Einer kundschaftete Dom aus
Enthüllt – erste Details zu Wiener Terror-Verdächtigen
Kurz vor Weihnachten wurden in Wien mehrere mutmaßliche Mitglieder eines Terror-Netzwerks festgenommen. "Heute" hat Hintergründe zur Polizeiaktion.
Die Aktion hatte für große Unruhe in der stillen Zeit gesorgt: Vermummte Spezialeinheiten mit Hundestaffel stürmten kurz vor Weihnachten ein Haus in Wien-Ottakring und nahmen dabei mehrere Terrorverdächtige fest, die Teil des radikal-islamistischen Netzwerks "Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK)" gewesen sein sollen. Es habe Hinweise auf Anschlagspläne in Wien, Köln und Madrid gegeben. Mögliche Ziele der Attacken sollen dabei der Stephansdom und der Wiener Prater gewesen sein.
Laut "Heute"-Infos brachte ein Tipp aus Deutschland die Terror-Ermittlungen ins Rollen. Ein dort lebender und geheimdienstlich beobachteter Tadschike (30) war Anfang Dezember nach Wien gereist und verhielt sich ungewöhnlich. Er soll dabei beobachtet worden sein, wie er den Stephansdom von verschiedenen Seiten gefilmt, den Eingangsbereich auf Überwachungskameras überprüft und das Gemäuer abgeklopft habe. Auch auf der Prater Hauptallee soll er gefilmt und sich für einen Touristen seltsam verhalten haben.
Am 8. Dezember soll es in einer Asyl-Unterkunft in Wien-Ottakring laut Staatsanwaltschaft zu einem "konspirativen Treffen" gekommen sein. Der Besucher aus Deutschland verließ am Tag darauf über den Flughafen Wien-Schwechat das Land in Richtung Türkei, kehrte noch einmal zurück. Kurz vor Weihnachten erfolgten in dem Wohnhaus in der Thaliastraße mehrere Zugriffe. Dabei wurden Freunde des Filmers, ein 28-jähriger Tadschike und seine 27-jährige Ehefrau festgenommen, Datenträger und rund 6.000 Euro Bargeld beschlagnahmt.
Verdächtige bestreiten Vorwürfe
Verhaftet wurde auch der 47-jährige Nachbar der beiden – ein Tschetschene, der seit 2012 im Land ist und bisher nie negativ auffiel. Der verheiratete Vater von drei Kindern bestreitet, die beiden anderen überhaupt näher gekannt zu haben und versteht nicht, warum er aktuell inhaftiert ist. "Vielleicht, weil ich einen Bart habe", mutmaßt der Mann.
Top-Anwalt tobt
Sein Verteidiger Florian Kreiner tobt und will nun eine Haftbeschwerde einreichen. "Es ist mir vollkommen unverständlich, wie die Staatsanwaltschaft bei meinem Mandanten auf einen Terrorverdacht kommt", wundert sich der Star-Anwalt. Derweil wurde den Mann, der die Videos vom Dom gedreht hatte, einfach laufengelassen.
Insgesamt vier Verdächtige wurden auf freiem Fuß gesetzt. Nur über die beiden Männer und die Ehefrau des jüngeren wurde kürzlich die U-Haft verhängt wegen Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr – auch wegen des unmittelbar bevorstehenden Silversterpfads. Den drei Verdächtigen wird terroristischer Vereinigung (§278b StGB) in Verbindung mit terroristischer Straftaten (§278c StGB) vorgeworfen. Aktuell werden 14 Handys ausgewertet. Die Unschuldsvermutung gilt.