Medizinische Sensation

Erstmals gefilmt: Video zeigt wie ein Eisprung passiert

Ohne Eisprung kein Nachwuchs. Wie dieser Vorgang genau vonstattengeht, war bisher nicht ganz klar. Ein Video liefert nun bisher unbekannte Eindrücke.

Erstmals gefilmt: Video zeigt wie ein Eisprung passiert
Im entscheidenden Moment wird die Eizelle (rot) aus dem Follikel katapultiert.
Max-Planck-Institut

Der weibliche Körper ist ein Mysterium. Vieles rund um die weibliche Biologie ist nach wie vor nur teilweise oder gar nicht erforscht. Eines dieser Rätsel war bislang der monatliche Eisprung der Frau. Zwar wusste man die Rahmenfakten, aber bislang war es nicht möglich, den Moment des Eisprungs in einem Bewegtbild abzubilden. Das ist Forschern des Max-Planck-Instituts (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften nun erstmals gelungen. Sie konnten den gesamten Prozess des Eisprungs sichtbar machen.

Was passiert beim Eisprung? Das war bisher bekannt

Während der fruchtbaren Phase einer Frau reifen pro Menstruationszyklus 15 bis 30 Eizellen in mit Flüssigkeit gefüllten Ausstülpungen, den Follikeln, heran. Insgesamt rund 400 Mal. Doch nur der größte und am besten entwickelte Follikel schafft es bis zum Eisprung. Der Follikel reißt auf und die Eizelle wird in den Eileiter entlassen. Wird sie innerhalb von maximal 24 Stunden nach dem Eisprung erfolgreich von einer Spermienzelle befruchtet, wandert sie weiter zur Gebärmutter, um sich dort einzunisten. Die verbleibenden gereiften Eizellen baut der Körper ab.

Eisprung-Forschung schwierig: So gingen die Forschenden vor

Den Eisprung zu dokumentieren, ist gar nicht so einfach: Die Eierstöcke befinden sich tief im Körper und sind experimentell nur schwer zugänglich. Zudem findet der Eisprung in einem sehr engen Zeitfenster statt und es lässt sich nicht vorhersagen, in welchem der beiden Eierstöcke es passiert. Deshalb nutzt das Team um Melina Schuh isolierte Follikel von Mäusen. Diese beobachteten sie unter dem Mikroskop mit selbst entwickelten Live-Bildgebungsmethoden.

Erstmals Eisprung gefilmt: Das zeigt das Video

Auf diese Weise fand das Forschungsteam heraus, dass der Eisprung in drei Phasen verläuft:

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    Erste Phase (Follikel-Ausdehnung)

    Diese Phase wird durch das Freisetzen von Hyaluronsäure angetrieben. Dadurch verändern sich Größe und Form der Follikel: "Während des Eisprungs strömt Flüssigkeit in den Follikel ein, die ihn signifikant wachsen lässt", so Christopher Thomas, Zellbiologe und Co-Autor der Studie. Die Hyaluronsäure sei für den nachfolgenden Eisprung unerlässlich. Blockierte das Team die Produktion von Hyaluronsäure, dehnten sich die Follikel weniger aus und der Eisprung blieb aus
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    Zweite Phase (Follikel-Kontraktion)

    Hier sorgen glatte Muskelzellen in der äußeren Follikelschicht dafür, dass sich der Follikel zusammenzieht. Hemmte das Team die Kontraktion dieser Muskelzellen, zogen sich die Follikel weniger zusammen – mit ebenfalls gravierenden Folgen für die Eizelle: "Auch dann erfolgte kein Eisprung", sagt Thomas.
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    Dritte Phase

    In der dritten Phase reißt der Follikel. Dann "wird die Eizelle freigesetzt und der Eisprung ist damit abgeschlossen", erklärt Tabea Lilian Marx, ebenfalls Co-Autorin. "Die Oberfläche des Follikels wölbt sich vor und geht schließlich auf, sodass die Follikelflüssigkeit, die Kumuluszellen und als Letztes die Eizelle freigesetzt werden." Kumuluszellen sind spezialisierte Zellen im Follikel, die die Eizellen beim Eisprung unterstützen.

Nach dem Eisprung schließt sich der Follikel wieder und bildet den sogenannten Gelbkörper, der das Hormon Progesteron produziert. Dieses Hormon bereitet die Gebärmutter auf das Einnisten eines Embryos vor. Wird die Eizelle nicht befruchtet oder nistet sich die befruchtete Eizelle nicht ein, bildet sich der Gelbkörper nach 14 Tagen zurück. Ein neuer Menstruationszyklus beginnt.
HIER geht's zum Video.

Was bringt das neue Wissen?

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Eisprung ein bemerkenswert robuster Prozess ist. Obwohl ein äußerer Reiz unerlässlich ist, um den Eisprung auszulösen, laufen die nachfolgenden Prozesse unabhängig vom Rest des Eierstocks ab, da alle Informationen im Follikel selbst enthalten sind", sagt Schuh. Laut dem Team kann die neue Methode helfen, die Mechanismen des Eisprungs weiter zu untersuchen. So ließen sich hoffentlich auch für die Fruchtbarkeitsforschung beim Menschen neue Erkenntnisse gewinnen. Die Studie wurde im Fachjournal "Nature Cell Biology" veröffentlicht.

Auf den Punkt gebracht

  • Forschern des Max-Planck-Instituts ist es erstmals gelungen, den Eisprung in Echtzeit zu filmen und dabei bisher unbekannte Einblicke in den Prozess zu gewinnen
  • Diese Entdeckung könnte neue Erkenntnisse für die Fruchtbarkeitsforschung liefern und helfen, unerfüllten Kinderwunsch besser zu verstehen
red, 20 Minuten
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