Missbrauchs-Prozess gestartet
"Er akzeptierte kein Nein" – Opfer von DJ packt aus
Nach einer MeToo-Kampagne in der Techno-Szene steht ein 29-Jähriger vor Gericht. Er soll sich an Frauen vergangen haben. Nun sagten die Opfer aus.
Seit drei Monaten sitzt ein Wiener DJ (29) in Untersuchungshaft. Der großgewachsene junge Mann, der gegenüber Frauen übergriffig gewesen sein soll, wurde am Donnerstag in Handschellen vorgeführt.
Prozess-Start gegen Szene-DJ am Wiener Landl
Nach einem Social-Media-Aufruf hatten insgesamt fünf Opfer gegen die Szene-Größe ausgesagt. Drei junge Frauen – darunter seine Ex-Freundin – habe der Finanzcontroller und Nebenberufs-DJ im Zustand der Wehrlosigkeit nach Partys bei sich zu Hause missbraucht, eine Bekannte mit einem Griff unter das T-Shirt belästigt, so die Anklageschrift.
Der strafrechtlich schwerwiegendste Vorwurf: Eine junge Deutsche (24) gab an, vom gebürtigen Salzburger auf einer Party im März auf einer Club-Toilette vergewaltigt worden zu sein. "Ich bin fast vom Sessel gefallen, also ich von den Anschuldigungen erfuhr", brach der 29-Jährige vor Gericht sein Schweigen und witterte eine feministische Verschwörung gegen seine "toxische Männlichkeit".
Er habe in der Haft "genug Zeit zum Nachdenken gehabt", finde aber keine Erklärung für das Verhalten der Frauen. Nur beim Opfer, das ihm Vergewaltigung vorwirft, glaubt der von Anwalt Sascha Flatz verteidigte DJ den Grund für die Vorwürfe zu kennen. "Vielleicht war es ihr peinlich, weil sie ihren Freund mit mir betrogen hat", mutmaßte er.
Das von Anwalt Philipp Springer vertretene Opfer kam im schwarzen Kleid in den Saal, dann schilderte die 24-Jährige ihr traumatisches Erlebnis vom vergangenen März. "Es war vier Uhr früh. Ich hatte mit ihm eine platonische Freundschaft, bin nur mit ihm mit aufs WC gegangen, weil er gezittert hat und mich bat, ihm beim Drogenkonsum zu helfen", so die junge Deutsche.
Von Gewalt Betroffene finden hier Ansprechstellen:
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Gewaltschutzzentren: +43 1 585 32 88
Weisser Ring: 0800 112 112
Als sie mit dem Rücken zu ihm gewandt gerade sein Pulver sortierte, habe er sie mit "heruntergelassener Hose" von hinten attackiert. "Mein Kopf knallte dabei gegen die Wand, er hielt mich mit seiner Hand so fest am Arm, dass ich eine Woche später noch blaue Flecken hatte."
„Er akzeptierte einfach kein Nein“
Sie habe an diesem Tag sicher keinen Sex haben wollen, betonte sie einmal mehr. Was mehrere Opfer in ihren Aussagen und die Staatsanwältin im Plädoyer unisono festhielten. "Er akzeptierte einfach kein Nein". Der DJ hingegen bestand auf einvernehmliche Handlungen, bestritt wortgewandt jegliche Gewalt "das liegt nicht in meinem Naturell". Die Unschuldsvermutung gilt. Ein Urteil soll am 25. Oktober fallen.
Wienerin soll auf WC vergewaltigt worden sein – Szene-DJ sitzt in Haft
Auf den Punkt gebracht
- Ein 29-jähriger Wiener DJ steht nach einer MeToo-Kampagne in der Techno-Szene vor Gericht, da er beschuldigt wird, sich an mehreren Frauen vergangen zu haben
- Die schwerwiegendste Anschuldigung kommt von einer 24-jährigen Deutschen, die angibt, von ihm auf einer Party vergewaltigt worden zu sein