Steigender Bierpreis
Erste Brauerei droht jetzt Supermärkten mit Lieferstopp
Handelsketten wollen ihren Lieferanten nicht mehr Geld fürs Bier zahlen. Ein bekannter Geschäftsführer schäumt nun: Er droht sogar mit Lieferstopp.
Dieser Tropfen brachte das Fass zum Überlaufen. Was ist passiert? Anfang Jänner hat Peter Krammer, Chef der Brauerei Hofstetten in St. Martin (Bez. Rohrbach), den Supermärkten eine Liste mit Preiserhöhungen geschickt. Jetzt wartet er nach eigenen Angaben schon seit Wochen auf eine Rückmeldung. "Wenn keine Antwort kommt, stellen wir unsere Lieferung ein", droht der Unternehmer im Gespräch mit "Heute".
Grund für die jüngst angehobenen Bierpreise: Personalmangel gepaart mit gestiegenen Lohn- und Stromkosten. "Für Energie zahlen wir immer noch das Doppelte im Monat als vor Corona", klagt Krammer. Außerdem: "Als Kleinbetrieb haben wir einen hohen Lohnkostenanteil. Personalausgaben tun uns mehr weh als einer großen Firma."
Erhält die Brauerei Hofstetten nicht mehr Geld für ihren Gerstensaft, habe eine weitere Zusammenarbeit wirtschaftlich keinen Sinn: "Da mache ich lieber nächstes Jahr ein Minus von zehn Prozent, als jetzt draufzuzahlen", so Krammer. Grundsätzlich habe es mit Handelsketten ein Jahresgespräch gegeben, in letzter Zeit sei man telefonisch bzw. per E-Mail in Kontakt.
"Blödheiten"
Auf Supermärkte ist der Mühlviertler Bierbrauer ohnehin nicht gut zu sprechen: "Handelsketten verlangen oft Blödheiten wie Extra-Rabatte oder 25-Prozent-Aktionen. Es ist mir ein Dorn im Auge, dass Bier im Supermarkt so verschleudert wird." Im Jahresumsatz des Unternehmens macht der Lebensmittelhandel 35 Prozent aus. Zum Vergleich: 40 Prozent stammen vom Direktverkauf, der Rest von Gastronomie und Festen. "Leute fahren bis zu 60 Kilometer, um sich bei uns mit Bier einzudecken. Manche kommen sogar extra aus dem Salzkammergut", freut sich Krammer.
„Handelsketten verlangen oft Blödheiten wie Extra-Rabatte oder 25-Prozent-Aktionen. Es ist mir ein Dorn im Auge, dass Bier im Supermarkt so verschleudert wird.“
6 Euro für Krügerl ein "Problem"
"Am Land wären 6 Euro für ein Krügerl wirklich ein Problem", erklärt Krammer, der auch mit erhöhten Bierpreisen in der Gastronomie rechnet. Der Brauerei-Chef erkennt ein starkes Stadt-Land-Gefälle: "In der Stadt ist man eher bereit, mehr für das Krügerl zu bezahlen." Im ländlichen Raum hingegen gebe es Rückgänge beim Bierkonsum. Die Lage sei heikel, da viele Wirtshäuser zusperren.
Der in fünfter Generation geführte Familienbetrieb hat derzeit 14 Mitarbeiter, zwei davon sind Lehrlinge. "Hier hakt es aktuell, so haben wir in der Produktion zu wenig Personal. Wir suchen einen ausgebildeten Bierbrauer und einen Braumeister." Die Suche ist schwierig: Erst seit zwei Wochen flattern wieder Bewerbungen ins Haus. 2023 war sehr herausfordernd: "Im vergangenen Jahr haben wir ständig Leute angelernt, die dann nach spätestens sechs Monaten wieder aufgehört haben. Plötzlich kommen sie drauf, dass ein Job bei uns doch nichts für sie ist", so Krammer. Das koste sehr viel "Arbeitskraft."
Mitarbeiter gesucht
Die Brauerei Hofstetten sucht derzeit unter anderem einen ausgebildeten Bierbrauer und einen Braumeister. Auch im Produktionsbereich fehlt es an Personal.
Wer sich bewerben möchte, kann ein Mail an [email protected] schreiben oder sich telefonisch unter 07232 2204 0 melden.
Die nächste Bierpreis-Erhöhung
Wie "Heute" kürzlich erfahren hat, hat die Brau Union – der mit Abstand größte Bierkonzern Österreichs – kürzlich seine neue Preisliste an die Gastronomen ausgeschickt. In der Nachricht ist von einer Preiserhöhung von Bier "ab 1. Februar 2024 im Durchschnitt um rund 3,6 Prozent" die Rede.
Und: "Des Weiteren sind wir aufgrund der Preisanpassung unserer Vorlieferanten gezwungen, Erhöhungen auf unser Handelswarensortiment und unsere Dienstleistungen weiterzugeben." Die Brau Union bestätigt die Erhöhung gegenüber "Heute". Grund seien auch gestiegene Personalkosten: "Die Gehälter in der Brauindustrie wurden um 9,2 Prozent im Rahmen der KV-Verhandlungen angehoben", erklärt eine Konzernsprecherin.