Gewalt-Hotspot in Wien

Favoriten: "Messerstechereien, Fladereien – ganz arg"

Favoriten war in der Vergangenheit Schauplatz zahlreicher blutiger Auseinandersetzungen. Im ORF beklagen nun Anrainer die schlimme Lage.

Newsdesk Heute
Favoriten: "Messerstechereien, Fladereien – ganz arg"
In der ORF-Sendung "Am Schauplatz" äußern sich diese Wienerin über die Situation in Favoriten.
Screenshot ORF

In den vergangenen Wochen und Monaten sorgte der Wiener Bezirk Favoriten für traurige Schlagzeilen. Neben sexuellen Übergriffen und dem Verkauf von Drogen stehen blutige Auseinandersetzungen mit Messern beinahe an der Tagesordnung. Zu den Gewalt-Hotspots im 10. Bezirk zählen der Reumannplatz und der Keplerplatz.

Seit Anfang April hat die Wiener Polizei die Präsenz im Problem-Bezirk massiv erhöht. Neben vermehrten Kontrollen soll auch eine Waffenverbotszone für mehr Sicherheit sorgen. Seit dem 30. März ist das Tragen von Messern und weiteren gefährlichen Gegenständen strengstens verboten.

Ob die gesetzten Maßnahmen der Politik im Bezirk für mehr Sicherheit sorgen, muss sich noch zeigen. In der ORF-Sendung "Am Schauplatz" etwa berichten zwei Anwohner über die Situation am Spielplatz hinter der Kirche am Keplerplatz.

Der Platz habe sich in eine sehr schlechte Richtung entwickelt, beklagt einer der Männer: "Ich finde es sehr schade von der Polizei, dass hier nichts gemacht wird. Hier sollten die Kinder herkommen und keine Drogen."

"Beißender Uringeruch"

Auch Pater Matthias ist in seinem Grätzel immer wieder mit Problemen konfrontiert. Betrunkene und Obdachlose würden immer wieder an die Kirchenfassade urinieren. "Gerade im Sommer, wenn es extrem heiß ist, kann es einen bei dem beißenden Uringeruch würgen", so der Geistliche.

"Ich weiß, dass es die Polizei hier nicht wirklich schaffen wird, die Situation in einen Zustand zu bringen, wie im Paradies. Das ist nicht möglich", stellt der Pfarrer klar.

Obdachlose habe es hier schon immer gegeben, erklärt ein Anrainer weiter. Problematisch sei jedoch die Drogenszene: "Ich wurde einmal am Abend von einem Mann gefragt, ob ich Haschisch kaufen will. Als ich höflich nein gesagt habe, wurde ich von vier Personen bedrängt".

Ein Anrainer berichtet über die Drogen-Problematik am Keplerplatz.
Ein Anrainer berichtet über die Drogen-Problematik am Keplerplatz.
Screenshot ORF

"Man hat hier viele Situation mit Drogen, Alkohol und Belästigungen", ergänzt Silvia. Sie selbst habe jedoch keine Angst. "Ich habe früher in der Gastro gearbeitet und reagiere auf grantige Personen mit einem Schmäh."

"Was hier abgeht manchmal, mit Messerstechereien und Fladereien ist ganz arg", heißt es von einer siebenfachen Mutter, die in Favoriten aufgewachsen ist, weiter. "Ich selber hatte schon einmal die Situation, dass hier auf dem Platz jemand mit einem Messer herumgelaufen ist", schildert eine Bedienstete des Amalienbades. "Ich hatte echt Angst." "Kein Einzelfall", ergänzt eine Arbeitskollegin, die bereits aus dem Fenster ähnliche Situationen beobachtet hat.

"Sorge mich um meine Enkerl"

Bei einem der letzten verbliebenen Würstelstände in Favoriten zeigt sich eine Gruppe von Pensionisten besorgt über die aktuellen Geschehnisse. "Man hört hier fast kein Wienerisch mehr", erklärt einer der Männer. Und: "Ich würde sagen, hier gibt es ein bisschen zu viele Kulturen."

Bei Streitereien würden schnell hundert Leute erscheinen, erklärt ein Weiterer. "Das ist hier nicht mehr lustig." Wien sei mittlerweile gleich gefährlich "wie Chicago". Lediglich Mexiko-City sei noch gefährlicher als der Wiener-Brennpunktbezirk. "Ich fürchte mich um meine Kinder und meine Enkerl. Sie gehen einer schlechten Zeit entgegen", zeigt sich einer der Männer abschließend besonders besorgt.

Ein Stammgast am Viktor-Adler-Markt wählt hingegen deutlich drastischere Worte. "Der Bezirk ist im Vergleich zu früher zum Vergessen. Hier sind keine Österreicher mehr", so der gebürtige Favoritener, der sich "sehr unsicher" fühlt. "Zu meiner Zeit hat man noch eine Watsche von einem Kiwara bekommen", erinnert sich der Mann, der laut eigenen Angaben auch schon einmal niedergeschlagen wurde. Heutzutage würden kriminelle Jugendliche viel zu nett behandelt werden.

"Die Polizei macht gar nichts"

Für Transfrau Angelina ist die Region um den Reumannplatz besonders unsicher. "Hier sind viele aufdringliche Männer, die einen angreifen", so die gebürtige Tirolerin. Sie traut sich ohne Begleitung ihres Mannes nicht mehr alleine durch Favoriten: "Ich fühle mich hier einfach unwohl." In der Vergangenheit sei sie mehrmals als "Scheiß Transe" oder "Schwuchtel" beschimpft worden. "Die Polizei steht nur mit ihrem Bus herum und macht hier gar nichts."

Mit dieser Ansicht ist die Transfrau nicht alleine. "Wir brauchen endlich mehr Polizeipräsenz. Es nützt nichts, wenn wir hier irgendeine Show-Politik veranstalten", fordert ein MA-44-Mitarbeiter. "Wir müssen die Gewalt hier endlich aufzeigen."

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    Messer, Schlagring, Elektroschocker

    Dem Waffenverbotsgesetz steht eine weitere Gruppe Männer am Reumannplatz positiv gegenüber. "Das gehört überall eingeführt. Warum brauche ich ein Messer? Warum trägt man so etwas überhaupt?", so einer der Befragten. "Ein Messer braucht man zum Brotschneiden und nicht zum Mitnehmen", ergänzt einer seiner Begleiter.

    Laut einer Gruppe jugendlicher Kampfsportler hab hier beinahe jeder entweder ein Messer, einen Schlagring oder einen Elektroschocker eingesteckt. Streitigkeiten zwischen Banden würden auch wegen Beleidigungen gegenüber der Familie stattfinden.

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