"Deutlich mehr Gewalt"
Experte alarmiert – Gewalt an Schulen immer heftiger
In Sachen Gewalt und Suspendierungen an Schulen ortet ein Experte im ORF-Interview "Gefahr im Verzug".
Eine parlamentarische Anfragebeantwortung an Bildungsminister Martin Polaschek brachte die Zahlen der Schul-Suspendierungen je nach Bundesland und seit dem Schuljahr 2016/17 zutage. Vergangenes Jahr etwa waren es alleine in Wien 814, vor sechs Jahren waren es noch 201.
In ganz Österreich gab es im vorigen Jahr insgesamt über 2.000 Suspendierungen, auch das sind doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Maximal vier Wochen werden Schüler dann aus der Klasse genommen, weil "Gefahr im Verzug" besteht. Es muss also eine Gefährdung von Mitschülern oder Lehrern vorliegen. Seitens der Behörden wird der Anstieg mit der gestiegenen Sensibilität erklärt, als Maßnahmen habe man die psychosoziale Unterstützung aufgestockt.
"Ich sehe deutlich mehr Gewalt"
Wie aber könne man diesem Problem seriös entgegentreten? Im "Ö1-Morgenjournal" war dazu Thomas Krebs, Stv. Vorsitzender der Pflichtschullehrergewerkschaft, zu Gast. Bei den Gründen für Suspendierungen ging er eingangs auf Fälle wie von jenem Mädchen, das eine Mitschülerin mit einem Stanleymesser schwer verletzte, ein. "Die Auswüchse der Gewalt sind einfach heftiger geworden", zeigte er sich alarmiert.
Auch ganz allgemein lässt sich sagen: "Ich sehe deutlich mehr Gewalt an den Schulen", so Krebs. Man könne nicht mehr weiter verharmlosen oder wegschauen. "Man muss sich endlich dem Problem stellen." Die Zahl der Suspendierungen zeige, dass die Situation aus dem Ruder laufe.
Suspendierungen alleine seien aber keine Lösung, sondern nur zur Gefahrenabwehr da, erinnerte der Lehrer-Gewerkschafter. Betreuung sei außerdem auch für die betroffene Klasse und die Lehrer wichtig.
Time-Out-Klassen
Weitere Maßnahmen brauche es insbesondere für Unbelehrbare, bei denen Suspendierungen offenbar nicht wirken. Hier müsse man die Erziehungsberechtigen in die Pflicht nehmen und zur Verantwortung ziehen. Eine weitere Möglichkeit seien sogenannte "Time-Out-Klassen", in denen es professionelle Betreuung gibt, die Schüler wieder für den Regelunterricht tauglich macht.
Entschieden wehren würde er sich für Zusatzarbeit für die Lehrer selbst. Diese werden immerhin selbst immer öfter Opfer von psychischer und physischer Gewalt.