Drei Tote bei Tulln

"Es ist unbegreiflich": Freunde trauern um tote Familie

Fassungslosigkeit herrscht immer noch in Muckendorf bei Tulln: Vor der Eingangstür zeugen zwei Dutzend Kerzen und kleine Stofftiere von der Bluttat.

Erich Wessely
"Es ist unbegreiflich": Freunde trauern um tote Familie
Tatort in Muckendorf: Aufnahmen vom 17. August 2024 - noch ist nicht geklärt, was genau hinter dieser Tür geschah.
"Heute"/Erich Wessely

Unscheinbar, beinahe gespenstisch mutet die Situation beim "Heute"-Lokalaugenschein am Samstagnachmittag an. Beim ersten Blick auf den 1.200-Seelen-Ort Muckendorf bei Tulln, direkt an der Donau gelegen, deutet nichts auf die Familientragödie hin, die sich vor wenigen Tagen in einer Siedlung abgespielt hat.

An der Donau geht bei brütender Hitze ein Beachvolleyball-Event über die Bühne, Radfahrer nutzen den beliebten Donauradweg Euro-Velo-6 für eine Ausfahrt, Anrainer mähen ihren Rasen oder kommen gerade vom Schwimmen zurück.

"Habe erst letzten Samstag mit Mutter telefoniert"

Direkt am Tatort, ein hellblaues Eckhaus in einer Siedlung in Muckendorf, stehen vor der Eingangstür rund zwei Dutzend Kerzen, auch ein Freund der Familie zündet unter Tränen eine Kerze an: "Ich habe erst letzten Samstag noch wegen eines verletzten Vogels mit der Mutter telefoniert, sie war überaus tierliebend, die Familie hatte Laufenten und einen Hund zu Hause."

Zur Tat selbst fehlen ihm die Worte: "Es ist einfach unbegreiflich, warum mussten die zwei Kinder sterben?"

Drei Todesopfer im Bezirk Tulln aufgefunden

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    Tatort in Muckendorf: Aufnahmen vom 17. August 2024
    Tatort in Muckendorf: Aufnahmen vom 17. August 2024
    "Heute"/Erich Wessely

    Diese Frage beschäftigt auch die Polizei, das Landeskriminalamt ermittelt nach der Familientragödie auf Hochtouren. Am Mittwoch waren, wie berichtet, drei Tote im Schlafzimmer im Obergeschoß des Einfamilienhauses gefunden worden – zwei Mädchen (5 und 8 Jahre alt) und ihre Mutter (29). Der Vater der Kinder und Ex-Partner der toten Frau, hatte einen Schlüssel und fand die Toten, nachdem die Frau nicht zur Arbeit erschienen war und eine Angehörige Alarm geschlagen hatte.

    Ermittlungen in alle Richtungen

    Ermittelt wird nach wie vor in alle Richtungen. Vieles deutet auf einen "erweiterten Suizid" hin, aber auch andere Varianten wolle man seitens der Ermittler nicht ausschließen – Familienmitglieder und Freunde der Toten werden ebenfalls noch einvernommen.

    Tod durch Ersticken

    Die Kinder starben laut vorläufigem Obduktionsergebnis durch Ersticken, in weiterer Folge wurden die Toten ins Elternschlafzimmer gelegt und mit einer Decke zugedeckt.

    Suizidgedanken? Hol Dir Hilfe, es gibt sie.

    In der Regel berichten wir nicht über Selbsttötungen - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

    Wenn Du unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leidest, dann kontaktiere bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 – täglich 0-24 Uhr!

    Faser- und DNA-Spuren müssen noch überprüft und ausgewertet werden, das soll auch Aufschluss darüber geben, mit welchem Gegenstand den Mädchen die Atemwege zugehalten worden waren.

    Waffe legal besessen

    Fakt ist, dass die tote Mutter durch einen Schuss aus einer Pistole in den Kopfbereich starb. Die Waffe hatte die Frau legal besessen. Die 29-Jährige wurde tot mit ihren beiden Kindern im Bett entdeckt, die mutmaßliche Tatwaffe lag im Nahbereich.

    Die 29-Jährige war ehrenamtlich beim Arbeiter-Samariter-Bund in Wien und beruflich Teilzeit als Technikerin bei einer Firma in NÖ beschäftigt gewesen. Der Ex-Partner der leidenschaftlichen Jägerin ist Polizist in Wien.

    Toxikologisches Gutachten

    Die Ergebnisse einer Schusshandbestimmung und eines toxikologischen Gutachtens stehen noch aus. Auch über das Motiv herrscht Rätselraten. Ein Abschiedsbrief wurde bislang nicht gefunden.

    "Als lebenslustige Frau bekannt"

    "Sie war engagiert in Gruppen mit anderen Müttern. Ebenso war sie dabei in Kreativ-Gruppen – sei es Basteln oder Tanzen. Das hat man über sie gehört", sagte eine 54-Jährige am Freitag, die im Tennisclub arbeitet. Sie kannte die Mutter zwar nicht persönlich, habe aber viel mitbekommen. Von Problemen wisse auch Bürgermeister Harald Germann nichts: "Die Frau hat bei dem Kreativtreffen in der Gemeinde mitgearbeitet. Sie war immer als sehr lebenslustige Frau bekannt." Zur Tat zeigt er sich geschockt: "Ich kannte die beiden Kinder. Die ältere ging in die Schule, die jüngere hier in den Kindergarten. Die beiden waren richtig lieb."

    Auf den Punkt gebracht

    • In Muckendorf bei Tulln herrscht Fassungslosigkeit nach der Familientragödie, bei der eine Mutter und ihre beiden Kinder ums Leben kamen
    • Die genauen Umstände sind noch unklar, die Polizei ermittelt in alle Richtungen und wartet auf weitere forensische Untersuchungen
    • Die Familie war in der Gemeinde beliebt und engagiert, weshalb die Tragödie umso unbegreiflicher erscheint
    wes
    Akt.