Für Aufregung in den sozialen Medien sorgt derzeit eine bargeldlose Billa-Filiale in Wien-Leopoldstadt. Der Supermarkt in der Trabrennstraße 2, gleich gegenüber der WU, setzt seit 5. Februar auf "Cashless only", wie Aufkleber an den Scheiben informieren.
Nicht bei allen Kunden stößt das Konzept auf Begeisterung: "Geht man einkaufen, steht an der Kasse und es wird einem gesagt, dass heute nur die Selbstbedienungskasse offen hat. Ok, kein Problem. Kann man da bar zahlen? Nein! Aussage: Dann können Sie heute bei uns nicht einkaufen. Es ist eine Testphase bis Ende April. Sachen mussten zurückgegeben werden, weil man keine Bankomatkarte mit hat. Was für ein Test? Das ist Zwang!", ärgert sich etwa eine Userin.
„Kinder sollten eigentlich mit Bargeld zahlen. Sie müssen ja ein Gefühl dafür bekommen, wieviel sie ausgeben. Wenn sie nur eine Plastikkarte in der Hand haben, geht das natürlich nicht“Lisa R.Mutter und Billa-Kundin
Kundin Lisa R. (Name geändert) holte sich wiederum auf Facebook Ratschläge, um eine geeignete Lösung für ihre Kinder im Teenageralter zu finden, die sie manchmal einkaufen schickt: "Kinder sollten eigentlich mit Bargeld zahlen. Sie müssen ja ein Gefühl dafür bekommen, wieviel sie ausgeben. Wenn sie nur eine Plastikkarte in der Hand haben, geht das natürlich nicht", kritisiert die zweifache Mutter im Gespräch mit "Heute".
Obwohl die Abwicklung der Einkäufe in besagter Filiale "gut organisiert" ist, findet Lisa R. den Cashless-Trend generell nicht gut: "Bargeld ist nun einmal ein legales Zahlungsmittel bei uns. Es gibt Bevölkerungsgruppen, die darauf vertrauen. Warum sollen diese Menschen, die bargeldlose Zahlungen nicht wollen, dazu gezwungen werden?", fragt sich die Wienerin.
Auf "Heute"-Nachfrage beruhigt Billa-Pressesprecher Marcus Schober: "Es handelt sich hier nur um eine temporäre Testphase, die extra in den Semesterferien gestartet wurde. Die SB-Kassensysteme entwickeln sich rasch weiter, und wir wollen unter echten Bedingungen Erfahrungswerte in einer wenig frequentierten Filiale sammeln."
Wie lange genau die "Cashless only"-Testphase dauern wird, kann Schober nicht sagen: "Ursprünglich war sie bis April angesetzt. Ich gehe aber davon aus, dass sie wesentlich kürzer sein wird. Zudem ist auch Personal vor Ort, das bei Problemen weiterhilft." Eine Ausweitung auf andere Filialen sei nicht geplant, rein bargeldloses Bezahlen sei in Österreich "unvorstellbar", so Schober.
Bereits Ende 2021 sorgte eine andere Supermarkt-Kette mit einem Pilotprojekt für Aufsehen: In zwei MPreis-Filialen in Innsbruck war nur mehr das Zahlen mit Karte, Handy oder Smartwatch möglich. Daraufhin mahnte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) auf Initiative der AK Tirol die Supermarktkette ab. Das Unternehmen lenkte ein, im Juli 2023 wurde wieder Bargeld akzeptiert.