Bezahlkarte im Test
Erstes Bundesland streicht jetzt Asylwerbern Geld
Das Bundesland Niederösterreich führt eine Bezahlkarte statt Bargeld für Asylsuchende ein.
In Niederösterreich startet am Samstag – 1. Juni – die Testphase für eine Bezahlkarte für Asylwerber. In insgesamt acht Unterkünften erhalten Asylsuchende diese Karte statt Bargeld – darüber berichtet unter anderem das Ö1-Morgenjournal.
Die verfügbare Summe ist reduziert und bestimmte Artikel können nicht mit der Karte gekauft werden, heißt es in dem Bericht weiter. Heftige Kritik an der Bezahlkarte kommt von der Asylkoordination, im Innenministerium ist ein anderes Modell ausgearbeitet worden.
Standorte breit gestreut
Um die Funktionalität der Karte überprüfen zu können, seien die Standorte der acht Einrichtungen dabei bewusst auf urbane und ländliche Gebiete breit gestreut worden, heißt es im Ö1-Bericht aus dem Büro des zuständigen Landesrates Christoph Luisser (FPÖ).
Statt wie bisher sieben Euro in bar erhalten Asylsuchende sechs Euro auf die Karte des Anbieters Pluxee, ehemals Sodexo. Mit dieser Bezahlkarte können weder Alkohol noch Zigaretten gekauft bzw. bezahlt werden.
Überweisungen und Bargeldbehebungen sind ebenfalls nicht möglich. Scharfe Kritik an dem Modell mit der Bezahlkarte statt Bargeld für Asylwerber kommt von Lukas Gahleitner-Gertz, dem Sprecher der Asylkoordination.
"Ermöglicht keine Integration"
"Es braucht einen Zugang zum Bargeld und oder die Möglichkeit Überweisungen zu machen, denn ansonsten hält man die Leute in der Abhängigkeit von diesen Karten und es ermöglicht eben nicht die Integration", erklärt Gahleitner-Gertz im Ö1-Morgenjournal.
Das scheine allerdings laut dem Sprecher der Asylkoordination auch "nicht das Ziel dieser Aktion" zu sein. Das System soll am kommenden Dienstag bei der Konferenz der Flüchtlingsreferenten der Länder präsentiert werden.
Das Innenministerium will laut Ö1 aber ein anderes Modell vorstellen – das habe allerdings keinen Einfluss auf das Modell in Niederösterreich, so das Ministerium. Gahleitner-Gertz sieht das im ORF-Radio allerdings als Problem.
"Kein einheitliches Modell"
"Es ist auf jeden Fall kein einheitliches Bundesmodell, was wir hier sehen werden, sondern wir sehen einen föderalen Wildwuchs an unterschiedlichen Modellen. Das heißt, in einigen Tagen werden wir ein Projekt in Oberösterreich mit einem anderen Diensteanbieter vorgestellt bekommen", erklärt der Sprecher der Asylkoordination im Ö1-Journal.
Und weiter: "Das heißt das angestrebte Ziel, nämlich hier Kosten einzusparen, das wird damit nicht erreicht!" Außerdem verursache laut Gahleitner-Gertz jedes Modell, das auf einen externen Anbieter aufgesetzt wird, auch zusätzliche Kosten.
Aus dem Büro des Landesrates heißt es dazu gegenüber Ö1, dass das Modell jetzt getestet und dann entweder auf das ganze Bundesland ausgeweitet werde oder Anpassungen vorgenommen werden müssten.