Marlene Engelhorn im ORF
Erbin verschenkt Millionen – so viel behält sie selbst
25 Millionen Euro suchen neue Besitzer und einen Sinn. Die Wienerin Marlene Engelhorn lässt ihr Vermögen verteilen – im ORF verrät sie, wie und warum.
Am Samstag tagte der "Gute Rat für Rückverteilung" das erste Mal in Salzburg. Das Projekt wurde von der Millionenerbin Marlene Engelhorn ins Leben gerufen und soll über ihr geerbtes Vermögen in der Höhe von 25 Millionen Euro entscheiden. Konkret geht es darum, wie die Geldmengen an Österreich "zurückverteilt" werden sollen. An sechs Wochenenden wird der Bürgerrat nun über Vermögens- und Verteilungsgerechtigkeiten diskutieren.
Engelhorn ist zur Begrüßung des Rates selbst kurz vor Ort, wird später aber wieder abreisen und hat kein Mitspracherecht. Das letzte Treffen wird am 8. und 9. Juni stattfinden. Wie das Vermögen überhaupt angehäuft wurde? Die Familie Engelhorn gründete einst den deutschen BASF-Konzern. Marlene Engelhorns Erbe kommt von ihrer Großmutter Traudl Engelhorn-Vechiatto, die Idee zur Rückverteilung soll auch Kritik an fehlenden Vermögenssteuern sein.
"Strukturelle Lösungen für strukturelle Probleme"
Am späten Dienstagabend erklärte Engelhorn in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf, warum und wie genau sie ihr Vermögen "loswerden" will. Es sei wichtig, dass man "für strukturelle Probleme auch strukturelle Lösungen" habe, so Engelhorn. Wenn sie alles geheim machen und herschenken oder spenden würde, würde das kein Problem lösen, man müsse weiterdenken, so die Noch-Millionärin. "Das höre ich tatsächlich nicht so selten", so Engelhorn dazu, warum sie die 25 Millionen nicht einfach dem Finanzamt überweise. Es gehe aber darum, dass Vermögen und Erbschaften versteuert würden und nicht, einfach den Betrag zu überweisen.
"Ich glaube, es ist schön, dass der Finanzminister sehr viel mehr holen kann als nur mein Vermögen", so Engelhorn dazu, dass Österreich mit Vermögens- und Erbschaftssteuern hoghe Einnahmen hätte. Wenn das nicht in Form von Steuern gemacht werde, dann könne sie mit ihrem Geld machen, was sie wolle, verteidigte Engelhorn ihre Aktion. Warum sie die Erbschaft dann nicht abgelehnt habe? Weil sie den Vermögenshintergrund nicht wegstreichen, sondern mit dem Geld etwas Gutes tun wolle, so Engelhorn. Und wann sei man überhaupt überreich? Wenn man sich mit dem Geld Einfluss, auch politischen, verschaffen könne, so Engelhorn.
Dinge, die du tun kannst, statt Geld auszugeben
"Ich klinge wie eine Platte, die sich aufgehängt hat"
Die 25 Millionen Euro sollen rund 90 Prozent ihres Vermögens darstellen, wurde immer wieder behauptet. Stimmt nicht, sagte Engelhorn, das habe sie auch nie behauptet. Korrekt sei dagegen: Schlussendlich werde ihr gesamtes Vermögen verteilt. Sie behalte vorerst einen Teil zur Deckung ihrer Lebenskosten, "schlussendlich wird es aber so nah wie ich es irgendwie schaffe an die 100 herankommen", so Engelhorn zum Geld-Anteil, der verteilt werden soll. Ausgeschlossen bei der Verteilung sei übrigens ein "lebensfeindliches" Ziel für die Geldverteilung? Ob das etwa Waffen für die Ukraine seien, darüber müsse man debattieren, so Engelhorn. Sie könne sich jedoch nicht vorstellen, dass das Geld einem lebensfeindlichen Zweck zugutekommen werde, so Engelhorn.
Würde es so weit kommen, würde sie sich Expertise von Experten holen, so die Millionärin. "Ich habe großes Vertrauen in diese 50 Leute", so Engelhorn zu ihrem "Guten Rat". Ihr gehe es, auch wenn das Vorgehen nichts verändere, um einen breiteren Diskurs, um die Frage, ob man Vermögens- und Erbschaftssteuern nicht anders denken könne, gestand sie. "Ich weiß, ich klinge wie eine Platte, die sich aufgehängt hat", erklärte Engelhorn schließlich dazu, dass auch ein Rat darüber entscheiden solle, wie Vermögens- und Erbschaftssteuern in Österreich aussehen könnten. "Ich lebe in einer Familie, die demokratisch eingestellt ist", so Engelhorn, sie hoffe, dass das "im breiten Diskurs auch weitergetragen" werde.