Nahost-Konflikt
Erste Hilfslieferung erreicht Gaza auf dem Seeweg
Am Freitag erreichte das Schiff "Open Arms" mit 200 Tonnen Hilfsgütern Gaza. Bald will zudem die US-Armee einen eigenen Pier erstellen.
Das Schiff "Open Arms" mit rund 200 Tonnen Hilfsgütern für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen hat nach Angaben von Aktivisten am Freitag sein Ziel erreicht. Das Entladen an der Küste von Gaza begann in der Nacht auf Samstag, teilte die an der Mission beteiligte Organisation World Central Kitchen (WCK) auf X mit. Der Schlepper war am Dienstag im zyprischen Hafen Larnaka in See gestochen. Er führte eine schwimmende Plattform mit sich, auf der 200 Tonnen Hilfsgüter wie Reis, Mehl, Hülsenfrüchte und Gemüse in Büchsen gestapelt waren, und die als temporärer Pier dient.
Der 54-jährige José Andrés, ein in den USA lebender Starkoch spanischer Herkunft, hatte die humanitäre Organisation WCK 2010 gegründet. 60 Küchen, die WCK zusammen mit örtlichen Partnern betreibt, sollen nun aus der jüngsten Lieferung Mahlzeiten zubereiten und an die hungernden Menschen verteilen. Insgesamt habe man im laufenden Gaza-Konflikt auf dem See- und Luftweg mehr als 37 Millionen Mahlzeiten bereitgestellt, teilte die Hilfsorganisation mit.
Versorgung für zwei Millionen Menschen
Die Mission der "Open Arms" gilt als Pilotprojekt für die Verbesserung der Versorgung von mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen, denen es wegen des Kriegs Hilfsorganisationen zufolge derzeit an praktisch allem fehlt. Das Schiff benutzt die Route entlang eines geplanten Hilfskorridors, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis am Freitag vor einer Woche in Larnaka angekündigt hatten. Unabhängig davon planen die USA einen maritimen Korridor nach Gaza, für den das US-Militär ein Schwimmdock nahe der Gaza-Küste anlegen soll.
Die humanitäre Lage der Menschen in Gaza spitzt sich seit Wochen zu. Im nördlichen Gazastreifen sind nach Erkenntnissen des UN-Kinderhilfswerks Unicef inzwischen 31 Prozent der Kinder unter zwei Jahren akut mangelernährt. Im Januar seien es noch 15,6 Prozent der Kinder gewesen, teilte die Organisation am Freitag mit. Im Norden des palästinensischen Küstengebiets ist die Versorgungsnotlage aufgrund des anhaltenden Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas besonders schlimm.