"Hochproblematisch"
Experte: Dieses Virus könnte nächste Pandemie auslösen
Laut Virologe Florian Krammer gibt es bereits einen nächsten Pandemie-Anwärter, der ihm Kopfzerbrechen bereitet: das tödliche Nipah-Virus.
Wie vor kurzem bekannt wurde, hat sich in Texas (USA) ein Mann mit der Vogelgrippe angesteckt. In mittlerweile drei US-Bundesstaaten wurde bei Rindern der Vogelgrippe-Erreger H5N1 nachgewiesen. Das überrascht den Virologen Florian Krammer nicht, wie er im "Heute"-Interview sagt: "(...) Dass es da zu einer Infektion beim Personal, das mit den Tieren arbeitet, kommt, ist nicht unwahrscheinlich." Bislang gebe es aber nur wenige Infektionen beim Menschen. Mehr dazu: Vogelgrippe–Experte warnt vor infizierten Kühen bei uns
Nipah-Virus
Wie der Experte in einem ORF-Interview jetzt erklärte, beunruhige ihn ein anderes Virus, das das Potenzial zur Pandemie hätte: das Nipah-Virus in Südostasien, das mit dem Masernvirus verwandt ist und ursprünglich bei Flughunden vorkommt.
Es wurde 1999 als Auslöser eines großen Krankheitsausbruches bei Schweinen und in Folge bei Menschen (über 200 humane Fälle) in Malaysia und Singapur entdeckt, obwohl es ursprünglich bei Flughunden vorkommt. Entdeckt wurde es 1999 bei einem großen Krankheitsausbruch bei Schweinen und Menschen. Fälle beim Menschen treten häufig in Gebieten auf, in denen es engen Kontakt zwischen Menschen und infizierten Tieren gibt, beispielsweise beim Verzehr von Früchten oder Säften, die mit Fledermausspeichel oder -urin kontaminiert sind. "Oder es überträgt sich über Schweine, die von den Fledermäusen gebissen werden, auf den Menschen", so der Virologe.
Die Nipah-Virusinfektion ist eine seltene, aber schwere Viruserkrankung, die sowohl Menschen als auch Tiere (v.a. Schweine) betrifft. Die Infektion beim Menschen kann ohne Symptome, aber auch höchst problematisch verlaufen: Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Erbrechen, Halsschmerzen, Schwindel, Bewusstseinsstörungen, neurologische Probleme bis hin zur tödlichen Gehirnentzündung. Es kann durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Tiere oder Menschen oder dem Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln übertragen werden.
Sehr tödlich – keine Impfung, keine Medikamente
Das Nipah-Virus ist über Tröpfcheninfektion übertragbar. Das heißt, beim Niesen oder Husten verbreitet sich das Virus in der Luft. Krammer warnt vor einer potenziellen Mutation des Virus. "Wenn das passiert und die Schwere der Erkrankung nicht zurückgeht, wäre das hochproblematisch. Denn Nipah ist sehr tödlich, derzeit sterben 60 bis 90 Prozent der infizierten Menschen." Einen Impfstoff gegen das Nipahvirus gibt es bislang nicht, ebenso wenig spezifische Medikamente. Es kann nur symptomatisch behandelt werden.