmla: Die 81-Jährige war eine pensionierte Anwältin. Sie lebte bis vor kurzem nicht allein, "sie hatte quasi einen Mitbewohner, einen Pfarrer. Doch der wurde vor ein paar Wochen in ein anderes Bundesland versetzt. Sonst wäre er da gewesen…"

    Unausgesprochen bleibt: Der Geistliche hätte sie wohl überredet, den Ratschlägen der Helfer zu folgen. Auch der Sohn der Verstorbenen konnte nicht kommen oder helfen.

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    "Dreimal war die Feuerwehr bei ihr. Sie ist einfach nicht rausgekommen", wiederholt Marcel. Weiter: "Sie hat mit meiner Frau ausgemacht, dass wenn was passiert, sie sich sofort meldet."

    "Heute haben wir dann erfahren, dass sie es leider nicht geschafft hat."

    "Vor eineinhalb Wochen noch im Pool gesessen"

    Die Wucht der Wassermassen lassen sich nur erahnen. Doch wenn Marcel von den Schäden an seinem Haus erzählt, wird klar, da herrscht akute Lebensgefahr: "Bei uns war das Wasser 1,40 Meter hoch im Haus. Unser Wohnhaus: Innen ist alles kaputt. Wir haben es erst vor knapp einem Jahr gekauft, sind gerade erst hergezogen. Die Ironie ist, dass wir vor eineinhalb Wochen noch im Pool gesessen sind."

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      ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com

      Auf den Punkt gebracht

      • Eine 81-jährige Frau ertrank in ihrem Haus im Hochwassergebiet von Würmla, nachdem sie dreimal die angebotene Rettung verweigerte
      • Der Nachbar Marcel berichtet von den tragischen Ereignissen und den verheerenden Schäden, die das Unwetter in der Gemeinde hinterlassen hat
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