"Geburtstagsschild"
Eltern heißen ihre Tochter mit Kothaufen willkommen
Am Eingang der Gemeinde Schwyz prangt ein Geburtsschild mit einem sonderbaren Symbol. Der Kothaufen ärgert einige, die Eltern nehmen es mit Humor.
Die Eltern eines sechs Monate alten Mädchens aus Schwyz haben am Dorfeingang ein außergewöhnliches Geburtstagsschild aufgestellt. Während üblicherweise ein Storch oder ein anderes Tier für die Ankündigung eines Neugeborenen gewählt wird, haben sie sich für einen Kothaufen entschieden. Das passt nicht allen.
Leserreporter Ben* ärgert sich über das Schild. "Hier wird ein kleines Mädchen öffentlich in den Dreck gezogen", sagt er. Der Schwyzer hat deshalb die Gemeindeverwaltung kontaktiert und sie gebeten, etwas dagegen zu unternehmen. "Dort hieß es nur, die Gemeinde könne nichts tun, weil das Schild sich auf privatem Grund befindet. Ich müsse deshalb zur Polizei", so der 37-Jährige.
Auch bei der Kantonspolizei Schwyz habe man ihn weggewiesen. "Obwohl es sich hier klar um eine Beleidigung handelt, kann nur die betroffene Person selber Anzeige erstatten. Aber hier ist die betroffene Person ein neugeborenes Kind. Logisch, kann es sich nicht wehren", sagt er.
"Schädlich" für Ruf der Gemeinde
Deshalb habe Ben es schließlich bei der Kesb versucht. Auch dort habe man ihn weggewiesen, mit der Begründung, es bestünden keine Anhaltspunkte, um zu handeln. "Es ist richtig traurig, dass sich niemand verantwortlich fühlt. Das Mädchen kann sich nicht wehren und doch tut niemand etwas."
Auch Gäste des Leserreporters hätten ihn darauf angesprochen und gemeint, dass das Schild unangebracht sei. "Letztendlich ist das nicht nur für die Kleine schädlich, sondern wirft auch ein schlechtes Bild auf die Gemeinde."
Gemeinde will nicht handeln
Die Gemeindeverwaltung bestätigt auf Anfrage den Eingang einer Reklamation. "Wir sehen aber keinen Bedarf, einzuschreiten", sagt ein Sprecher. Er empfehle Ben, das Gespräch mit den Eltern, die das Geburtsschild aufgestellt haben, zu suchen. Die Kesb stand am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.
Die Kritik an ihrer Tafel interessiert die beiden frisch gebackenen Eltern Paul (28) und Jeannine (28) aus Schwyz, die das Geburtsschild aufgestellt haben, kaum. "Wir sind überglücklich mit unserer Tochter. Dass einige Anwohner nicht mit unserem Schild leben können, ist nicht unser Problem."
Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet ein Kothaufen als Symbol für die Geburt des Babys gewählt wurde. Paul ist nämlich einer der Organisatoren des alljährlichen Priisgegläs in Schwyz.
Seine Kollegen Matthias und Thadey hätten ihm die Tafel geschenkt. "Es gibt Leute, die das nicht verstehen können. Aber das ist uns egal. Das Geburtsschild dürfte noch eine Weile stehen bleiben. Wir bauen es noch lange nicht ab." Wie Paul erzählt, habe es sogar einen Kran gebraucht, um den Geburtsbaum aufzustellen.
Das halten Passanten vom Geburtsschild
Die Meinungen von Passantinnen und Passanten sind gespalten. Im Gespräch mit 20 Minuten sagt Elias (18): "Ich finde es mega lustig und außergewöhnlich." Auch ein deutscher Tourist (55) findet: "Das sollte man mit Humor nehmen."
Andere amüsieren sich weniger über das Geburtsschild. Ein Schwyzer (33) sagt: "Ich finde diese Tafel eine Frechheit. Das Mädchen wird nur ausgelacht."
*Name geändert