"Madame Web" hat's schwer

Europa-Premiere für den nächsten Marvel-Flop?

Dakota Johnson fällt das Lächeln auf den Premieren-Teppichen wohl sichtlich schwer, denn ihr neuester Film dürfte Schiffbruch erleiden…

Fabian J. Holzer
Europa-Premiere für den nächsten Marvel-Flop?
Dakota Johnson bei der "Madame Web" Premiere vor dem Claridge's Hotel in London
Jeff Spicer/Getty Images für Sony Pictures

Vor ein paar Jahren wären die Begriffe "Marvel" und "Flop" im selben Satz noch relativ undenkbar gewesen, aber mittlerweile könnten diese Sätze ganze Bände füllen. Nach Serien-Bruchlandungen wie "Secret Invasion" oder "She-Hulk" und Film-Flops wie "Ant Man 3" oder "The Marvels" habe die Verantwortlichen bei Marvel längst damit angefangen, Serien- und Filmprojekte wieder einfacher zu stricken. Bei den Serien war zuletzt "Echo" ein erfolgreicher Testballon, um die zukünftigen Helden wieder zu erden, anstatt sie nur mit immer absurderen Superkräften auszustatten. Dank der immer größeren Fanbase, die sich sich im Serienbereich auf das Comeback von "Daredevil" einschießt, wissen die Macher, in welche Richtungen zukünftige Serien gehen sollen. Auch bei den Filmen dürften die neuen oder vielleicht auch wieder die alten "Avengers" ab 2026 wieder für volle Kinos sorgen. Der einzige echte Marvel-Film wird im Sommer "Deadpool 3" sein, dank Ryan Reynolds und Hugh Jackman ein Blockbuster-Garant. Aber Marvel hat ein Problem, das Geld frisst: Das gemeinsam mit Sony betriebene Spider-Man-Universum. Der erste von 2024 gleich drei daraus startenden Filmen, "Madame Web" mit Dakota Johnson, startet ab 14. Februar  (bei uns am 15. Februar) in den Kinos und die Prognosen sind düsterer als der Film…     

Geht es nach der Prognosen der Finanz-Analyse-Plattform "Box Office Pro", dann dürfte "Madame Webb" ab 14. Februar in den USA mit geschätzten Start-Einnahmen von 25 bis 35 Millionen Dollar am ersten Wochenende in den USA rechnen. Sogar wenn man das mit anderen Filmen von Sonys Spider-Man Universe (SSU) vergleicht, ist das ein Bauchfleck. Selbst der Super-Flop "Morbius" mit Jared Leto spielte 2022 am Startwochenende 39 Millionen Dollar in de USA ein. Zum direkten Vergleich: Beim schwächsten tatsächlichen "Spider-Man"-Film, "The Amazing Spider-Man" mit Andrew Garfield waren es 2012 noch 62 Millionen gewesen, 2021 spielte "Spider-Man: No Way Home" gigantische 122 Millionen Dollar an seinem ersten Wochenende ein. Während "Morbius" tatsächlich grottenschlecht war, hat jetzt "Madame Web" viel mehr ein Marketing-Problem.  

Eigentlich soll der neue "Madame Web" sogar richtig gut sein. Wo ist also das Problem?

Geht es nur nach den ersten Kommentaren zum Film, dann ist "Madame Web" eine spannende, vielschichtige und von tollen Darstellern gespielte Comicverfilmung. Aber es gibt einige Beine, die sich die Macher selbst gestellt haben. Zum einen ist Madame Web keine weithin bekannte Superheldin. In den Marvel Comics ist sie eine körperlich gelähmte, ältere und blinde Telepathin, die in der Lage ist, die Zukunft vorauszusehen. Sie ist tatsächlich nur eingefleischten Fans ein Begriff und somit von Haus aus auch kein starkes Zugpferd. Der Film ist weiters in den 1990er angesiedelt, somit sind Gastauftritte aus dem MCU nicht möglich, nicht einmal Cameos aus dem Spider-Man-Universum würden Sinn ergeben. Und dazu kommt noch die grassierende Superhelden-Müdigkeit, die beim Dreh von "Madame Web" noch kein so großes Thema war. Einigen Problemen hätte man ausweichen können, anderen weniger.   

Cassandra Webb (Dakota Johnson) muss die zukünftigen Spider-Women beschützen
Cassandra Webb (Dakota Johnson) muss die zukünftigen Spider-Women beschützen
Sony Pictures

Die eigentlich Geschichte des Film kam beim Test-Publikum gar nicht so schlecht an: Die Rettungssanitäterin Cassandra Webb beginnt, Visionen von der Zukunft zu haben und sieht dabei drei Frauen, deren Tod es zu verhindern gilt. Je mehr Visionen Cassandra hat, umso sicherer ist sie, dass jemand hinter diesen Frauen her ist und, dass es ihre Aufgabe ist, sie vor dem Verfolger zu beschützen. Ohne zu viel zu verraten, bei allen drei Damen handelt es sich um tatsächliche Spider-Women, wobei Sydney Sweeney ("Euphoria") als Spider-Woman Mattie ein viel größeres Zugpferd für den Film gewesen wäre als Hauptdarstellerin Dakota Johnson. Der Jäger der drei Spinnenfrauen trägt übrigens auch ein "Spider-Man"-Kostüm.   

Das traurige an einem Flop von "Madame Web" wäre, dass der Film selbst es gar nicht verdient hat zu floppen, aber gleichzeitig auch zu wenig Zugkraft für einen Blockbuster liefert. Ein ähnliches Schicksal dürfte Ende August auch "Kraven the Hunter", der zweite heurige Film aus Sonys Spider-Man Universe erleiden. Auch hier liefert der Hauptdarsteller Aaron Taylor Johnson - ein möglicher James Bond-Kandidat - eine eigentlich tolle Comicverfilmung einer eher unbekannten und deshalb für die Massen nicht wahnsinnig interessanten Figur ab. Realistische Prognosen für den Film gibt es aber noch keine. Natürlich können die bisherigen Prognosen auch  für "Madame Web" rosiger werden, vor allem dann, wenn nach dem Filmstart die gute alte Mundpropaganda greift. Das war zuletzt etwa bei den animierten "Spider-Verse"-Filmen der Fall, die oft nach dem Filmstart erst so richtig durchgestartet sind. Etwas entspannter blickt Sony dem Kinostart von "Venom 3" im November entgegen, was vor allem damit zu tun hat, dass sowohl die Figur Venom, also auch ihr Darsteller Tom Hardy längst etabliert sind und bisher erfolgreich waren. Es bleibt also zu hoffen, dass "Madame Web" doch viel besser startet, als es viele jetzt vermuten…

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