"Notfallmamas" im Einsatz
Elvira (78): "Ich betreue jeden Tag ein anderes Kind"
Wenn ein Kind krank wird und die Eltern arbeiten müssen, selbst erkrankt oder überlastet sind, springen "Notfallmamas" wie Elvira Friedl ein.
Immer wieder müssen Kinder aus Krankheitsgründen zu Hause oder sogar im Krankenhaus bleiben, doch die Eltern können am Arbeitsplatz nicht fehlen. Es entstehen belastende Situationen, die sich vor allem für Alleinerziehende zu einer echten Herausforderung entwickeln können. Hier kommen die "Notfallmamas" des gemeinnützigen Vereins KiB children care zum Zug und unterstützen in der Kinderbetreuung.
Eltern handeln oft aus Verzweiflung
"Leider kommt es immer wieder vor, dass Eltern aus Verzweiflung ihren Kindern Medikamente geben, damit sie fit genug für den Kindergarten sind", erklärt Geschäftsführerin Johanna Part von KiB children care. Dadurch entstehen gesundheitlich und seelisch belastende Situationen. Die Kinder würden so keine Möglichkeit bekommen komplett gesund zu werden, stecken andere Kinder an und würden im schlechtesten Fall erneut krank werden.
„Auch Kinder haben ein Recht auf Krankenstand.“
Im Einsatz für 2888 Kinder
Seit 1998 füllen "Notfallmamas" (oft auch Notfallomas und manchmal Notfallpapas) die Betreuungslücke, um Eltern und Kinder zu unterstützen. Die Nachfrage nach den einfühlsamen Betreuungspersonen ist in den letzten Jahren um 33 Prozent gestiegen. Allein im Jahr 2023 waren die "Notfallmamas" an 3533 Tagen im Einsatz und betreuten 2888 Kinder in ganz Österreich.
"Ich bin Notfallmama aus Leidenschaft"
Die 78-Jährige Elvira Friedl ist eine jeder Freiwilligen, die sich seit mittlerweile einem Jahr um Notfallsituationen kümmert. "Ich war 36 Jahre lang als Kindergärtnerin und Horterzieherin tätig. Auch in der Pension habe ich noch geringfügig in der Nikolausstiftung gearbeitet", erzählt die Wienerin im "Heute"-Gespräch. Durch einen Flyer auf den gemeinnützigen Verein aufmerksam geworden, kümmert sie sich leidenschaftlich um Kinder zwischen 1,5 und 10 Jahren. "Im Schnitt sind sie ca. 4–5 Jahre alt und da komme ich mit meinen Bastelideen immer sehr gut an", erzählt sie lachend, während sie gerade Knetmasse für ihren nächsten Einsatz kauft.
Starkes Immunsystem und Empathie
Im "Heute"-Gespräch erzählt die Pensionistin von ihren zahlreichen positiven Erfahrungen. "Aber man muss schon einen einfühlsamen Charakter haben, Aufgeschlossenheit und Empathie mitbringen." Aufgrund ihrer Jahrzehnte langen Tätigkeit als Kindergarten-Pädagogin würde sie außerdem noch ein besonders starkes Immunsystem mitbringen. Kochkenntnisse brauche man aber keine, denn "Spaghetti kann ja jeder kochen".
Am Wichtigsten sei es, Ruhe auszustrahlen. Die Kennenlernsituation könne etwas hektisch sein. "Man kommt in eine neue Wohnung und soll auf fremde Kinder aufpassen. Das ist für alle Beteiligten ungewohnt", so Elvira. "Im Endeffekt lassen die Eltern ihre Kinder bei Fremden, da muss man von Anfang an viel Vertrauen vermitteln", rät die "Notfalloma".
Hohe Nachfrage – dringende Suche nach Freiwilligen
Da die Nachfrage – vor allem im städtischen Bereich – stetig steigt, sucht man aktuell österreichweit dringend nach ehrenamtlichen Mitgliedern, die sich um Kinder kümmern möchten. Für die reibungslose Kommunikation gibt es eine interne App über die "Notfallmamas" im Umkreis von 35 Kilometern verständigt werden. Die Betreuung der Kinder erfolgt dann meist am nächsten Tag. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Ungenach (OÖ) ist auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen, um ein möglichst umfassendes Angebot bieten zu können.