Nach Trump-Sager im TV-Duell
Essen Migranten in den USA wirklich Hunde und Katzen?
Mit seiner Aussage im TV-Duell gegen Harris, Migranten in Ohio würden Hunde und Katzen essen, sorgte Trump für Lacher. Doch was steckt dahinter?
"In Springfield essen sie die Hunde, die Leute, die hierhergekommen sind, sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben". Mit dieser Aussage im TV-Duell gegen Harris wollte Trump die Folgen davon zeigen, dass Harris (seiner Ansicht nach) "Millionen von Migranten und Kriminellen ins Land geholt" habe. Was bei vielen für Lacher sorgte, sorgte bei anderen für Entsetzen. Und zurück bleibt die Frage: Ist da wirklich was dran?
Frau in Ohio tötete und aß Katze
Die kurze Antwort: Nein. Die längere Antwort ist etwas komplexer. Ja, es gibt in Ohio zurzeit einen aufsehenerregenden Fall einer Frau, die verhaftet wurde, weil sie eine Katze getötet und gegessen haben soll. Allerdings nicht in Springfield, die dortige Polizei betont, keine derartige Fälle zu kennen.
Allerdings wurden Polizisten am 16. August in Canton, Ohio, zu einem ungewöhnlichen Einsatz gerufen. Die 27-jährige Allexis T. Ferrell soll ihre Katze getötet und anschließend gegessen haben. Die Bodycam-Aufnahmen der Polizei wurden veröffentlicht – und mit der Behauptung, die Frau sei aus Haiti, schließlich vielfach kopiert und weiterverbreitet. Fakt ist jedoch, wie aus den Polizeiangaben hervorgeht: Ferrell ist US-Bürgerin und "hat keinen Bezug zu irgendeinem anderen Land", erklärte ein Sprecher der Polizei von Canton.
Mann mit toter Gans wirft Fragen auf
Ein weiteres vielfach zitiertes Beispiel ist das Foto eines dunkelhäutigen Mannes, ebenfalls in Ohio, der mit einer toten Graugans in der Hand die Straße entlangspaziert. Was es damit auf sich hat, weiß in Wahrheit niemand. Der Fotograf, der dieses Foto auf Reddit veröffentlicht hatte, erklärte mittlerweile, er fand es einfach nur "schräg", so etwas zu sehen, weshalb er es fotografierte und ins Netz stellte. Auch diese Aufnahme ist nicht aus Springfield, sondern aus Columbus, Ohio.
Ob der Mann auf dem Bild ein Flüchtling ist, der die Gans essen wollte – niemand weiß es. Es könnte genau so gut sein, dass die Gans von einem Auto überfahren wurde. Letztlich ist es eine frei erfundene Behauptung, der Mann sei aus Haiti, habe die Gans getötet und anschließend gegessen. Doch in rechten Kreisen wurde das Bild dennoch mit genau dieser Behauptung vielfach weiterverbreitet.
Massenquartier für Flüchtlinge sorgt für Konflikte
Doch wie wurde aus diesen beiden Fällen – und andere tatsächlich belegbare Vorkommnisse sind nicht bekannt – die Geschichte, Flüchtlinge aus Haiti würden Hunde, Katzen und andere Haustiere verspeisen?
Der traurige Hintergrund ist, dass auch in Springfield, Ohio, eine bei vielen Einwohnern unbeliebte Massenunterkunft für Flüchtlinge - in diesem Fall aus Haiti - untergebracht ist. Springfield ist eine 60.000 Einwohner zählende Stadt. Doch seit 2020 wurden dort etwa 15.000 – manche behaupten auch 20.000 – Flüchtlinge aus Haiti einquartiert. Das sind je nach Zählweise zumindest 25 % der Bevölkerung und das sorgt natürlich für Konflikte mit der Bevölkerung. Während viele sagen, sie hätten an sich nichts gegen Flüchtlinge, doch sie sollten besser verteilt werden, verbreiten andere schlicht bösartige Gerüchte.
"Die Freundin der Tochter meiner Nachbarin hat erzählt"
Dabei werden etwa die Geschichte von der US-Amerikanerin mit der Katze in Canton und dem unbekannten Mann mit der Gans (die dann zur Ente wird) aus Columbus zu Vorfällen in Springfield erklärt. Dazu kommen dann noch anonyme Postings, die "Freundin einer Tochter meiner Nachbarin" hätte erzählt, dass ihre verschwundene Katzen von einer Haitianerin "zum schlachten" in den Garten gehängt wurde und dass in Springfield jetzt "Enten und Haustiere verschwinden" – und schon steht die Geschichte von den "Haustier essenden Haitianern in Springfield" mit unbelegten Behauptungen und scheinbaren Beweisfotos, die in Wahrheit etwas anderes zeigen.
Dass die Polizei von Springfield erklärte, ihr liege kein einziger Fall von getöteten Hunden, Katzen, Gänsen oder anderen Haustieren vor, hindert Populisten, wie den Republikaner und Trump-Vizekandidat J. D. Vance nicht daran, diese unhinterfragt an ein Massenpublikum weiterzuverbreiten, um sich bei potentiellen Wählern als aufrichtige "Patrioten" zu inszenieren. Und so landete das Gerücht auch bei Trump – und im TV-Duell mit Kamala Harris vor der Weltöffentlichkeit.
Auf den Punkt gebracht
- Im TV-Duell gegen Kamala Harris behauptete Trump, Migranten in Ohio würden Hunde und Katzen essen, was für Lacher und Entsetzen sorgte
- Diese Behauptung basiert jedoch auf Einzelfällen und Gerüchten, die in rechten Kreisen verbreitet wurden, ohne dass es dafür belastbare Beweise gibt; die Polizei von Springfield betont, keine derartigen Vorfälle zu kennen