Wirtschaft

Handel wehrt sich gegen Corona-Eintrittstests

Künftig soll es wohl auch beim Shoppen Eintrittstests geben. Der Handelsverband ist jedoch dagegen. Studien belegen, dass der Handel kein Hotspot ist.

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"Es ist wirtschaftspolitisch und auch arbeitsmarktpolitisch ein Desaster, wenn man hier mit Eintrittstests alle Branchen über einen Kamm schert", erklärt Will bei Puls24.
"Es ist wirtschaftspolitisch und auch arbeitsmarktpolitisch ein Desaster, wenn man hier mit Eintrittstests alle Branchen über einen Kamm schert", erklärt Will bei Puls24.
Guo Chen Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

Am heutigen Montag wird über weitere Schritte im Kampf gegen Corona entschieden. Am späten Nachmittag wird verkündet, wie es denn nun weitergeht. Zuletzt sickerte durch, dass als zusätzliche Maßnahme Eintrittstest für den Handel eingeführt werden sollen. Eindeutig dagegen sprechen sich jedoch der Handels selbst sowie Konsumenten aus. 

Non-Food Händler würden durch die Einführung einer Testpflicht beim Shoppen zwei Drittel ihrer Umsätze verlieren, schilderte der Handelsverband in einer Aussendung. Daher fordert jener statt der Eintrittstests differenzierte Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis. Immerhin würden Studien belegen, dass der Handel kein Corona-Hotspot ist, so auch die aktuellen AGES-Clusteranalysen. In der Aussendung wird darauf verwiesen, dass fast 70% aller Infektionen im Haushalt passieren, 15% in der Freizeit. Im Einzelhandel konnte im Gegensatz dazu bis dato kein einziger Corona-Cluster nachgewiesen werden.

Handelsverband fordert Branchendifferenziertheit 

Zu dem Thema äußerte sich im Puls24-Interview mit René Ach der Geschäftsführer des Handelsverbands, Rainer Will. Gleich eingangs schilderte Will seinen Standpunkt klar: 

"Es ist wirtschaftspolitisch und auch arbeitsmarktpolitisch ein Desaster, wenn man hier mit Eintrittstests alle Branchen über einen Kamm schert."

Der Handel sei ohnehin schon "sehr stark belastet". In den vergangenen Wochen habe man mit großen Rabatten zu Einkäufen gelockt, um "Cash in die Kassen zu bekommen und Arbeitsplätze zu sichern", führt Will weiter aus. Zwei Drittel der Einnahmen würde man durch Eintrittstestungen verlieren, da ein Großteil der Konsumenten - 77 Prozent der Befragten -  angegeben habe, nicht mehr in ein Geschäft zu gehen, sollte es zur Umsetzung dieser Maßnahme kommen. 

Maßnahme wissenschaftlich nicht nachvollziehbar 

Zudem fehle für einen solchen Schritt das wissenschaftliche Fundament. Zahlreiche Studien würden nämlich belegen, dass der Handel kein Corona-Hotspot sei, schildert der Geschäftsführer des Handelsverbands. Nun auch noch hier Eintrittstestungen einzuführen wäre "herausgeschmissenes Geld in der schlimmsten Krise". Es handele sich hierbei "um eine falsche Maßnahme, weil sie wissenschaftlich nicht fundiert ist", erklärt Will weiter. Der Handelsverband appelliert daher erneut an die politischen Entscheidungsträger, differenzierte Maßnahmen auf wissenschaftlicher Basis zu setzen und auf die Einführung von Zutrittstests im Handel zu verzichten.

Will fordert "Praxisnähe"

Abgesehen davon sei auch nicht klar, wie genau dies umgesetzt werden sollte. "Wir können unsere Verkäuferinnen und Verkäufer nicht auch noch zu Securitys machen für Menschen, die noch nicht einmal intendieren, das Geschäftslokal länger als zwei Minuten zu beehren", so Will. Und weiter:

"Da muss man schon ein bisschen Praxisnähe in unserem Beamtenstaat walten lassen, weil sonst sind wir wirklich am Mond unterwegs!"

Äußerst verärgert zeigt sich Will auch über die mangelnde Grundlage für die Maßnahmen. Er fordert daher ein "klares, multikausales Gerüst mit mehreren Faktoren", wo etwa die Inzidenz und die Infektionszahlen eine Rolle spielen, aber auch andere differenzierte Faktoren. Zu strenge Corona-Maßnahmen haben erhebliche wirtschaftliche und soziale Kosten, zu laxe Maßnahmen verursachen wiederum sehr hohe gesundheitliche und menschliche Kosten. Die zuletzt diskutierten Zutrittstests beim Einkauf fallen eindeutig in die erste Kategorie, so Will. 

 "Daher muss man hier eine klare Abwägungsentscheidung treffen, die das Wohl der Menschen und die Gesundheit in den Vordergrund hebt und darüber hinaus aber nicht drakonische Maßnahmen zu setzen, die einer behördlichen Sperre gleichkommen."

Zudem fordert der Handelsverband auch für die Zukunft klare Leitlinien. "Wir würden uns klare Vorstellungen erwarten, wie es in den kommenden Monaten weitergeht." Der Handelsverband appelliert daher erneut an die politischen Entscheidungsträger, hier eindeutige und klare Spielregeln einzuführen. Eintrittstestungen seien dabei jedoch nicht der richtige Schritte. 

 Diese würden nämlich einer "drakonischen, ultimativen Bestrafung" gleichkommen, die diese Branche nicht verdient hat.

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