Vermehrte Sichtungen

Experte spricht! Warum immer mehr Wölfe auftauchen

Viele Wölfe fanden in den letzten Tagen ihren Weg in Wohngebiete. Wildtier-Experte Klaus Hackländer erklärt im Gespräch mit "Heute" wie es dazu kommt.

Sarah Marie Piskur
Experte spricht! Warum immer mehr Wölfe auftauchen
Wolf in Krems gesichtet
Leserreporter

In den vergangenen Tagen haben sich die Nachrichten über Wolfsichtungen beinahe überschlagen. Nach zwei Sichtungen in Niederösterreich, kamen nun Berichte zu einem weiteren Vorfall in Sankt Georgen an der Gusen (Bezirk Perg) in Oberösterreich auf. Dort wurde ein Wolf in der Nähe einer Mittelschule gesichtet.

Experte klärt auf

Dass aktuell immer mehr Wölfe in der Nähe von Menschen auftauchen, ist laut dem Wildtier-Experten Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) nicht ungewöhnlich. Meist handelt es sich auch nicht um gefährliche Tiere, wie der Biologe gegenüber "Heute" erklärt.

Klaus Hackländer unterrichtet am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien und ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtierstiftung
Klaus Hackländer unterrichtet am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien und ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtierstiftung
Deutsche Wildtier Stiftung / Ove Arscholl

"Grundsätzlich werden Wölfe in zwei Typen unterschieden. Diese werden als Schadwölfe oder als Risikowölfe bezeichnet", so der Wissenschaftler. Schadwölfe sind jene, die etwa Schafe oder andere Nutztiere reißen. In welche Kategorie ein Wolf fällt, dafür gibt es laut Hackländer genaue Bestimmungen. Insbesondere die gesichteten Wölfe in Niederösterreich seien aber weder das eine noch das andere, denn sie sind noch zu jung.

Tiere werden verstoßen

Dass jetzt plötzlich so viele Wölfe auftauchen, liegt an der Jahreszeit. Momentan werden vermehrt Jungtiere geboren. Das führt dazu, dass ein bis maximal zwei Jahre alte Wölfe aus ihrem Rudel verstoßen werden, in dem sie selbst geboren wurden. Sie machen sich dann auf die Suche nach einem neuen zu Hause.

Keine scheu

Auch die Frage, warum die Wölfe so nahe an den Menschen herankommen, kann Klaus Hackländer beantworten: "Sie wissen noch nicht, dass der Mensch gefährlich für sie ist". Erst durch das Abschrecken von Tieren und das Abschießen gefährlicher Tiere lernen Wölfe, dass sie selbst in Lebensgefahr schweben, wenn sie Siedlungen und Städten nahekommen.

Besonders wichtig ist es, die Tiere nicht anzufüttern. "Man sollte ihnen also nicht etwa den Rest von der Schnitzelsemmel hinwerfen", bezieht sich Hackländer auf die Sichtung eines jungen Wolfes nahe eines Schnitzel-Drive-In in Krems.

Koexistenz muss gelernt werden

Werden Wölfe von den Menschen einmal gefüttert, können sie schnell aggressiv werden, wenn sie etwa bei einer neuerlichen Begegnung nichts mehr zu fressen bekommen. "Dadurch züchtet man sich einen Risikowolf erst heran", so Hackländer. Wissen Menschen um den richtigen Umgang mit Wölfen, können beide ohne Probleme koexistieren.

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    Wolf Krems
    Wolf Krems
    Leserreporter

    Damit Mensch und Wolf in Frieden zusammenleben können, sind laut dem Experten auch die so genannten Entnahmen (Abschüsse) nicht außer Acht zu lassen. Auch so würden die Tiere lernen, dass der Mensch für sie Gefahr bedeutet. Wichtig sei es aber, die Population der ansässigen Tiere nicht zu reduzieren, denn Wölfe sind in Europa eine geschützte Art. Abschüsse und Zuwächse in den Rudeln müssen also immer in einem Gleichgewicht stehen.

    Pernkopf für Abschüsse

    Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach sich Dienstag in einer Aussendung für die Abschüsse von jenen Wölfen aus, die ihre Scheu verloren haben. In Niederösterreich sind die Regelungen für Entnahmen relativ einfach gehalten. Die Entscheidung, ob ein Wolf getötet wird, kann etwa der zuständige Jäger im Gebiet eigenständig fällen.

    Verständlicherweise sorgen sich Menschen um ihre persönliche Sicherheit und Tierhalter um die Sicherheit ihrer Haus- oder Nutztiere
    Stephan Pernkopf
    Landeshauptfrau Stellvertreter Niederösterreich

    Gewessler in der Pflicht

    Die neun Bundesländer haben auf Initiative von Pernkopf vor kurzem eine sogenannte einheitliche Länderstellungnahme auf den Weg gebracht. Wonach dem Vorschlag der EU-Kommission, den Schutzstatus der Wölfe zu senken, zugestimmt werden soll.

    Da die Jagd- und Naturschutzagenden Länderkompetenz sind, ist die Ministerin an diese einheitliche Länderstellungnahme gebunden und muss diese Position im EU-Rat unterstützen und einer Senkung zustimmen.

    So verhältst du dich richtig, wenn dir ein Wolf begegnet

    Mache dich groß und sei laut! Dadurch wird Dominanz gezeigt und der Wolf eingeschüchtert. Außerdem sollte man dem Wolf immer in die Augen schauen.
    Mit Gegenständen werfen! Stöcke, Steine oder andere Dinge in Griffweite können nach dem Tier geworfen werden, um ihn zu verschrecken. Wichtig ist es aber, kein Essen nach dem Wolf zu werfen. Dadurch würde dem Wolf nämlich vermittelt, dass er vom Menschen nichts zu befürchten hat.
    Klettern! Anders als Bären können Wölfe selbst nicht klettern. Ein Baum oder Hochstand in der Nähe ist deshalb eine gute Möglichkeit, um in Sicherheit zu warten, bis der Wolf sich von selbst wieder verzieht, oder Hilfe eintrifft.
    Nicht weglaufen! Besser ist es, unter Blickkontakt langsam rückwärts zu gehen. Weglaufen weckt das Interesse beim Wolf oder kann dieses sogar noch verstärken.

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS
      SaPi
      Akt.