Leid in Gaza

Er erfährt, dass seine neugeborenen Zwillinge tot sind

Mohammad Abu Al Qumsan erlebt das größte Glück: Er ist Vater von gesunden Zwillingen geworden. Vier Tage später ist ihm alles genommen worden.

Er erfährt, dass seine neugeborenen Zwillinge tot sind
Mohammad Abu Al Qumsan bei seiner Ankunft im "Al Aqsa Martyrs Hospital".
Screenshot Instagram

Ein Bub, ein Mädchen, beide gesund – und auch noch Zwillinge: Ein frischgebackener Vater aus Gaza feierte vor vier Tagen den glücklichsten Moment seines Lebens. Heute ist Mohammad Abu Al Qumsan ein gebrochener Mann.

Er ist in Deir al Balah auf dem Weg in das Registrierungsbüro, um dort die Geburtsurkunde seiner Kinder abzuholen. Der Bub soll Asser, das Mädchen Ayssel heißen. Auch seiner Frau Jumana (28), einer Apothekerin, geht es gut, bereits verschickt sie Posts voller Herzchen auf Facebook, beschreibt die Geburt der Zwillinge als Wunder, auch sie ganz außer sich vor all der Liebe.

"Ich flehe Sie an. Lassen Sie mich sie sehen"

Al Qumsan, beschwingt vor Glück und Freude, will seinen Behördengang kurz halten. Doch dann rufen seine Nachbarn an. Sein Haus sei bei einem israelischen Luftangriff bombardiert worden. Alle seien tot, die neugeborenen Zwillinge, die Mutter, die Großmutter.

Er will es nicht glauben, rast in das "Al Aqsa Martyrs Hospital". Ein Video zeigt ihn schreiend, außer sich, ungläubig. "Ich flehe Sie an. Lassen Sie mich sie sehen. Sie hat erst gerade entbunden. Bitte lassen Sie mich sie sehen." Dann bricht er halb bewusstlos zusammen.

Der Nahost-Konflikt droht völlig zu eskalieren

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    Die Terrororganisation Hamas tötete und entführte am 7. Oktober 2023 Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten.
    Die Terrororganisation Hamas tötete und entführte am 7. Oktober 2023 Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten.
    REUTERS

    Allen Anweisungen der israelischen Armee gefolgt

    Später zeigt das Video eines freiberuflichen Journalisten, der für CNN arbeitet, wie Al Qumsan neben den bedeckten Leichen kniet, bevor er die islamischen Trauergebete verrichtet. "Möge Gott euch im Paradies vereinen", sagt der Imam. "Ich schwöre bei Gott, dass du mit ihnen im Paradies wiedervereint sein wirst und für immer bei ihnen sein wirst." Al Qumsans leerer Blick legt nahe, dass es für ihn keinen Trost gibt.

    Laut der Nachrichtenagentur AP war die Familie in den ersten Wochen des Krieges zwischen Israel und Gaza der Aufforderung gefolgt, Gaza-Stadt zu evakuieren. Sie suchten in einem Teil des Gazastreifens Schutz, ganz so, wie es die israelische Armee damals angeordnet hatte.

    Mindestens 23 Todesopfer

    Mutter Jumana und die neugeborenen Zwillinge Asser und Ayssel zählen zu mindestens 23 Opfern, die bei mehreren israelischen Luftangriffen getötet wurden, so CNN. Der US-Sender hatte die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) um eine Stellungnahme zu dem Angriff gebeten, offenbar erfolglos. Auch die BBC wartet nach eigenen Angaben auf eine Antwort.

    Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza – es wird von der Hamas geführt – wurden seit Kriegsbeginn im letzten Oktober 115 neugeborene Babys getötet. Die Opferzahlen lassen sich unabhängig nicht ermitteln. Dass die Lage in Gaza weiter katastrophal ist – gerade für Kinder –, macht nicht nur die flächendeckende Zerstörung im Gazastreifen deutlich. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schätzt etwa, dass es mindestens 17.000 unbegleitete oder von ihren Eltern getrennte Kinder in Gaza gibt.

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      Auf den Punkt gebracht

      • Mohammad Abu Al Qumsan erlebt zunächst das Glück, Vater von gesunden Zwillingen zu werden, doch nur vier Tage später wird sein Haus bei einem israelischen Luftangriff bombardiert, wobei seine neugeborenen Zwillinge, die Mutter und die Großmutter ums Leben kommen
      • Die Familie hatte den Anweisungen der israelischen Armee folgegeleistet und sich in einem Teil des Gazastreifens in Sicherheit gebracht
      • Die Opferzahlen in Gaza sind weiterhin katastrophal, insbesondere für Kinder, wie das UN-Kinderhilfswerk Unicef berichtet
      red, 20 Minuten
      Akt.