In Entwicklung
Erste Pille hilft erfolgreich gegen Schnarchen
Erstes Medikament reduzierte in Studie erfolgreich Atemaussetzer und Schnarchen erfolgreich. Das könnte Millionen Leidgeplagten helfen.
Wenn sich die Rachenmuskeln während des Schlafs entspannen, verengt oder blockiert das umliegende Gewebe die Atemwege und unterbricht die normale Atmung. Dies ist die Hauptursache für obstruktive Schlafapnoe, das Schnarchen.
Eine neu entwickelte Pille des Pharmaunternehmens Apnimed könnte helfen, starkes Schnarchen zu beseitigen. In Versuchen konnten bei vielen Freiwilligen Symptome wie Atem- und Schlafstörungen fast halbiert werden. Die Pille – möglicherweise die erste medikamentöse Behandlung für starke Schnarcher überhaupt – soll durch die Stärkung der Muskeln in den Atemwegen wirken, um zu verhindern, dass das Gewebe kollabiert und den Luftstrom blockiert.
"Ich hatte über zehn Jahre keine erholsame Nacht"
Schnarchen & Schlafapnoe
Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe leiden unter wiederholten Atemaussetzern, die zehn Sekunden oder länger dauern – bis der Sauerstoffmangel das Gehirn dazu veranlasst, die Atmung wieder in Gang zu setzen. Zu den Symptomen gehören lautes Schnarchen, geräuschvolles und erschwertes Atmen und Tagesmüdigkeit, weil die Schlafqualität unter den Atemaussetzern leidet. Die Betroffenen haben in der Regel keine Erinnerung an die Unterbrechungen. Eine unbehandelte Schlafapnoe kann das Risiko eines Schlaganfalls und einer Herzerkrankung erhöhen.
Der Goldstandard bei der Behandlung der Schlafapnoe ist CPAP ("continuous positive airway pressure" (kontinuierlicher Atemwegsüberdruck)). Dabei wird beim Schlafen eine Maske getragen, die mit einer Pumpe verbunden ist, um Druckluft in die Atemwege zu leiten, damit diese sich nicht mehr schließen. Die Maske ist zwar wirksam, aber für viele Menschen ist es schwierig, sie im Bett zu tragen. Bis zu 70 Prozent der Patienten, die mit CPAP behandelt werden, geben das Gerät aufgrund der Unannehmlichkeiten wieder auf, berichtete die Zeitschrift "BMC Pulmonary Medicine" im vergangenen Jahr.
Neue Pille reduziert Atemaussetzer und verbessert Schlafqualität
Die neue Pille mit der Bezeichnung "AD109" ist eine Kombination aus zwei bestehenden Medikamenten: Aroxybutynin und Atomoxetin. Beide Medikamente haben Auswirkungen auf die Muskelaktivierung und den Muskeltonus. Frühere Tierstudien haben gezeigt, dass sie den Genioglossus-Muskel ("Zungenherausstrecker") stärken, der dazu beiträgt, die oberen Atemwege offenzuhalten.
Wer Probleme mit dem Schlafen bzw. Schnarchen hat, kann sich an eine Schlafambulanz oder den HNO-Arzt wenden.
In einer kürzlich in den USA durchgeführten Studie mit der Pille erhielten 211 Personen mit Schlafapnoe vier Wochen lang AD109 oder Placebo-Pillen. Anschließend wurden mit am Körper angebrachten Sensoren Gehirnströme, Sauerstoffgehalt, Herzfrequenz und Atmung während des Schlafs gemessen.
Die Ergebnisse zeigten, dass nach vier Wochen die Gesamtsymptome bei 44 Prozent der AD109-Teilnehmer um mehr als die Hälfte zurückgegangen waren. Bei vielen sank der Wert von durchschnittlich 45 Schlafstörungen pro Stunde auf weniger als 10. Auch die Tagesmüdigkeit ging zurück, und die Nebenwirkungen waren relativ gering. Die häufigste war ein trockener Mund. Nun wird eine größere Studie mit 1.500 Patienten durchgeführt.