Love
"Er dachte 17 Jahre lang, dass ich ihn ghostete"
2006 verliebte sich Katrin in Marco, doch sie verloren sich kurze Zeit später aus den Augen. Vor drei Jahren fanden sie dann wieder zueinander.
"2006 habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Ich war damals 16 Jahre alt, schaute an der Zürcher Langstraße einen WM-Match der Italiener und lernte Marco kennen. Wir sind beide italienischer Herkunft und haben unsere Mannschaft angefeuert. Ab dem Tag haben wir jeden Match gemeinsam geschaut. Dann kam das Finale, als Italien gewann. Wir haben uns gefreut und gemeinsam gefeiert. Es regnete ohne Ende, sodass wir unter einer Unterführung Schutz suchen mussten. Dort hob er mich hoch und küsste mich. In dem Moment war mir klar: Das ist er. Seitdem waren wir zusammen und haben uns immer wieder getroffen.
Nach einem Monat fuhr ich mit meiner Familie in die Ferien und verlor dort mein Handy. Damit waren auch seine Angaben weg. Ich hatte keine Kontaktdaten von ihm. Nicht mal seinen vollen Namen kannte ich – ich wusste nur, dass ich einen Freund hatte, der irgendwo in der Schweiz wohnte, und sonst nichts. Mir ging es natürlich sehr schlecht. Ich versuchte alles Mögliche, um ihn zu finden. Aber nur mit seinem Spitznamen kam ich nicht weit. Mit der Zeit habe ich dann aufgegeben. Ich wusste aber immer, dass da jemand war, mit dem ich nie wirklich abgeschlossen habe. Jedes Mal, wenn ich an der Unterführung bei der Langstraße vorbeifuhr, dachte ich an ihn.
"Nach ein paar Sekunden war ich sofort wieder verliebt"
14 Jahre später, also vor drei Jahren, bekam ich eine Anfrage auf Instagram. Zuerst dachte ich, es sei ein Fake-Account. Doch dann sah ich den Namen. Es war sein Spitzname. Ich wusste gleich, dass es Marco sein musste. Sofort fühlte ich mich wie ein Teenie. Ich war nervös und wusste nicht, ob ich mich wieder darauf einlassen sollte oder nicht. Alte Liebe wieder aufleben lassen? Ist das eine gute Idee? Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dafür, weil er mir in den vielen Jahren nie aus dem Kopf gegangen war. Wir schrieben hin und her und trafen uns nach zwei Wochen. Nach ein paar Sekunden war ich sofort wieder verliebt. Er tat mir so leid, weil er all die Jahre dachte, dass ich ihn geghosted hatte. Er war sehr erleichtert, als er hörte, dass ich ihn nie vergessen, sondern seine Kontaktdaten verloren hatte. Dass wir uns wiedergefunden haben, war ein Geniestreich des Schicksals.
Kurz darauf sind wir gemeinsam in die Ferien gefahren. Anfangs waren wir ein bisschen angespannt, doch das legte sich schnell. Wir hatten eine tolle Zeit, die uns zeigte, dass wir zusammengehören. Nach einem Jahr Beziehung sind wir nach Italien ausgewandert. Das war die schwierigste Zeit für uns als Paar. Wir erlebten große Unsicherheit, hatten kaum Geld, mussten zeitweise hungern. Immer wieder stritten wir uns und schrien uns an. Irgendwann wurde uns aber klar, dass wir etwas ändern mussten, dass wir miteinander statt gegeneinander arbeiten mussten.
"Das schönste Geburtstagsgeschenk: Ich bin schwanger"
Nach einem Jahr gingen wir zurück in die Schweiz. Seit wir wieder hier sind, geht es uns viel besser. Im Rückblick würden wir wohl vieles anders machen, aber ich bereue nichts, weil genau diese schwierige Zeit unsere Beziehung gestärkt hat. Wir haben viel über uns und unsere Partnerschaft gelernt. Im April haben wir das schönste Geburtstagsgeschenk bekommen: Ich bin schwanger. Wir freuen uns sehr auf das neue Kapitel in unserem Leben. Und das alles dank dem Schicksal."
*Namen sind der Redaktion bekannt.