Neue Eskalation auf Balearen
Erster bekannter Urlaubsort will Touristen aussperren
Binibeca Vell, das auch als "spanisches Mykonos" bezeichnet wird, hat ein Briten-Problem. Das könnte Konsequenzen für alle Urlauber nach sich ziehen.
Der zunehmende Massentourismus hat eine neue Stufe der Eskalation erreicht: Der erste Ferienort auf den beliebten Balearen will jetzt sämtlichen Touristen den Zutritt verbieten. Die 195 Einwohner von Binibeca Vell fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen.
Der malerische Fischerort auf der Südküste der Mittelmeerinsel Menorca ist vor allem bei britischen Touristen sehr beliebt. Alleine in diesem Jahr werden rund eine Million Besucher erwartet. Eine recht hohe Zahl, die an sich jedoch nicht das Problem sein dürfte.
"Kein Abenteuerspielplatz"
Anlass für den Vorstoß ist viel mehr das Benehmen der Touristen. Zwar wurden im vergangenen Jahr bereits Maßnahmen gesetzt und die Besichtigungszeiten von 11:00 bis 20:00 Uhr begrenzt sowie offizielle Fremdenführer ausgebildet, genutzt hat das offenbar jedoch nicht viel.
"Sie gingen in die Häuser, setzten sich auf die Stühle, nahmen Dinge mit, traten auf die Mauern, tranken Alkohol … es gab alles", beklagen die Bewohner gegenüber der spanischen Zeitung "El Diaro". Davon zeugen auch Fotos auf der Internetseite des Dorfes. Darauf zu sehen sind Touristen, die für Instagram-Fotos von einem privaten Balkon lachen, Stiegen als Rutsche verwenden und mit ihren Schuhen die weißen Wände beschmutzen. "Binibeca Vell ist kein Abenteuerspielplatz, sondern eine private Wohnsiedlung, in der Menschen wohnen", erklärte Óscar Monge, Präsident der Eigentümergemeinschaft.
Außerdem wurde dem Dorf ein Betrag von 15.000 Euro zur Unterstützung bei der Müllbeseitigung und Instandhaltung zugesprochen. Bislang wurde die Vereinbarung jedoch nicht erneuert, weswegen die Anwohner nun mit Sorge auf die kommende Saison blicken. Sollten die Behörden die Bewohner weiterhin vernachlässigen, könnte im August eine Abstimmung darüber stattfinden, ob das Dorf für Touristen geschlossen werden sollte, warnt Monge.
Dorf ist Privateigentum
Im Gespräch mit der Zeitung bestätigte die Leiterin der Tourismusabteilung der menorquinischen Regierung, Begoña Mercadal, dass es sich bei dem Dorf um Privateigentum handele. Somit hätten die Anwohner das Recht, es für die Öffentlichkeit zu schließen, wenn sie das wollten.