Neben Corona

Erste Fälle – Ärzte rufen jetzt zu dieser Impfung auf

Die Coronawelle ist da, doch auch andere Viren sind derzeit auf dem Vormarsch. Deshalb soll jetzt nicht nur gegen Covid-19 geimpft werden.

Heute Life
Erste Fälle – Ärzte rufen jetzt zu dieser Impfung auf
Die Virensaison hat begonnen. Welche Impfungen jetzt relevant sind, verraten Mediziner.
Getty Images

Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit steigt auch das Risiko für Atemwegserkrankungen – und die können in einigen Fällen einen schweren Verlauf nehmen. So befindet sich Österreich aktuell in einer neuerlichen Coronavirus-Welle. Die Fälle nehmen von Woche zu Woche enorm zu.

So wurde zuletzt nicht nur ein Anstieg bei den Sentinel-Proben (Stichproben, die von Ärzten eingeschickt werden) verzeichnet, auch die Covid-19-Arbeitsunfähigkeitsmeldungen sind bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) jetzt nahezu explodiert. Demnach blieben vor zwei Wochen (KW 38) noch 8.505 aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus zu Hause. Vergangene Woche (KW 39) stieg diese Zahl jedoch bereits auf 12.588. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent. Damit lag die Zahl auch deutlich höher als zum Vergleichszeitpunkt 2023 mit 8.969 Arbeitsunfähigkeitsmeldungen.

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SARI-Dashboard

Das zeigt sich auch bei den stationären Aufnahmen in den österreichischen Krankenanstalten. Woche für Woche werden mehr Patienten mit Sars-CoV-2 eingeliefert. Eine Covid-Welle könne das Spitalpersonal noch immer an Belastungsgrenzen bringen, weil eine größere Anzahl von Patienten von selbst krankheitsbedingt geschrumpften Teams betreut werden müsse. Davor warnt Arschang Valipour, Leiter des Karl Landsteiner Instituts für Lungenforschung und pneumologische Onkologie. Zuletzt benötigten 14 der über 400 Patienten intensivmedizinische Betreuung. Die meisten Patienten wurden in der Steiermark in ein Spital eingeliefert.

Dringender Appell der Ärzte

Deshalb sei die Covid-19-Auffrischung genau jetzt für alle sinnvoll, deren letzter Viruskontakt schon ein Jahr zurückliegt. So die Empfehlung von Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer.

Ähnlich verhalte es sich mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), sagte der Mediziner am Dienstag bei einem Hintergrundgespräch des Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH) zu respiratorischen Erkrankungen in Wien. Eine Erkrankung mit diesem Virus kann wochen- oder monatelang andauern und bei Babys, Kleinkindern, älteren Menschen oder Risikopatienten sogar tödlich enden.

Es drohen schwere Atemnot bis hin zur Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung. Für Frühgeborene und Kinder mit Herzfehlern gibt es eine passive Immunisierungsmöglichkeit durch monoklonale Antikörper, die mehrmals pro Saison verabreicht werden. Ein langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper mit Einmalgabe pro Saison ist bereits zugelassen. Werdende Mütter können im letzten Abschnitt der Schwangerschaft geimpft werden. "Erwachsene können und sollten sich ab dem Alter von 60 durch eine Impfung vor der Infektion schützen", so Stefan Winkler von der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien. "Nach aktuellem Stand reicht eine einmalige Impfung für mindestens zwei Saisonen aus. Weitere Daten werden derzeit erhoben."

Erste Grippe-Zahlen

Gleichzeitig wird die Impfung gegen die echte Grippe bereits seit Anfang Oktober erstmals kostenlos bei den an der Aktion teilnehmenden Ärzten, in Betrieben, Alters- und Pflegeheimen sowie öffentlichen Impfstellen angeboten. Obwohl auch hier bereits die ersten Fälle verzeichnet werden, sieht Schmitzberger jedoch noch keine Impf-Dringlichkeit. "Mit der Influenza-Impfung kann man sich ruhig noch etwas Zeit lassen", so der Mediziner. Ende Oktober oder Anfang November sei ein guter Zeitpunkt dafür.

In der vergangenen Woche waren österreichweit insgesamt 444 Krankenstände auf die Influenza zurückzuführen. Das sind fast 100 Infizierte mehr als noch in der Woche davor.

Grippeviren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, vor allem durch Husten und Niesen. Deswegen ist eine Gefahr krank zu werden groß, vor allem jetzt, wenn Anfang Oktober die Universitäten wieder ihren Betrieb aufnehmen, die Schulen im Vollbetrieb sind und mehr Menschen vor allem in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind.
Andreas Krauter.
ÖGK-Chefarzt

Mit Influenza infizieren sich pro Saison etwa fünf bis zehn Prozent der Erwachsenen und 20 bis 30 Prozent der Kinder, führten die Fachleute aus. Die AGES gehe von 492 bis 4.939 Grippe-Toten aus, das entspreche durchschnittlich 2.265 Todesfällen pro Saison.

Realität sieht anders aus

Zuletzt ebenfalls deutlich gestiegen seien invasive und damit besonders gefährliche Pneumokokken. 2023 wurde mit 760 Fällen ein Rekord registriert, hieß es. "Pneumokokken-Erkrankungen sind prinzipiell mit antimikrobiellen Substanzen gut behandelbar", sagte Helmut J. F. Salzer von der klinischen Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin am Kepler Universitätsklinikum Linz. "Aber nur dann, wenn das Antibiotikum rechtzeitig verabreicht wird, keine Resistenzen vorhanden sind und sonst keine weiteren Risikofaktoren vorliegen. Und das ist in der Realität selten der Fall." Die Impfung werde viel zu wenig in Anspruch genommen.

Die Impfung gegen Pneumokokken könne bei Bedarf jederzeit verabreicht werden, weil sie nicht von der Jahreszeit abhänge.

Hausarzt kennt richtige Strategie

Sämtlihce Impf-Empfehlungen seien jedoch nur Richtwerte. Grundsätzlich solle jeder die für ihn "richtige" Strategie mit dem Hausarzt festlegen.

Auf den Punkt gebracht

  • Angesichts der steigenden Corona-Fälle und der bevorstehenden kalten Jahreszeit rufen Ärzte in Österreich zu Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 sowie zu Impfungen gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und die Grippe auf
  • Besonders gefährdete Gruppen wie Babys, Kleinkinder, ältere Menschen und Risikopatienten sollten sich schützen, da diese Viren schwere Verläufe verursachen können
red
Akt.