Ab heute im Leopold Museum
Erste große Münter-Ausstellung in Österreich
Gabriele Münter begründete mit Wassily Kandinsky den Künstlerkreis "Der Blaue Reiter", wurde aber erst später als eigenständige Künstlerin akzeptiert.
Endlich wird der deutschen Expressionistin Gabriele Münter (1877-1962) auch bei uns jene Aufmerksamkeit zuteil, die ihr zu Lebzeiten oft verwehrt wurde. Das lag nicht nur daran, das Frauen in der Modernen Kunst insgesamt lange unterschätzt wurden, sondern auch daran, dass Münter lange im Schatten ihres früheren Lebensgefährten Wassily Kandinsky stand. Das Wiener Leopold Museum zeigt ab Freitag als erste Institution Österreichs eine umfassende Retrospektive von Münters Werken.
Gabriele Münter rettete etliche "entartete" Kunstwerke vor den Nazis
Gabriele Münter hat Großes für die Kunstwelt geleistet, das stand schon lange fest. So hatte sie 1911 gemeinsam mit Wassily Kandinsky und Franz Marc den Künstlerkreis "Der Blaue Reiter" gegründet, dem im weiteren Sinne auch Künstler wie Paul Klee, Arnold Schönberg und Alfred Kubin angehörten. Und es waren unter anderem auch Werke von Kandinsky, Klee und Kubin, die Münter in ihrem Haus in Bayern versteckte, nachdem diese von den Nazis 1938 als "entartete Kunst" tituliert worden waren. Nur so überlebten etliche Werke der Künstler die Nazi-Diktatur. Alleine schon dafür, ist die Kunstwelt Münter zu großem Dank verpflichtet.
Das eigene Werk Münters stand lange nicht im Fokus der Öffentlichkeit, als eigenständige Künstlerin wurde Münter zunächst nur in Skandinavien gefeiert. Ihr privates Leben, aber auch ihr künstlerisches Schaffen, war lange vom Ende der Beziehung zu Kandinsky geprägt. Erst nach dem zweiten Weltkrieg stieg das Interesse am Münters eigenen Werken wieder an, vor allem wegen ihrer Rolle bei "Der Blaue Reiter". 1950 stellte sie bei der Biennale in Venedig aus und 1955 ersten documenta in Kassel. Im Laufe ihrer 60-jährigen Karriere schuf Gabriele Münter 2.000 Gemälde, Hinterglasbilder und Zeichnungen, 1.200 Fotografien und 88 Druckgrafiken. Ihr bisher teuerstes Gemälde ist "Gelbes Haus mit Apfelbaum" von 1910, das 2022 bei Christie's in London um knapp über zwei Millionen Euro versteigert wurde.
Das Leopold Museum zeigt ab Freitag, dass Gabriele Münter sehr viel mehr war, als nur die Frau an Kandinskys Seite. Zwölf Themeninseln werden sich den Lebensstationen Münters mit ihren jeweiligen Techniken und Stilen widmen. Dafür wurden insgesamt 140 Ölgemälde, Druckgrafiken, Zeichnungen und Fotografien zusammengetragen. "Gabriele Münter - Retrospektive" ist ab sofort und bis zum 18. Februar 2024 zu sehen.