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Geht dieser Erotik-Werbespot zu weit?
Zwei TV-Spots für einen Erotik-Adventkalender gehen dem Schweizer Fernsehen zu weit: Nicht wegen nackter Haut, sondern wegen einer Watsche.
Zwei Werbespots für einen Erotik-Adventkalender erhitzen derzeit die Gemüter in der Schweiz. Es geht aber nicht etwa um nackte Haut oder anzügliche Inhalte, sondern um eine Watsche.
Ein Mann schnuppert zufrieden an einer Duftkerze. "Das ist ein super Weihnachtsgeschenk", sagt er im Werbespot zufrieden zu sich selbst. Doch das Geschenk ist nicht heiß genug: Sofort stürmt die Superheldin "Amorana" herbei und gibt dem Mann eine Ohrfeige. Er soll nämlich keine einfache Duftkerze verschenken, sondern den neuen Amorana-Erotik-Adventskalender.
Der Mann lässt die Kerze fallen und steht verdutzt mit dem Kalender in den Händen da. Die gleiche Werbung gibt es auch mit einer Kette anstatt einer Kerze (siehe Video unten). Da für einen Adventskalender mit diversen Erotikartikeln geworben wird, stellt sich die Frage: Ist eine Ohrfeige sexy – oder hat Gewalt in der Öffentlichkeit nichts verloren?
Erst ab 22 Uhr im TV zu sehen
Der Werbespot wird auf diversen Fernsehkanälen ausgestrahlt. Der öffentlich-rechtliche Sender SRF strahlt den Werbespot schon seit Oktober nicht mehr aus. Privatsender zeigen ihn teilweise erst ab 22 Uhr.
Der Präsident des Männerhauses Zwüschehalt im Aargau, Oliver Hunziker, würde ein Verbot von solchen Werbungen begrüßen. Damit werde ein falsches Bild vermittelt: "Die Werbung stellt den Mann als Trottel dar, als jemanden, der es verdient hat, eine Ohrfeige zu erhalten", sagt er.
"Gesellschaft versucht, weibliche Gewalt auszublenden"
Das Männerhaus habe schon öfter versucht, gegen solche Werbung vorzugehen. Häufig komme die Antwort, dass es ja "nicht so schlimm sei" oder es doch "lustig gemeint" sei. "Stellen sie sich aber vor, ein Mann ohrfeigt eine Frau. Dann würde es der Spot nie ins Fernsehen schaffen", so Hunziker. Gegen jede Verharmlosung von Gewalt solle entschieden vorgegangen werden. "Gewalt ist nie und unter keinen Umständen tolerierbar." Die Gesellschaft versuche noch immer krampfhaft, weibliche Gewalt auszublenden.
Amorana kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Der Chef und Mitgründer von "Amorana", Alan Frei, erklärt, im Spot gehe es nicht um echte Gewalt, mit Werbung werde dramatisiert. "Unser TV-Spot zeigt keine wahre Darstellung. Er weist auf eine absichtlich überspitzte Weise, etwa mit der fiktiven Superheldin, darauf hin, dass der 'Amorana'-Adventskalender das bessere Weihnachtsgeschenk ist", so Frei.
Zudem werde mit der "Klatsche" ein Wortspiel gemacht: Am Schluss des Spots heißt es, man solle in Bezug auf den Kauf des Kalenders "jetzt zuschlagen". (hos)