Wien

Folterungen, Balkan-Mafia in Wien – Ermittler packt aus

Seit fast zwei Jahren machen heimische Ermittler Jagd auf internationale Verbrecherbanden. Dabei konnte schon so mancher Erfolg verbucht werden. 

Michael Rauhofer-Redl
Polizei-Einsatz in der Wiener City (Archivfoto)
Polizei-Einsatz in der Wiener City (Archivfoto)
Getty Images

Die "Operation Achilles" ist eine seit zwei Jahren international laufende Ermittlung gegen das organisierte Verbrechen. Ausgangspunkt sind Chats von Mafia-Clans über Krypto-Handys, die das FBI mitlesen konnte. Es geht um Drogenhandel, Folterungen und Auftragsmorde. Im Zusammenhang mit den Verbrechen wurden bereits mehr als 200 Jahre Gefängnis verhängt. 

Im Bundeskriminalamt (BKA) sind 15 Ermittler mit den Ermittlungen betraut. Diese werten die Handydaten von bis zu 10.000 Tatverdächtigen aus. Rund 50 Verbrechersyndikate mit Österreichbezug stehen im Fokus der Ermittlungen. Arbeitsgruppenleiter und Chef-Drogenermittler im BKA Daniel Lichtenegger bestätigt gegenüber Ö1, dass der Fokus aktuell auf serbisch-montenegrinischen Clans liege. Die auszuwertenden Daten würden auch Aufnahmen von brutaler Gewalt enthalten: "Wir sprechen von Knochenbrechen, Folterungen, Misshandlungen, von Morden, de-facto-Exekutionen, vom Entfernen von Gliedmaßen und von der Zurschaustellung von diesen". 

Folterungen womöglich "auch in Wien"

Das geschehe laut dem Ermittler auch mitten in Europa und er wolle auch nicht ausschließen, dass "das direkt auch in Wien passiert". Die österreichische Bundeshauptstadt sei Rückzugs- und Verhandlungsort für internationale Clans. Die Folterungen und Morde würden vor allem direkt am Balkan stattfinden und seien Teil von Bandenkriegen oder aber Bestrafungsaktionen, etwa für Drogenkuriere, denen vorgeworfen wird, etwas von der Ware abgezweigt zu haben. 

Einen besonderen Fokus legt die heimische Exekutive auf die "Nummer 3" eines der observierten Clans. Bei der Zielperson handelt es sich um einen 34-Jährigen mit dem Spitznamen "Dexter". Dexter sei in Wien Statthalter gewesen, führt Lichtenegger aus. Ihm werden acht Morde bzw. Mordaufträge zur Last gelegt. Er wurde im Juni 2021 zusammen mit 80 weiteren Personen in Österreich festgenommen. 

Dieser Großrazzia mit dem Namen "Trojanisches Schild" war ein Coup der Ermittler vorausgegangen. Europäische Ermittler haben verschlüsselte Messenger-Dienste gehackt und geschlossen. Das amerikanische FBI hat dann in weiterer Folge eine Verschlüsselungsapp im kriminellen Milieu verbreitet – die Ermittler konnten fortan mitlesen. Die daraus resultierenden Datenmengen sind für die Polizei aber "Fluch und Segen", so Lichtenegger. Ein Fluch, weil die Auswertung der Daten ja auch mit Ressourcen verbunden sei. Für die Auswertung brauche man weitere zehn Jahre, so der Chef-Ermittler. Es handle sich "um den größten kriminalpolizeilichen Ermittlungskomplex in Österreich, den es je gegeben hat". Zusammen mit den Landeskriminalämtern seien rund 200 Beamte eingesetzt. 

Daniel Lichtenegger ist Chef-Ermittler im Bundeskriminalamt und Leiter der "Operation Achilles".
Daniel Lichtenegger ist Chef-Ermittler im Bundeskriminalamt und Leiter der "Operation Achilles".
LPD Wien/ Bernhard Elbe

Offenbar auch Bomben-Anschlag verhindert

"Dexter" wurde zu elf Jahren verurteilt – es ging um schweren Raub. Anwalt Werner Tomanek kündigte allerdings eine Nichtigkeitsbeschwerde an. Für Ermittler Lichtenegger ist der Weg klar. Er verfolgt das Ziel, Österreich durch hohe Haftstrafen für die Clans "unattraktiv" zu machen. Bei der Gewissheit, enorm hohe Haftstrafen zu riskieren, würden es sich die Verbrecher überlegen, in Österreich zu agieren. 

Ohne auf konkrete Details einzugehen, deutete der Ermittler gegenüber dem Ö1-Journal an, dass im schwelenden Bandenkrieg ein Bombenanschlag in Wien vereitelt worden sei. Wann und wo dieser hätte stattfinden sollen, ist allerdings nicht bekannt.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock