Wirtschaft

Extreme Teuerungen – so dramatisch ist Lage in Österreich

Die Untersuchung "So geht’s uns heute" im Auftrag des Sozialministeriums zeigt deutliche soziale Folgen der Inflation in Österreich. Die Details.

Das Leben in Österreich wird immer teurer und viele Menschen können sich die enormen Kosten nicht mehr leisten.
Das Leben in Österreich wird immer teurer und viele Menschen können sich die enormen Kosten nicht mehr leisten.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Die hohe Inflation hat die Österreicher stark getroffen: 2,3 Millionen Menschen in Österreich mussten im vergangenen Jahr Einkommensverluste hinnehmen. Das zeigen die Daten einer vom Sozialministerium und Eurostat finanzierten Studie der Statistik Austria und des IHS mit dem Titel "So geht’s uns heute". Darin wurden die sozialen Folgen der Inflation und der Energiekrise im 2. Quartal 2022 erhoben. "Die hohen Preissteigerungen haben die Menschen vor dem Sommer hart getroffen. Die Bundesregierung hat deshalb eine Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gebracht, die in den letzten Monaten bereits spürbare Entlastung gebracht haben", schildert Sozialminister Johannes Rauch.

Bereits zum dritten Mal haben Statistik Austria und IHS die Panelbefragung "So geht’s uns heute" durchgeführt. Ziel der quartalsweise durchgeführten Befragung ist es, die sozialen Folgen der aktuellen Krisen frühzeitig zu erkennen. Dazu werden jeweils dieselben Personen befragt, um Veränderungen infolge der Krisen gezielt zu messen. Über 3.100 Personen zwischen 16 und 69 Jahren haben an der Befragung im Mai bzw. Juni 2022 teilgenommen.

Familien stark betroffen

Die Zahl der Einkommensverlierer ist im 2. Quartal 2022 mit 37 Prozent verglichen mit den vorangegangen Quartalen leicht gestiegen (Q4/2021: 34 Prozent; Q1/2022: 35 Prozent). Das entspricht rund 2,3 Millionen Menschen in Österreich. Als Hauptursache nannten 26 Prozent der betroffenen Personen die Inflation – ein Plus von 10 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresende 2021. 31 Prozent der Befragten erwarten, dass sich ihr Einkommen im kommenden Jahr verringert. Die Untersuchung zeigt deutlich, dass die sozialen Folgen der Teuerung nicht gleichmäßig verteilt sind. Arbeitslose, Alleinerziehende, Mehrkindfamilien sind besonders stark betroffen.

Über 940.000 Menschen können die laufenden Ausgaben ihres Haushalts nur mit Schwierigkeiten decken. 44 Prozent geben deshalb an, dass sie ihre Ausgaben für größere Anschaffungen, zum Beispiel für Möbel, Auto oder Reisen deutlich verringern werden. Das ist eine deutliche Zunahme von plus zehn Prozentpunkten im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Befragungen.

Umfangreiche Maßnahmen der Bundesregierung

Um die sozialen Folgen der Teuerung gezielt abzufedern, hat die Bundesregierung drei Anti-Teuerungspakete mit einem Gesamtvolumen von 32 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Sie enthalten sowohl Sofortmaßnahmen zur raschen Unterstützung als auch strukturelle Maßnahmen für eine nachhaltige Entlastung.

"Für viele Menschen mit geringem Einkommen konnten die Sofortmaßnahmen im vergangenen Jahr die Inflation weitgehend ausgleichen. Dennoch sorgen sich viele Menschen um die künftige Entwicklung", schildert Sozialminister Johannes Rauch. "Mit der deutlichen Erhöhung kleiner Pensionen, der Anhebung von Sozialhilfe und Mindestsicherung und der Valorisierung aller Sozialleistungen setzen wir auch für das kommende Jahr klare Akzente."

Wohnkosten immer größeres Problem

Die aktuelle Studie zeigt auch, dass die Wohnkosten immer stärker zu einem Problem werden. Sie stellen für 1,2 Millionen (18 Prozent) eine schwere finanzielle Belastung dar. Das ist eine Steigerung um 5 Prozentpunkte gegenüber dem 1. Quartal 2022. Ähnlich viele Personen rechnen damit, dass sie in den kommenden drei Monaten mit Zahlungsschwierigkeiten bei ihren Wohnkosten konfrontiert sein werden. 560.000 Personen (9 Prozent) haben bereits einen Zahlungsrückstand bei Miete, Wohnnebenkosten, Betriebskosten oder Kreditraten. Unter den Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, ist ein Viertel (26 Prozent) in Zahlungsverzug.

Bereits Anfang des Jahres hat das Sozialministerium deshalb das Programm Wohnschirm zur Delogierungsprävention und Wohnungssicherung ins Leben gerufen. Es richtet sich genau an jene 250.000 Menschen, die Rückstände bei der Miete haben. Das Programm ist sehr erfolgreich angelaufen: Mehr als 3.000 Personen konnten bereits vor Wohnungsverlust bewahrt werden. 4,2 Mio. Euro wurden bisher ausbezahlt werden. Ursprünglich waren für das Programm Mittel in Höhe von 24 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 vorgesehen. Im Rahmen des aktuellen Anti-Teuerungspakets wird der Wohnschirm um 60 Millionen Euro aufgestockt und bis zum Jahr 2026 verlängert.

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