Metaller-Verhandlungen

"Erst der Anfang" – Gewerkschaft droht mit Mega-Streik

Weil die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag gescheitert sind, wird am Montag gestreikt. Eine Ausweitung des Arbeitskampfes könnte folgen.

Michael Rauhofer-Redl
"Erst der Anfang" – Gewerkschaft droht mit Mega-Streik
Der Chefverhandler der Gewerkschaften Reinhold Binder (PRO-GE) vor der Metaller-KV am Donnerstag, 2. November 2023,
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Weil auch die vierte Verhandlungsrunde über einen neuen Kollektivvertrag bei den Metallern gescheitert ist, wird nun gestreikt. Am kommenden Montag (6. November 2023) werden nun erneut Betriebsversammlungen durchgeführt. Diese sollen laut Gewerkschafts-Chefverhandler Reinhold Binder in dreistündige Warnstreiks überführt werden. Für die Arbeitgeberseite kommen diese Streiks nicht überraschend, wurden diese schließlich bereits im Vorfeld angekündigt. 

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) erklärte, dass man bein den Gesprächen merklich nachgebessert habe: "Wir haben heute unser Angebot deutlich erhöht und besonderen Wert auf die Stärkung der Kaufkraft unserer Beschäftigten gelegt. Die Gewerkschaften haben unser Angebot trotzdem abgelehnt und beharren auf ihrer Forderung nach einer nachhaltigen Lohnerhöhung um 9,6 %."

Die beiden FMTI-Vorschläge im Überblick:

  • Variante 1 – ein Zweijahresabschluss mit einer 10%igen Lohnerhöhung sowie einer Einmalzahlung von 1.500 Euro, aufgeteilt auf zwei Jahre. Zusätzlich wurde ein Vorruhestandsmodell angeboten.
  • Variante 2 – eine durchschnittlichen Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,42 %. Diese besteht aus einer Erhöhung der Entgelte um 2,5 % zuzüglich einem monatlichen Fixbetrag von 100 Euro. Dazu kommt eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1.050 Euro. Die untersten Beschäftigungsgruppen bekämen laut FMTI mit diesem Modell sogar bis zu 10 % mehr Lohn.

Gewerkschaft spricht von "Voodoo-Mathematik"

Binder erklärte, dass die Angebote nach wie vor einen "riesengroßen Reallohnverlust" bedeuten würden. Dass das Angebot der Industrie deutlich nachgebessert wurde, lässt er nicht gelten und spricht in diesem Zusammenhang von "Voodoo-Mathematik". Das Offert liege immer noch "weit" unterhalb der Inflation. Die Teuerung habe regelrecht "eingeschlagen bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern" und daher müsse diese auch abgegolten werden. 

Sein Kritikpunkt: Bei der angeblichen Lohnerhöhung von zehn Prozent, wie sie die Arbeitgeberseite bietet, seien die Einmalzahlungen inkludiert, diese seien aber nicht nachhaltig. 

Wir haben immer in klaren Worten, in ganz eleganter, in distanzierter Spracheleganz ausformuliert, was wir von den Einmalzahlungen halten.
PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder

Man habe "in distanzierter Spracheleganz" formuliert, was man von den Einmalzahlungen halte, so Binder im Gespräch mit Ö1-Journalist Rainer Hazivar. Tatsächlich bediente sich Binder in der Vergangenheit drastischer Worte, um der Gegenseite auszurichten, was diese mit den Einmalzahlungen tun könne.

Ein Vorschlag in den laufenden Verhandlungen ist auch jener, den Kollektivvertrag automatisch für zwei Jahre zu verhandeln. Da sei man nur gesprächsbereit, wenn man die rollierende Inflation berücksichtigen würde. Außerdem dürfte nicht nur die Teuerung abgegolten werden, es müssten vielmehr auch wirtschaftliche Erfolge abgegolten werden. Das Problem sei zudem: Zehn Prozent auf zwei Jahre hieße, sechs Prozent in einem Jahr, vier Prozent im anderen. Das Geld würde dann bis 2025 fließen – die Arbeitnehmer bräuchten das Geld aber schon jetzt im Börserl. 

So wird gestreikt

Man werde am kommenden Montag in den Betriebsversammlungen das vorliegende Angebot "im Detail" besprechen. Das würde man allerdings von der "Voodoo-Mathematik" bereinigen und darlegen, was (rückwirkend) ab 1. November in der Brieftasche übrig bliebe. Die Versammlungen werden in dreistündige Warnstreiks übergeführt. Wie viele Betriebe streiken, sei noch unklar. Binder geht aber davon aus, dass all jene Betriebe, in denen es auch Versammlungen gab, teilnehmen werden. 

Auch längere Streiks seien möglich. Das sei erst der Anfang, so Binder, der die persönliche Chemie zwischen den Chefverhandlern nicht näher kommentieren wollte. Um diese ginge es gar nicht. Es sei aber so, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer "keinen Respekt am Verhandlungstisch" bekommen würden, teilte er aus. Wie es weitergeht, bleibt also spannend. Am kommenden Montag (6. November) wird gestreikt, weiterverhandelt wird dann am Donnerstag (9. November). 

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