Mieter leben in Angst
Einbruchs-Versuch in Gemeindebau! Täter kam über Gerüst
Seit März wird in der Gregorygasse 20-26 umgebaut. Die Mieter klagen über Schmutz, Lärm und Sicherheitsmängel, die zu Einbrüchen führen sollen.
Jürgen S. ist verzweifelt. Der Wiener lebt in der Gregorygasse 20-26 (Liesing) in einer Gemeindebau-Wohnung. Seit März werden in dem Bau Sanierungsmaßnahmen durchgeführt – und seither soll nichts mehr so sein wie zuvor. Denn abgesehen von Lärm und Schmutz sollen die Mieter auch mit mangelnder Sicherheit konfrontiert sein.
"Es ist hier alles frei für Einbrüche", klagt S. "Sie kommen sogar, wenn wir daheim sind, eine Überwachung gibt es nicht!" Er sei abends vor dem Fernseher gesessen, den Vorhang geschlossen, als er ein Geräusch hörte, erinnert sich Jürgen S. an den 3. November. "Ich dachte mir zuerst, das sind Arbeiter, aber dann passierte es wieder. Plötzlich sah ich jemanden mit einem Brecheisen vor meinem Fenster, der Schraubenzieher steckte schon drin. Als er mich sah, lief er davon."
"Einbrüche sind hier gang und gäbe"
Der Mieter rief die Polizei, die gegenüber "Heute" den Einsatz auch bestätigte. Zwei unbekannte Männer sollen versucht haben, über einen Balkon in eine Wohnung einzubrechen. Es wird wegen des Verdachts des versuchten Diebstahl ermittelt. Jürgen S. blieb neben der Angst ein Schaden am Fenster, der jedoch mittlerweile behoben werden konnte. Kein Einzelfall, so der erboste Wiener: "Bei Bekannten wurde der Keller aufgebrochen, das ist hier gang und gäbe. Die Nachbarn sind nervlich komplett am Sand." Die Polizei selbst kann weitere Einbruchsversuche nicht bestätigen.
Mieterin Gerharde erzählt jedoch ebenfalls von mehrfachen Einbruchsversuchen: "Im Zuge des Umbaus wurden mir Jalousie und Schutzgitter entfernt. Es hieß, ich würde ein neues Rollo ohne Sicherheitsstandards bekommen. Mir auf eigene Kosten ein Neues zu kaufen wurde nicht bewilligt. Auch mein 4.000 Euro teures Sicherheitsschloss wurde wegen des Umbaus entfernt, das neue soll günstiger werden", berichtet sie. Vorteile im Umbau sieht sie keine: "Es ist finster, kühl und laut. Und was habe ich vom Resultat außer neue Wohnungen und damit Geld für Wiener Wohnen?"
Krauss: "Es ist untragbar"
Unterstützung erhalten die verzweifelten Mieter von FPÖ Wien Wohnbau-Ombudsmann Michael Niegl und Klubobmann Maximilian Krauss. "Es ist unglaublich, wie rücksichtslos Wiener Wohnen mit den Mietern umgeht, derart massiv Sanierungen bei laufenden Wohnbetrieb durchzuführen ist untragbar", so Krauss. Niegl fordert Ersatzquartiere sowie eine Mietzinsminderung. Dazu plant die FPÖ Anträge im Gemeinderat. Gemeinsam mit dem Österreichischen-Mieterschutz-Ring ÖMR wolle man notfalls die Mietzinsminderung bei der Schlichtungsstelle erstrecken.
Bei Wiener Wohnen sieht man das gänzlich anders: Der Umbau in der Gregorygasse sei ein innovatives Projekt zur nachhaltigen Sanierung und Schaffung innerstädtischem Wohnraumes, heißt es auf Anfrage. Die Wohnanlage werde umfassend thermisch saniert, der Heizwärmebedarf so um bis zu 80 Prozent reduziert. Dies verringere die Heizkosten für die Mieter künftig merklich. Doch Bauarbeiten seien naturgemäß mit Lärm und Schmutz verbunden.
Sanierung bis 2026
Was die Sicherheit betrifft, so verweist man auf die örtliche Bauaufsicht, die mit der Überwachung des Geländes und der Kontrolle beauftragt ist. "Das Gerüst wurde von einer Fachfirma unter Einhaltung aller Gesetze und Normen mit Sorgfalt aufgestellt und wird regelmäßig überprüft. Zum Schutz vor herabfallenden Teilen und als Schmutzfilter ist das gesamte Gerüst in ein Schutznetz eingehüllt, darüber hinaus werden Gerüst sowie die gesamte Baustelle außerhalb der Baubetriebszeiten abgesperrt. Baufremden und unbefugten Personen ist ein Betreten der Baustelle untersagt." Sollten Mieter außerhalb der Baubetriebszeiten unbefugte Personen auf der Baustelle bemerken, rate man ihnen, die Polizei einzuschalten.
Der Ausbau eines Sicherheitsschlosses sei Wiener Wohnen nicht bekannt. Wenn es für den Bauablauf notwendig wird, Sicherheitsvorrichtung in Ausnahmefällen vorübergehend abzubauen, erfolge die Entfernung und Wiederherstellung in Absprache mit den Mietern. "Um möglichst schonend vorzugehen, wird die Sanierung der Wohnhausanlage blockweise durchgeführt. Das bringt den Vorteil, dass immer nur jene Mieter unmittelbar betroffen sind, deren Block gerade saniert wird", heißt es weiter. Die Fertigstellung der Sanierungsarbeiten an der gesamten Wohnanlage sind für 2026 geplant, das Gerüst am ersten Block wird voraussichtlich Ende des Jahres abgebaut. 44 Dachgeschoßwohnungen sind geplant.