Ukraine

Experte sicher – Putin "wird Krieg niemals aufgeben"

Wladimir Putin sei bereit, den Krieg über Jahre und mit enormen Wirtschaftsausfällen zu führen. Sanktionen könnten ihn nicht stoppen, so ein Experte.

Rene Findenig
Zu allem bereit: Putin nehme wirtschaftliche Schäden hin, um seinen Krieg weiterzuführen, so der Experte.
Zu allem bereit: Putin nehme wirtschaftliche Schäden hin, um seinen Krieg weiterzuführen, so der Experte.
REUTERS

Russland beschießt die Ukraine immer verstärkter mit Raketen, trifft dabei offenbar immer mehr Wohnhäuser und Einkaufszentren und tötet dabei auch immer mehr Zivilisten. Russland-Experte und Politikwissenschafter Gerhard Mangott sieht darin auch Taktik, wie er am späten Sonntagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Martin Thür schilderte. Die russische Seite sage immer, dass man auf versteckte Militärgerätschaften oder -einheiten ziele oder dass es versehentliche Treffer gebe, aufgrund der Vielzahl dieser Beschüsse sei es aber unwahrscheinlich, dass dies keine Strategie sei.

Es sei ein Kriegsverbrechen, so Mangott, das das Ziel habe, die Bevölkerung zu demoralisieren und den Rückhalt für den Krieg in der ukrainischen Bevölkerung schwinden zu lassen. Der Hintergrund sei wohl, dass Russland "sicherlich ein Personalproblem" habe, "Dutzende Tausend" Soldaten seien gefallen, Dutzende Tausend weitere verwundet. Bei den aktuellen Vorstößen wolle der russische Präsident Wladimir Putin wohl möglichst wenige Soldaten verlieren und lasse deswegen erst zerstörerische Luftangriffe durchführen und danach die Infanterie vorstoßen, so Mangott. Dabei sei es für Putin "akzeptabel, dass man nur Schutt und Asche übernimmt".

Europa könnte nun realistisch ein kompletter Gas-Stopp aus Russland drohen, so der Experte, für Putin sei das finanziell "sicherlich vernünftig". Aber: Laut Mangott verdiene Putin mit Ölexporten noch viel Geld und könnte es auf eine Spaltung der Gesellschaft im Westen abgesehen haben – nach dem Motto "Frieren für die Ukraine? Nein, danke!" Es sei ein Angriff auf die westliche Gesellschafts- und Wirtschaftsstabilität. Die bisherigen Sanktionen des Westens gegen Putin würden zwar Wirkung zeigen, "aber nicht genug Wirkung". Der Staatshaushalt sei nicht kollabiert, der Rubel habe sich erholt, so der Experte.

Putin werde den Krieg nicht stoppen

Mittel- und langfristig würden die Sanktionen zwar zu gewaltigen wirtschaftlichen Ausfällen in Russland führen, so Mangott, kurzfristig würden sie aber nicht bewirken, dass Putin den Krieg stoppe. Putin werde nicht aufgeben, auch wenn es für sein Land mittel- und langfristigen Rückschritt bedeute, so Mangott. Putin werde seinen Krieg in der aktuellen Situation niemals stoppen, so die Schock-Ansage, denn Putin sei an einer Verhandlungslösung nicht interessiert, außer es handle sich um einen Diktatfrieden.

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    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    Immer wieder gibt es Gerüchte über schwere Erkrankungen von Wladimir Putin. Nun heißt es, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
    via REUTERS

    Möglich sei, dass Russland nach Eroberung des Donbass einen einseitigen Waffenstillstand ausrufe, so der Experte, Kriegsende sei das aber keines, im Gegenteil. Der Plan könnte dann sein, eroberte Gebiete in der Ukraine vollständig unter russische Kontrolle zu bringen und gleichzeitig die militärischen Kräfte zu regenerieren. Damit bekäme dann die Ukraine ein massives Problem, denn man werde Russland nicht einfach zuschauen, müsste sich aber darauf einstellen, den Rückhalt bei vielen westlichen Ländern zu verlieren, wenn man den einseitigen Waffenstillstand breche.

    Sogar Spaltung im Westen droht

    Das könnte gar für eine "Spaltung" im Westen sorgen, so Mangott. Stellt sich Putin also auf einen Krieg ein, der vielleicht sogar mehrere Jahre dauert? "Dafür ist er zweifellos bereit", so Mangott. Russland könnte Etappenziele erreichen wollen, jetzt den Donbass erobern, dann Kräfte sammeln und "in zwei, drei Jahren" eine erneute Invasion starten. Da es keinerlei Verhandlungsposition zwischen Russland und der Ukraine gebe, könnte der Krieg sehr, sehr lange dauern, so der Experte.