Lärm stresst Tierwelt

Expertin plädiert für mehr Rücksichtnahme

Permanenter Lärm erhöht bei Tieren die Herzfrequenz, kann Verhaltensänderungen, Gehörschäden, Flucht und Artensterben zur Folge haben.

Heute For Future
Expertin plädiert für mehr Rücksichtnahme
Permanenter Schiffslärm und Ölbohrungen stört die Kommunikation von Meerestieren.
Getty Images

Flugzeuge, Bauaktivitäten oder Tiefseebohrungen: Die Welt wird lauter, worunter die Kommunikation von Wildtieren stark leidet. Sie "überhören" Feinde, haben ein erhöhtes Stresslevel und Probleme bei der Nahrungssuche, was auch zur Abnahme von Populationen führen kann, erklärte Angela Stöger vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

"Wir dürfen nicht vergessen, dass der Schall das universellste Kommunikationsmittel im Tierreich ist – vom Insekt über den Fisch bis zu den Vögeln. Allerdings ist es inzwischen schwer geworden, ruhige Orte auf dieser Welt zu finden", so die Biologin im Gespräch mit der APA.

Akustische Umweltverschmutzung erhöhe bei Tieren die Herzfrequenz und könne Verhaltensänderungen, Gehörschäden, Flucht und Vertreibung zur Folge haben. Zudem störe Lärm auch die Kommunikation von Individuen innerhalb einer Art und zwischen den Arten.

Vögel singen bei Lärm lauter

Man habe beispielsweise festgestellt, dass manche Vogelarten im urbanen Umfeld um bis zu 14 Dezibel lauter singen. "Das ist für einen kleinen Vogelkörper ein sehr viel höherer Energieaufwand", sagte Stöger.

Manche Tiere würden auch die Frequenz ändern, in der sie kommunizieren. Generell sei Lärm ein gewisser Stressfaktor, der sich negativ auf das Immunsystem auswirke, "was tatsächlich zur Abnahme von Populationen führen kann". Tiere, die aus einer Winterruhe aufgeschreckt werden und auf Sparflamme agieren müssten, würden oft nicht überleben. Auch "überhörte" Alarmrufe von Artgenossen könnten naturgemäß negative Folgen haben.

1/4
Gehe zur Galerie
    Ein schwimmender Buckelwal vor der Küste von Tonga.
    Ein schwimmender Buckelwal vor der Küste von Tonga.
    © Greenpeace / Paul Hilton

    Meerestiere leiden besonders unter Lärm

    Besonders betroffen seien Tiere im Meer, wie Wale oder Delfine, aber auch Fische, weil sich Schall im Wasser aufgrund der Dichte des Mediums weit ausbreite. Sie seien wegen der eingeschränkten Sicht stark auf die akustische Kommunikation angewiesen.

    Neben der Orientierung würden permanenter Schiffslärm und Ölbohrungen auch einen negativen Einfluss auf Partnersuche und Partnerwahl haben. "Das Meer ist einfach sehr, sehr laut geworden", so Stöger.

    Stöger plädiert für eine größere Rücksichtnahme durch den Menschen, etwa nicht so tief in die Lebensräume der Wildtiere vorzudringen oder einen Verzicht auf Feuerwerke. Nicht vergessen werden dürfe, dass Tiere zum Teil andere Frequenzbereiche nutzen. "Unsere Wahrnehmung ist nicht die einzige Wahrnehmung. Es gibt Tiere, die im Ultraschallbereich hören und Tiere, die im Infraschallbereich hören", erklärte Stöger gegenüber der APA.

    Die Bilder des Tages

    1/50
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
      21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Die zunehmende Lärmbelastung durch Flugzeuge, Bauarbeiten und Tiefseebohrungen beeinträchtigt die Kommunikation von Wildtieren, führt zu einem erhöhten Stresslevel, Problemen bei der Nahrungssuche und kann zum Rückgang von Populationen führen
      • Besonders betroffen sind Tiere im Meer, wie Wale, Delfine und Fische, da sich Schall im Wasser weit ausbreitet und sie stark auf akustische Kommunikation angewiesen sind
      • Die Biologin Angela Stöger plädiert für eine größere Rücksichtnahme des Menschen, um die negativen Auswirkungen auf die Tierwelt zu reduzieren
      red
      Akt.