ÖVP will AMS-Geld runterfahren

Experte warnt: AMS-Kürzung "dramatisch" für Schuldner

Immer mehr Menschen in Österreich sind pleite. Daran sei laut Clemens Mitterlehner auch das Arbeitslosengeld Schuld. Er fordert mehr AMS-Geld.

David Winter
Experte warnt: AMS-Kürzung "dramatisch" für Schuldner
Daniel Schreiner

Immer mehr Menschen in Österreich schlittern in die Pleite. Rund acht Prozent mehr Privatinsolvenzen brachte das letzte Jahr laut Daten vom Kreditschutzverband KSV. Ein Großteil der Betroffenen sind Männer. Frauen geraten meist durch ihre Lebenspartner in den finanziellen Abgrund. Sie übernehmen Bürgschaften für ihre Partner und müssen im Notfall dafür büßen. Im ö1-Morgenjournal macht Schuldnerberater Clemens Mitterlehner für die steigenden Privatpleiten auch das Arbeitslosengeld verantwortlich.

Rund 100.000 Euro Schulden haben die Betroffenen im Schnitt. Das hat mehre Gründe: Scheidung, die falsche Einschätzung der eigenen finanziellen Möglichkeiten und Jobverlust. Der überwiegende Teil der Pleitefälle kommt durch den Arbeitsverlust, weiß Mitterlehner. Dann sei die der Konkurs oft schnell da. "Das AMS-Geld beträgt nur 55 Prozent des letzten Einkommens. Das ist im internationalen Vergleich viel zu niedrig," betont der Schuldnerberater und fügt hinzu: Die meisten von uns hätten Schwierigkeiten, plötzlich nur mit 55 Prozent des bisherigen Budgets leben zu müssen.

Schuldnerberater für deutliche AMS-Erhöhung

Stattdessen fordert sogar eine Arbeitslosengeld-Erhöhung auf 70 Prozent des letzten Einkommens. Der Österreichplan der ÖVP sieht jedoch eine weitere Senkung des Arbeitslosengeldes vor – von 55 auf unter 50 Prozent! Doch schon jetzt geht das gesamte Einkommen bei Menschen mit wenig Einkommen für das Existenzminimum drauf, für Wohnen, Betriebskosten und Lebensmittel. Für Menschen wenig finanziellem Spielraum eine weitere AMS-Kürzung wie sie die ÖVP plant "dramatisch", sagt Mitterlehner im ORF. 

Besonders Problematisch: Personen in der Insolvenz haben große Problem bei der Jobsuche. Grund dafür ist, dass die Lohnpfändungen im Pleitefall Arbeitgeber stark belasten. Auch die schwierige wirtschaftliche Lage trägt zu den Konkursen bei. So sei die angespannte Lage für Industrie und Bau für zahlreiche Männerinsolvenzen verantwortlich. "Ohne Teuerung wären viele Menschen nicht zu uns gekommen und hätten keinen Konkurs gebraucht", betont der Schuldnerexperte.

Österreich hat "perfektes Privatkonkurssystem"

Clemens Mitterlehner bescheinigt Österreich ein eigentlich "perfektes Privatkonkurssystem". Dass trotzdem immer mehr Menschen pleite gehen, liege daran, dass es viele Betroffene gar nicht in den Konkurs schafften. Diese kämen mit ihren Einkünften nicht aus, etwa aufgrund einer Arbeitslosigkeit. Betroffen sind immer mehr auch junge Menschen unter 25 Jahren. Diese geraten durch Online-Shopping und offene Rechnungen in die Pleite.

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