Wetter

Experte warnt im ORF: Hagelschäden nehmen extrem zu

Der Schaden durch Hagelunwetter in Österreich ist bereits jetzt höher, als im gesamten vorigen Jahr. Experten erklären, woran das liegt.

Leo Stempfl
Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung war in der "ZiB2" zu Gast.
Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung war in der "ZiB2" zu Gast.
ORF2

Schon jetzt lässt sich sagen: Österreich wurde heuer deutlich stärker von Hagel-Gewittern heimgesucht. Vor allem der Süden war schwer betroffen, in Kärnten ist etwa ein kompletter Kirchturm eingestürzt. Ein Grund dafür ist, dass der Süden unter dem warm-feuchten Einfluss der Adria steht; und in der Schwüle entstehen leichter Gewitter. Von der Anzahl her gab es jedoch in etwa gleich viele Unwetterereignisse, erklärt ORF-Meteorologe Manuel Oberhuber in der "ZiB 2" am Sonntag.

Vorher-Nachher-Vergleich: So schwer wurde die Kirche St. Marxen getroffen:

Es gab aber eben einige ungewöhnlich starke Hagel-Gewitter. Dass diese heftiger als früher ausfallen, hat einen anderen Grund: Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, Gewitter werden stärker und komprimierter. Ein Grad Temperaturzunahme sorge für rund 10 Prozent stärkere Gewitter – und in der Südoststeiermark sei es im Sommer bereits drei Grad wärmer, sagt Klimaökonom Karl Steininger von der Universität Graz. 

215 Millionen Euro Schaden

Dass es in den vergangenen Jahren einige Veränderungen gab, merkt auch Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Im anschließenden Studio-Interview bei Marie-Claire Zimmermann beziffert er den Gesamtschaden bisher auf 215 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 170 Millionen – aber bis zum Jahresende und nicht bis Ende Juli.

"Wir haben einerseits eine Dürre hinter uns und eine steht möglicherweise noch vor uns. Wir sind konfrontiert mit schwersten Hagel-Unwettern, mit Überschwemmungsschäden aber auch mit Spätfrost", so Weinberger. Dass die Intensität des Hagels zunehme, zeige sich auch im Nachbarn Italien. Dort fiel zuletzt ein regelrechter "Hagel-Stein" mit 19 Zentimetern Durchmesser vom Himmel. 

Die wärmeren Temperaturen sorgen dafür, dass die Reife der Früchte im Frühsommer weiter fortgeschritten ist als früher. Hagel richtet dadurch stärkeren Schaden an. "Das führt sogar so weit, dass manche Bauern mittlerweile mit der Produktion aufhören und ihre Flächen roden."

Verbauung begünstigt Überflutungen

In der Versicherungsbranche selbst merke man, dass viele Rückversicherer nicht mehr bereit sind, Dürreschäden abzusichern. Das heißt, es wird mit einer weiteren Zunahme auch dieser Ereignisse gerechnet. In wenigen Jahren müsse man sich deswegen die Frage stellen, ob dieses Risiko überhaupt noch versicherbar sein wird.

Sehr wohl beeinflussen könne man hingegen das Mikroklima, die Bebauung ist hier sehr wichtig. Verbaute Fläche kann kein Wasser aufnehmen, dadurch nehmen Überschwemmungsschäden zu. Auch die Biodiversität leidet, was man am Insektensterben sieht. Vor 20 bis 30 Jahren waren auf der Autobahn die Windschutzscheiben noch voll mit Insekten. Heute erlebe man das nicht mehr.

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