Wirtschaft
Engpass – 500 Medikamente in Österreich nicht verfügbar
Wegen Lieferengpässen und Produktionsproblemen sind derzeit in Österreich rund 500 Medikamente nicht verfügbar, berichtet ein Großhändler.
Vor wenigen Jahrzehnten war die "Apotheke der Welt" Österreich noch ganz nah. Mittlerweile haben Indien und China unserem Nachbarn Deutschland diesen Ruf aber zweifelsohne abgerungen. Die Pharmariesen dürfen sich dadurch über deutlich gesunkene Kosten freuen, für die Bevölkerung entstehen dadurch aber neue Probleme.
Bereits seit mehreren Jahren gibt es Lieferengpässe in der Arzneimittelproduktion. In Zeiten von unvorhergesehenen, strikten Corona-Lockdowns in China und internationalen Spannungen verschärft sich diese Situation weiter. Im September etwa war wegen Produktionsproblemen ein bestimmtes Antibiotikum mehrere Tage lang nicht verfügbar, berichtet der Arzneimittelgroßhändler Jacoby Pharma im Lokalteil der "Salzburger Nachrichten".
Krisenfester Puffer
Kein Einzelfall: Insgesamt seien derzeit rund 500 Medikamente in Österreich nicht verfügbar. "Als Großhandel sind wir in solchen Situationen ein wichtiger Puffer", so Sonja Jacoby. Sie verteilen die Präparate gleichmäßig an die Apotheken in den einzelnen Regionen.
Um das auch in unsicheren Zeiten bei möglichen Eskalationen der Lage sicherstellen zu können, will die Branche nun Teil des im Krisensicherheitsgesetz etablierten Systems werden, das die Bundesregierung vor wenigen Wochen vorgestellt hat. Dadurch will man die Vorräte bestimmter Präparate von zwei auf acht Wochen erhöhen.
Sicher vor Blackout
"Die Präparate verderben nicht, weil sie ja laufend rolliert werden. Das ist etwas anderes als ein riesiger Vorrat an Schutzmasken, der dann in ein paar Jahren abgelaufen ist", argumentiert Andreas Windischbauer, Geschäftsführer von Herba Chemosan und Sprecher von Österreichs Arzneimittelgroßhändlern, in den "SN". Alle 23 Standorte in Österreich verfügen über Notstromaggregate und könnten im Falle eines Blackouts weiterarbeiten.
Nicht bei allen Medikamenten sei das sinnvoll, gesteht Windischbauer ein. "Aber bei Psychopharmaka kann man nicht einfach ein anderes Präparat hergeben. Die Patienten brauchen genau ihr Medikament." Salzburgs Lanndeshauptmann-Stellvertreter und Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) sieht das offenbar ähnlich. Er kündigte den "Salzburger Nachrichten" gegenüber an, sich für den Vorstoß der Arzneimittelgroßhändler starkzumachen. "Wir brauchen diese Lager."