Heute For Future-Award 2024

Eine zweite Chance für das Verpackungsmaterial

Das Verpackungsmaterial wird meistens umgehend entsorgt. Dass ein anderer Weg möglich ist, zeigt das Projekt Online Shop 2.0 der Bäckerei Lechner.

Irma Basagic
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Eine zweite Chance für das Verpackungsmaterial
Peter Lechner, Inhaber der Bäckerei Lechner und Projektträger des Online Shops 2.0, verwendet Verpackungsmaterial als Versandmaterial, anstatt dieses einfach zu entsorgen.
Foto: zVg

NAME DES PROJEKTS: Online Shop 2.0
NAME DES UNTERNEHMENS: Bäckerei Lechner
PROJEKTTRÄGER: Peter Lechner
KATEGORIE: Unternehmen
THEMENBEREICH: Recycling
TEILNEHMERZAHL: 1
GEBURTSJAHR DER IDEE: 2020
REGION: Bundesland Niederösterreich
WIRKUNGSFELD: Ganz Österreich

Heute For Future-Award im Gespräch mit Herrn Lechner

Worum geht es beim Projekt "Online Shop 2.0"?

Mit dem Beginn der COVID Pandemie haben wir als kleine Familienbäckerei mit unserem Online Shop begonnen, um die Regionalität des Onlinehandels auszubauen. Anstatt, dass ausschließlich Online Konzerne das Geschäft dominieren, sollen auch heimische Strukturen von Bauern, Müllern und Bäckern einen Nutzen davon haben, da dieser Online Shop für die Infrastruktur vor Ort einen Mehrwert bietet.

Es handelt sich hier um leistbare Weihnachtskekse, Beugerl oder andere Mehlspeisen, die seit 2022 eben auch als UNESCO immaterielles Kulturerbe anerkannt sind. Auch geht es darum, dass wir unsere veganen Alternativen nicht im Vergleich zu anderen Bäckern teurer verkaufen als die traditionellen, sondern dass wir einen modernen und veganen Lebensstil fördern, mit dem günstigeren Preis, zeigt den Wandel, den wir als Bäckerfamilie durchlebt haben.

Diese Ausgangslage haben wir dazu genutzt, auch das Recycling in unserem Unternehmen auf ein neues Level zu heben. Unser Nahversorger erhält mehrfach in der Woche eine große Menge an Lebensmitteln, die logischerweise mehrfach verpackt sind, ob nun Kartonagen, Überfolie, etc.

All dies wird von uns gesammelt und für den Online Shop als Versandmaterial wiederverwendet. So verschicken wir im Jahr über 1.000 Pakete mit 100 % recycleten Verpackungen. Für keine einzige Sendung musste nur eine Verpackung oder Füllmaterial zugekauft werden. So sparen wir als Einzelunternehmen einiges an Verpackung, das sonst lediglich für den einmaligen Zweck produziert worden wäre, um dann im Müll zu landen.

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    Peter Lechner schenkt mit seinem Projekt dem Verpackungsmaterial ein neues Leben. Das spart Müll und Geld.
    Peter Lechner schenkt mit seinem Projekt dem Verpackungsmaterial ein neues Leben. Das spart Müll und Geld.
    Foto: zVg

    Mit diesem Projekt, das wir erfolgreich umgesetzt haben, möchten wir weitere Nahversorger oder Unternehmer motivieren auch so zu handeln. Denn jeder Supermarkt in ganz Österreich hat das Potenzial Tausende Tonnen an Verpackungen, ein zweites und drittes Leben zu schenken, bevor diese im Müll landen. So können wir die wertvollen Ressourcen viel länger im Kreislauf halten und haben ein Potenzial eine große Menge an Energie zu sparen.

    Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet sich dieses von anderen?

    Es birgt ein Riesenpotential an Einsparungsmöglichkeiten. Österreich hat über 5.700 Lebensmittelgeschäfte, wie unseres. Würde man diese im Durchschnitt mit etwa 100 Rollcontainern pro Monat mit jeweils etwa ½kg Plastik einwickeln pro Rollcontainer wären das im Monat 285 Tonnen Plastik, das man nicht im Müll hat, sondern weiter im Wertstoffzyklus.

    Bei dieser Rechnung wären natürlich große XXL Supermärkte, die oft 100 Container pro Woche statt im Monat erhalten, aber heruntergebrochen auf einen Durchschnitt ist es ein Berg an Müll, den wir nur für den Lebensmittelhandel brauchen, damit die Waren von A nach B kommen.

    Diesen "Müllberg", der eigentlich kein Müll, sondern Wertstoff ist, haben wir in unserem Nahversorger zu über 90 % dezimiert und können diesen ein zweites und drittes Leben geben. Dazu braucht es eben nicht viel, nur einen mutigen Unternehmer mit einer Idee. Eine Idee, die sich wie ein Lauffeuer verbreiten kann, um soviel Ressourcen zu sparen wie möglich.

    Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?

    Es müsste gar nicht viel geschehen. Ausreichend ist dafür, dass ein Partner den Wertstoff Plastik und Verpackung mit Respekt behandelt; anstatt ihn einfach zu entsorgen, diesen sammelt und einen zweiten Partner findet, der den Wertstoff abholt und in seinem Zyklus wiederverwertet. Einfach und simpel.

    Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein, dass Ihr Projekt anderswo nachgemacht werden könnte?

    Es braucht für diese Implementierung nur ein Unternehmen, das eine Menge X an Material bekommt, das verpackt ist. Wie z.B. ein Supermarkt mit Kartonagen und Folien. Danach braucht man nur ein regionales Unternehmen, das einen Online Shop betreibt und der diese Materialien einfach mitnimmt und so im Wertstoffkreislauf hält, mit dem weiteren Versand. Eine Infrastruktur, die fast in jeder Gemeinde vorherrscht und ganz leicht umsetzbar wäre.

    ib
    Akt.