Nahost-Konflikt

Experte warnt – "Wir sind schon in einem Krieg"

Nach dem Raketenangriff auf den von Israel annektierten Golanhöhen droht ein Flächenbrand im Nahen Osten. Ein Nahost-Experte ließ nun aufhorchen.

Experte warnt – "Wir sind schon in einem Krieg"
Nahost-Experte Daniel Gerlach am späten Montagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Nach dem Raketenangriff auf den von Israel annektierten Golanhöhen mit mindestens zwölf getöteten jungen Menschen hat das israelische Sicherheitskabinett Beratungen abgehalten. Regierungschef Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant seien ermächtigt worden, "über die Art und Weise und den Zeitpunkt des Vorgehens gegen die Terrororganisation Hisbollah zu entscheiden", teilte das Büro des Ministerpräsidenten im Anschluss an die mehrstündige Sitzung mit. Netanjahu hatte zuvor der proiranischen Hisbollah gedroht, sie werde einen "hohen Preis" bezahlen.

Der Nahost-Konflikt droht völlig zu eskalieren

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    Die Terrororganisation Hamas tötete und entführte am 7. Oktober 2023 Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten.
    Die Terrororganisation Hamas tötete und entführte am 7. Oktober 2023 Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten.
    REUTERS

    Israel macht die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah für den Angriff vom Samstag in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Menschen im Alter von zehn bis 20 Jahren ums Leben gekommen waren. Dieser Angriff könnte im Krieg gegen zeitgleich ablaufenden Krieg gegen die Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen nun einen Flächenbrand im Nahen Osten auslösen. Die Hisbollah räumt für den Fall eines möglichen israelischen Angriffs präventiv bereits einige wichtige Orte sowohl im Süden des Libanon als auch im östlichen Bekaa-Tal geräumt.

    Völlige Eskalation droht

    Nasser Kanaani, Sprecher des iranischen Außenministeriums, hatte Israel indes vor einem "neuen Abenteuer" im Libanon gewarnt und mit Konsequenzen gedroht. Israel seinerseits hatte geschworen, dass die von Teheran unterstützte Hisbollah einen "hohen Preis" zahlen werde. Und zugeschaltet hat sich jüngst auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sogar damit gedroht hatte, in israelisches Gebiet einzumarschieren. Israel zeigte sich unbeeindruckt. Außenminister Israel Katz warnte die Türkei: "Erdogan tritt in die Fußstapfen von Saddam Hussein und droht mit einem Angriff auf Israel." Er solle sich aber "erinnern, was dort geschah".

    Nahost-Experte Daniel Gerlach analysierte die Situation am späten Montagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann. "Ich glaube, die Situation ist sehr gefährlich", so Gerlach, es sei eingetreten, wovor alle Experten gewarnt hätten. Beide Seiten würden die Angriffe bis zur Eskalationsgrenze treiben, keiner wolle darüber hinausgehen – aber es reiche ein schwerer Fehler wie der Angriff auf das Fußballfeld mit vielen Toten, um die Eskalation zu erreichen. Unklar sei indes, ob tatsächlich die Hisbollah hinter dem Angriff stecke, der Experte gehe aber am ehesten von deren Verantwortung und einer fehlgelenkten Artillerierakete aus.

    "Wir sind schon in einem Krieg"

    "Wir haben ja de facto schon einen Krieg", so Gerlach, im Süden des Libanons seien Regionen nicht mehr bewohnbar, auf israelischer Seite müsse breit evakuiert werden. "Wir sind schon in einem Krieg", die Frage sei nur, ob Israel bereit sei, mit Bodentruppen in den Libanon zu gehen, so Gerlach. Darauf sei die Hisbollah vorbereitet, was viele Tote auf beiden Seiten zur Folge hätte. Israel stecke zudem in einem Krieg mit der Hamas, ob man sich eine neue Konfrontation leisten könne, sei unklar. Dass aber auch die Hisbollah keine Eskalation wolle, zeige die Reaktion, dass Angriffe enden würden, wenn Israel die Attacken auf den Gazastreifen einstelle.

    Die Einmischung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der Israel bekanntlich mit einem Einmarsch gedroht hatte, sei laut dem Experten auch nicht mehr als eine Drohung. "Erdogan ist ein Populist, der solche Situationen ausnutzen will", so Gerlach, der nicht von einem türkischen Angriff auf Israel ausging. Warum dann die Drohung? "Erdogan spürt ja, wie seine Anhänger ticken", und mit solch populistischen Drohungen könne er "von seiner Schwäche ablenken".

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      Auf den Punkt gebracht

      • Ein Nahost-Experte warnt vor einem möglichen Flächenbrand im Nahen Osten, nachdem Israel mit Angriffen auf die Hisbollah gedroht hat
      • Die Situation sei bereits sehr gefährlich, da beide Seiten bis an die Eskalationsgrenze gehen würden, und es reiche ein schwerer Fehler, um die Eskalation zu erreichen
      • Der Experte betont, dass sie sich bereits in einem Krieg befinden und die Frage sei nur, ob Israel bereit sei, mit Bodentruppen in den Libanon zu gehen
      red, 20 Minuten
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