"Impflücken schließen"
Experte warnt – Österreich ist "Masern-Hotspot"
Die Ärztekammer ruft dringend zur Impfung auf. Dabei geht es nicht nur um die aktuell vielerorts grassierenden Masern.
In einer Presseaussendung macht sich die Österreichische Ärztekammer für Impfungen stark. Ausgangspunkt ist die aktuelle Masernwelle. Durch das Schließen der Impflücken könnte "Leid erspart bleiben", heißt es.
Impfungen, wie sie im österreichischen Impfplan integriert sind, sollten wieder verstärkt in den Fokus geraten, betont der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Edgar Wutscher: "Nicht umsonst gibt es den österreichischen Impfplan, dem derzeit leider zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird", sagt er und verweist auf den dramatischen Fall des an Keuchhusten verstorbenen Säuglings und die aktuell steigenden Zahl an Masern.
"Durch die Impfungen können viele ernstzunehmende Erkrankungen vermieden und viel Leid erspart werden", betont er: "Die hoch effizienten Impfungen sind nicht umsonst ein wichtiger Teil der Vorsorgemedizin."
Österreich als Hotspot bei Masern
Dass Impfungen zu wenig im Bewusstsein verankert seien, würde sich auch die aktuellen Zahlen zu den Masernfällen zeigen: Mittlerweile wurden laut AGES seit Jahresbeginn bisher 268 Masernerkrankungen erfasst, vor allem in der vergangenen Woche war es zu einem massiven Anstieg gekommen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden insgesamt nur 186 Masernfälle erfasst. Damit zählt Österreich zu den Hotspots bei den Masernfällen in Europa: "Wir haben leider große Impflücken, die endlich geschlossen werden müssen", sagt Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer.
Es müsse jetzt dringend gehandelt werden, denn eine hohe Durchimpfungsrate kann die Masern, eine höchst ansteckende Erkrankung, die schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann, eindämmen: "Ziel ist es, die Masern überhaupt auszurotten, was mit dieser Impfung ja möglich ist – wenn die Bevölkerung sich auch impfen lässt", erklärt Schmitzberger. Er verweist darauf, dass vor allem Menschen, die zwischen Ende der 1960er Jahre bis Mitte der 1970er Jahre geboren sind, aufgrund des damaligen Impfstoffs keinen ausreichenden Impfschutz aufweisen.
Masernimpfung kostenlos und leicht zugänglich
Wichtig sei, dass jeder seinen und den Impfpass der Kinder kontrolliere. "Besondere Aufmerksamkeit gilt den genannten Jahrgängen sowie Menschen, die keinen Zugang zum österreichischen Mutter-Kind-Pass hatten", sagt die Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied, stellvertretende Obfrau der Bundeskurie niedergelassene Ärzte. Leider seien Titer-Bestimmungen, die Klarheit über den aktuellen Impfstatus bringen, nach wie vor keine Kassenleistung: "Das würde allerdings dabei unterstützen, Impflücken zu finden und zu schließen", sagt die Allgemeinmedizinerin. Sollte der Test zeigen, dass der Impfschutz nicht vorhanden sei, so sei eine Masernimpfung kostenlos und leicht zugänglich:
"Nutzen Sie bei einem fehlenden Impfschutz rasch die Möglichkeit der kostenlosen Masernimpfung für sich und Ihre Kinder", appelliert Kamaleyan-Schmied an die Bevölkerung. Bei einem Masernverdacht sollte vorab die Ordination telefonisch oder telemedizinisch kontaktiert werden: "Das ist wichtig, um Ansteckungen in den Ordinationen zu vermeiden", sagt die stellvertretende Bundeskurienobfrau.
PCR-Tests sollten Kassenleistung sein
Um die Diagnose schnellstmöglich stellen zu können und Ansteckungen zu vermeiden, gibt es PCR-Tests, aber: "Die ÖGK übernimmt in vielen Fällen die Kosten für diesen PCR-Test nicht", kritisiert der stellvertretende Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, Dietmar Bayer: "Diese Inflexibilität der Kasse ist in der aktuellen Situation unangebracht ", sagt er und fordert daher von der ÖGK, neben den Titer-Bestimmungen auch die PCR-Tests als Kassenleistung anzubieten:
"Die Impfungen haben klar höchste Priorität, aber bei einer Erkrankung eine PCR-gestützte Diagnose zu erhalten, ist nicht nur für jeden einzelnen betroffenen Patienten wichtig, sondern auch für die Umgebung. Immerhin können damit Infektionsketten unterbrochen werden", betont Bayer.