In Wiener Öffi-Netz
Familie aus Kriegs-Gebiet verläuft sich – 230 € Strafe
Die aus der Ukraine geflüchtete Familie bekam, weil sie fünf Minuten länger als erlaubt einen Öffi-Fahrschein benutzte, eine Strafe.
Für Amin A. ist Menschlichkeit ein Muss. Umso schlimmer findet er nun, was einer ukrainischen Kriegsflüchtlingsfamilie passiert ist, die er eingeladen hat, Wien zu besuchen. "Sie haben eine schwere Zeit hinter sich und ich wollte ihnen eine Freude machen", erklärt er im "Heute"-Gespräch.
Während ihres Aufenthaltes in Wien wollte die Familie Schloss Schönbrunn besuchen, doch beim Umsteigen am Bahnhof Wien Mitte sollen sie sich verlaufen haben, als sie den Aufzug gesucht haben. "Wegen dem Kinderwagen war es ihnen nicht möglich, den angeschriebenen Weg von der Schnellbahn zur U4 über die Rolltreppe zu nehmen", so Amin A. weiter.
Strafe wegen 5 Minuten
Das hatte zur Folge, dass die Familie aus der Ukraine die erlaubte Dauer einer Fahrt von 80 Minuten um fünf Minuten überschritten hat. "Deshalb haben sie eine Strafe in der Höhe von 230 Euro erhalten", erklärt der Wiener erschüttert. "Da sie die Strafe aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht bezahlen konnten, habe ich die Wiener Linien gebeten, die Strafe aus Kulanzgründen zu annullieren. Leider wurde meine Anfrage abgelehnt und ich habe die Zahlung übernommen."
Amin A. ärgert sich allerdings nicht über die Geldstrafe an sich, sondern über das fehlende Verständnis für Menschen in Not, wie er abschließend betont.
Fahrtzeit überschritten
"Die Mehrgebühren wurden am 7. Oktober ausgestellt, da bei einer Kontrolle kein gültiges Ticket vorgewiesen werden konnte", erklärt Katharina Steinwendtner, Pressesprecherin der Wiener Linien auf "Heute"-Anfrage. "Wie aus den Aufzeichnungen hervorgeht, hat unser Kundendialog dem Bekannten der beiden Fahrgäste die Situation erklärt. Die offenen Gebühren wurden am 19. Oktober bereits vollständig bezahlt."
Und weiter heißt es: "Die beiden Fahrgäste übermittelten 1 Fahrt Wien Tickets, die um 11:25 Uhr entwertet wurden. Die Kontrolle im Bereich U4 Schönbrunn war um 12:54 Uhr. Da die Fahrtzeit vom Bereich Anton-Bosch-Gasse Einstieg Hopfengasse bis zum Ort der Kontrolle lediglich 42-47 Minuten beträgt, waren die Tickets bei der Kontrolle nicht mehr gültig und die Mehrgebühren wurden zu Recht ausgestellt. Auch eine mögliche Verwirrung beim Umstieg in Wien Mitte/Landstraße erklärt diese zeitliche Diskrepanz nicht. Deshalb ist in diesem Fall leider auch keine Kulanz möglich gewesen."