Größtes Tierschutzproblem

Fangen & Töten! Einzige Lösung für Streuner in Europa?

Schätzungen zufolge leben etwa 100 Millionen Streunerhunde und auch Katzen in Europa. Doch das willkürliche Töten der Tiere ist keine Lösung.

Heute Tierisch
Fangen & Töten! Einzige Lösung für Streuner in Europa?
In Kosovo startete das jüngste Streunerprojekt von Vier Pfoten.
©Vier Pfoten

Die jüngsten Gesetzesänderungen der Türkei lassen Tierschützer weltweit auf die Barrikaden steigen, denn von nun ist das Wegsperren und Töten von streunenden Hunden erlaubt. Unabhängig von der Grausamkeit dieses Regierungsbeschlusses ist es auch für die Population der Straßenhunde kontraproduktiv, mahnt Tierschutzorganisation Vier Pfoten und weist auf erfolgreiche Alternativen, wie Kastration, Impfungen und Aufklärungsprogramme.

100 Millionen streunende Hunde und Katzen in Europa

Schätzungen zufolge gibt es auf den Straßen Europas mehr als 100 Millionen streunende Hunde und Katzen. Viele von ihnen leiden an Unterernährung, unbehandelten Krankheiten, Verletzungen und werden misshandelt. Mindestens die Hälfte der Länder in Europa hat erhebliche Probleme mit streunenden Hunden, wobei Osteuropa am stärksten betroffen ist. VIER PFOTEN ist in Bulgarien, Moldawien, Rumänien und der Ukraine im Bereich der Streunerhilfe aktiv und hat vor kurzem ein neues Projekt im Kosovo gestartet, um Streunern zu helfen. Außerdem ist die Tierschutzorganisation in Südafrika und Südostasien tätig.

Streuner sind eines der drängendsten Tierschutzprobleme Europas. Herrenlose Hunde einfach wegzusperren oder gar zu töten ist keine Lösung. In überfüllten Tierheimen warten bereits Tausende auf ein neues Zuhause, in vielen Fällen vergeblich
Manuela Rowlings
Leiterin, Vier Pfoten-Streunerhilfe in Europa

"Wenn Tiere getötet werden, stehen den verbleibenden mehr Ressourcen (beispielsweise Essensreste im Müll) zur Verfügung – was die Sterblichkeit der Nachkommen reduziert und somit keine Verringerung der Population bringt", erklärt die Tierschützerin weiter.

Vier Pfoten kümmert sich seit 25 Jahren weltweit um streunende Tiere, hilft Katzen und Hunden auf der Straße und arbeitet eng mit Gemeinden zusammen.
Hier kannst du ihre wertvolle Arbeit finanziell unterstützen – KLICK

"Um das Wachsen der Population zu stoppen, bedarf es eines vielschichtigen Ansatzes, der die Gemeinden einbindet und die Fangen-Kastrieren-Impfen-Freilassen-Methode mit Bestandskontrollen, der Aufklärung über verantwortungsvolle Tierhaltung und Adoptionsprogrammen verbindet", sagt Rowlings.

Gutes Beispiel für Nachhaltigkeit

Der Fangen-Kastrieren-Impfen-Freilassen-Ansatz hat sich in der bulgarischen Hauptstadt Sofia – wo Vier Pfoten seit 2008 tätig ist – bereits bewährt. Neben Gemeindearbeit und Aufklärungsprogrammen betreibt die Tierschutzorganisation auch mobile Kliniken sowie eine stationäre Klinik, die tierärztliche Versorgung, Impfungen und Kastrationen von Streunern anbieten.

Die Verwandlung vieler Straßenhunde aus Osteuropa!

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    "<strong>Axy</strong>" kam aus Rumänien und konnte erst in Österreich mit seinem Glaukom behandelt werden. Ein Auge verloren, aber nichts von seinem Charme eingebüßt.
    "Axy" kam aus Rumänien und konnte erst in Österreich mit seinem Glaukom behandelt werden. Ein Auge verloren, aber nichts von seinem Charme eingebüßt.
    ©Privat

    Während 2007 noch mehr als 11.000 streunende Hunde in Sofia gezählt wurden, ist die Population bis heute stark zurückgegangen. Im Jahr 2018 waren es nur noch 3.600 Hunde. Der Bestand ist seitdem ebenfalls rückläufig, da die meisten Hunde sterilisiert wurden und immer älter werden.

    Gemeinsam mit der Stadtverwaltung wurde Vier Pfoten vom Europäischen Parlament übrigens als "Best-Practice-Beispiel" zur Reduzierung des Streunerhunde-Bestands in Sofia ausgezeichnet.
    Jede Woche behandelt das Tierschutz-Team in seiner Klinik in Bankya mehr als 100 Tiere und bietet tierärztliche Versorgung, Kastrationen, Impfungen sowie lebensrettende Operationen.

    In der Vergangenheit hatten die Behörden in Sofia streunende Hunde getötet und von 1999 bis 2006 über 70.000 Tiere gekeult – was eine grausame und unwirksame Methode war.

    Fangen, kastrieren und wieder frei lassen lautet die Lösung auf die Straßenpopulation von Vier Pfoten.
    Fangen, kastrieren und wieder frei lassen lautet die Lösung auf die Straßenpopulation von Vier Pfoten.
    ©Vier Pfoten

    Kosovo

    Der Kosovo zählt zu den Ländern, die in Europa von wachsenden Streunerpopulationen stark betroffen sind. Aus diesem Grund hat Vier Pfoten ein neues Projekt vor Ort gestartet. Gemeinsam mit einem lokalen Tierarzt reisten zwei Vereinstierärzte und ein Hundefänger Mitte Juli in die Gemeinde Podujevo in der Nähe von Pristina, wo sie innerhalb von vier Tagen 54 Hunde sterilisierten und impften. Dabei startete das Team oft schon um vier Uhr morgens, um die Sommerhitze zu vermeiden. Vier Pfoten wird dieses Projekt in Form von Zusammenarbeit mit dem lokalen Tierarzt fortsetzen und weiterhin Expertise zur Verfügung stellen.

    Auf den Punkt gebracht

    • In Europa gibt es schätzungsweise 100 Millionen streunende Hunde und Katzen, die unter Unterernährung, Krankheiten und Misshandlungen leiden
    • Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten warnt vor dem willkürlichen Töten dieser Tiere und setzt stattdessen auf Kastration, Impfungen und Aufklärungsprogramme, wie es bereits in Bulgarien erfolgreich praktiziert wird
    • In Ländern wie dem Kosovo, wo die Streunerpopulation stark zunimmt, hat Vier Pfoten ein neues Projekt gestartet, um die Tiere zu unterstützen
    red
    Akt.